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Übergewicht (Adipositas): Ursachen, BMI, Folgen

Das Thema Übergewicht scheint allgegenwärtig zu sein. Die Medien sind voll von Artikeln, Interviews und Anzeigen zu Ernährungstipps, Diäten und Produkten, die das Abnehmen leicht machen sollen. Schlagworte wie BMI und Jojo-Effekt sind sprachliches Allgemeingut geworden. Eigentlich erscheint die Sache einfach: Ob man zu viel wiegt, zeigt einem die Waage. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung sind die wichtigsten Maßnahmen im Kampf gegen die überzähligen Pfunde. Das weiß heute (vermutlich bzw. hoffentlich) jedes Kind. Aber ist es tatsächlich so einfach? Warum nimmt dann das durchschnittliche Gewicht der Bundesbürger laufend weiter zu statt ab? Und das, obwohl jeder weiß, dass Übergewicht auf Dauer ungesund ist?

Wie viele Menschen in Deutschland sind übergewichtig?

Nicht nur in den USA: Wir werden dicker

Tatsächlich scheint Übergewicht, vor allem in seiner krankhaft gesteigerten Form, der Fettsucht, eines der größten Gesundheitsprobleme in unserer Gesellschaft zu sein. Manche Experten gehen sogar davon aus, dass die seit Jahrzehnten steigende Lebenserwartung aufgrund des massiven Übergewichts künftig wieder sinken könnte.

Das gilt vor allem für die USA, wo bereits nahezu zwei Drittel der Bevölkerung übergewichtig und an die 30% fettsüchtig sind. Aber auch bei uns in Deutschland ist mehr als die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung zu schwer. Bei den Männern sind es laut einer fortlaufenden Datenerhebung des Robert-Koch-Instituts gut 67%, bei den Frauen 53%. Der Anteil der krankhaft Übergewichtigen (Body Mass Index oder BMI ≥ 30) hat sich dabei sowohl bei den Männern von 19% auf 23%) als auch bei den Frauen (von 22% auf 24%) innerhalb der letzten Auswertungsdekade erhöht.

Was ist der Hauptgrund fürs Übergewicht?

Ess- und Lebensgewohnheiten

Die Gründe für das weit verbreitete Übergewicht sind vor allem in den Lebensgewohnheiten zu suchen. Krankhafte Ursachen wie genetisch bedingte Stoffwechselstörungen oder eine Unterfunktion der Schilddrüse sind nur selten dafür verantwortlich. Viel mehr ins Gewicht fällt buchstäblich die Überernährung. Sie wird durch Nahrungsangebote im Überfluss und zum Billigpreis begünstigt. Dabei spielt der hohe Zucker- bzw. Fructose-Gehalt in vielen Lebensmitteln, insbesondere in Fertigprodukten, eine besonders traurige Rolle.

Gepaart wird die erhöhte Energiezufuhr häufig mit Bewegungsmangel, wodurch sich der Energieüberschuss noch weiter verschärft. Gleiches gilt für Schlafmangel und Nachtarbeit. Stress einerseits und Langeweile andererseits sind Gründe für Heißhungerattacken und Naschen als Befriedigungsverhalten. Sie machen deutlich, dass es beim Körpergewicht häufig nicht nur ums Essen, sondern um die Lebensgestaltung geht. Das zeigt sich auch an der gegenläufigen Korrelation von Bildung und Übergewicht.

BMI: Ab wann ist man übergewichtig?

Ab wann ist man eigentlich übergewichtig? Das derzeit immer noch gängigste und weithin bekannte Kriterium zur Antwort auf diese Frage ist der Body-Mass-Index (BMI).

Er setzt das Körpergewicht zur Körpergröße ins Verhältnis. Mit einem BMI über 25 (kg/m2) gilt man medizinisch als übergewichtig. Eine etwas differenziertere Auslegung berücksichtigt, dass sich der noch gesunde BMI-Grenzwert mit zunehmendem Alter nach oben verschiebt. Dennoch bleibt der BMI nur ein statistischer Richtwert, der übrigens in der Versicherungswirtschaft entwickelt wurde. Für Kinder ist der BMI nicht brauchbar und auch bei Erwachsenen sollte er in seiner Aussagekraft nicht überschätzt werden. Denn auf die jeweiligen Gewichtsanteile von Muskeln und Fett etwa nimmt er ebenso keine Rücksicht wie auf die Fettverteilung. Beides spielt aber eine Rolle, wenn es darum geht, wie problematisch ein bestehendes Übergewicht einzustufen ist. Zum einen gibt es also bessere Formeln, die etwa den Taillen- und Hüftumfang berücksichtigen. Zum anderen haben neuere Studien ergeben, dass leicht übergewichtige Menschen sogar gewisse Vorteile bei der Lebenserwartung aufzuweisen scheinen.

Überlebensvorteil für Übergewichtige: kein Alibi für ungesunden Lebensstil

Die Studienaussagen sind aber teilweise widersprüchlich und sollten nicht als Alibi für einen ungesunden Lebenswandel dienen. Für manche Situationen (z.B. beim Verkraften von Operationen, Infekten oder sogar Krebs) mag der körperliche „Rettungsreifen“ tatsächlich hilfreich sein. Dazu zählt auch die seelische Pflasterfunktion hochkalorischer Genusszufuhr. Studienergebnisse bescheinigen dicken Menschen (statistisch betrachtet) eine höhere Stressresistenz. Andererseits steigt mit der Überernährung auf Dauer das Risiko für bestimmte Erkrankungen. Allen voran für Diabetes, Bluthochdruck, Herz- und Gefäßprobleme sowie für bestimmte Krebsarten, z.B. Darmkrebs und Brustkrebs. Und ab einem BMI über 30 ist die Gefahr für ein vorzeitiges Ableben definitiv erhöht.

Mit dem Gewicht ist es also nicht ganz so einfach, wie es scheint. Sonst gäbe es wohl auch nicht so viele Menschen mit Gewichtsproblemen, Tendenz steigend. Nur am mangelnden Wissen kann das nicht liegen. Die Zusammenhänge sind, wie meistens im Leben, einigermaßen komplex. Sich nur auf einen Faktor zu konzentrieren, wird dem ganzheitlichen Organismus Mensch und seinen vielfältigen Beziehungen im Innen- und Außenleben nicht gerecht. Das gilt auch für das Idealgewicht. Jenseits der statistischen BMI-Werte ist das eine sehr persönliche Angelegenheit, die von individuellen Faktoren und aktuellen Lebensbedingungen abhängt. Wer sich aktiv und bewusst darum kümmert, wird merken, ob er/sie sich im gesunden Gewichtsbereich oder auf dem Weg dorthin befindet. Der ehrliche Blick in den Spiegel hilft dabei.

Wie geht Abnehmen?

Auf dem Weg zum gesunden Gewicht kommt man an einer dauerhaften Umstellung der Ernährung nicht vorbei, wenn das erreichte Ziel Bestand haben soll. Dabei spielen auch das Bewegungs- und – wie schon erwähnt – das Schlafverhalten eine wichtige Rolle. Es geht also insgesamt um ein bewussteres und gesünderes Leben. Und genau das dürfte der Grund dafür sein, dass trotz aller Diäten und medialer Informationsflut das Durchschnittsgewicht weiter steigt.

Im Alltag helfen die kleinen Tricks, wenn man sie auch anwendet: Stufensteigen statt Rolltreppefahren, Fahrrad statt Auto, Stehen statt Sitzen, zwischendurch Aufstehen, den Körper strecken und so weiter. Mittlerweile gilt es übrigens als wissenschaftlich erwiesen, dass zu langes Sitzen einen nicht nur von der Bewegung abhält, sondern auch für sich genommen ein Gesundheitsrisiko darstellt.

Wissen, was (und wie) man isst

Es ist schon wichtig, zumindest grob darüber orientiert zu sein, was man eigentlich so zu sich nimmt und wie (un-) gesund das ist. Deshalb drehen sich auch zahlreiche Fragen und Antworten um Lebensmittel und ihre Inhaltsstoffe, Speiseplan und Essgewohnheiten. Auch über Energiedichte, Grundumsatz, Schlank- und Dickmacher klären wir Sie auf. Denn diese Begriffe geistern immer wieder durch die Medien und durch Werbeflyer und Anzeigen. Der Nutzwert dieser Informationen ist meistens gering, sie sollen vor allem zum Kaufen animieren: Nahrungsergänzungsmittel, Diäten oder auch Bücher und Medien zum Thema. Von einer Faustregel kann man ausgehen: Es gibt weder die eine Diät noch das eine Lebens- oder Nahrungsergänzungsmittel, das gesund und glücklich macht. Alles Extreme trägt die Gefahr in sich, dass es zum extremen Rückschlag kommt. Beim Abnehmen ist das als Jojo-Effekt bekannt.

Lieber langsamer und dafür langfristig

Lieber in kleinen Schritten langfristig und dauerhaft als schnelles Runterhungern mit Kurzzeiterfolg. Unser Körper hat sich in Jahrmillionen auf die optimale Verwertung unseres üblichen Nahrungsspektrums eingestellt. Deshalb gibt es keinen normalen Nahrungsbestandteil, der für sich genommen schädlich wäre. Fett ist lebensnotwendig, und das gilt nicht nur für die allenthalben beworbenen ungesättigten Fettsäuren. Erst bei Übermaß und Ungleichgewicht, einem Zuviel des Einen und Zuwenig des Anderen wird es problematisch. Das gilt auch für eine Übertreibung in die Gegenrichtung: Untergewicht erscheint aus gesundheitlicher Sicht noch riskanter als das Übergewicht. Es kommt also vor allem auf eine ausgewogene, maßvolle Ernährung im Verbund mit einer gesunden Lebensweise an. Je mehr dies die Regel ist, desto weniger fällt gelegentliches Sündigen ins Gewicht. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Quellen:

  • Deutsche Adipositas Gesellschaft, SRH Hochschule für Gesundheit: Patientenleitlinie zur Diagnose und Behandlung der Adipositas, online unter www.awmf.org (zuletzt aufgerufen am 11.10.2019).

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