Migräne: Ursachen, Behandlung, Prognose
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- Zuletzt aktualisiert: Dienstag, 24. August 2021 08:08
Gemeinsam mit dem Spannungskopfschmerz rangiert die Migräne an der Spitze aller Kopfschmerzformen. Zwischen 6 und 14 von hundert Menschen leiden regelmäßig unter Migräneanfällen, bei jeder dritten Frau tritt einmal im Leben eine Migräne auf. Im folgenden Beitrag erfahren Sie mehr dazu.
Pochender Schmerz, Übelkeit und Lichtscheu
Bei der Migräne handelt es sich um einen einseitig auftretenden Kopfschmerz, der als sehr schmerzhaft und pochend beschrieben wird und in der Regel nicht länger als drei Tage anhält. In den meisten Fällen wird der Schmerz von vegetativen Symptomen wie Übelkeit und Erbrechen begleitet. Auch Licht- und Geräuschempfindlichkeit sind charakteristisch für eine Kopfschmerzattacke.
Bei der Migräne werden zwei Formen unterschieden: Die Migräne ohne Aura, die die häufigere Form darstellt, und die seltenere Migräne mit Aura, die sich durch das zusätzliche Auftreten von neurologischen Beschwerden auszeichnet. Hierzu zählen unter anderem Lähmungserscheinungen und Sehstörungen, die der Kopfschmerzattacke vorausgehen oder diese begleiten.
Oft nicht aus heiterem Himmel
Die Ursachen für die Entstehung der Migräne sind bisher noch nicht vollständig geklärt. Es existieren verschiedene Thesen, die mit dem Auftreten der Kopfschmerzen in Verbindung gebracht werden. Eine genetische Komponente, die sich in familiären Häufungen der Erkrankung ausdrückt, scheint dabei aber gesichert zu sein. Weiterhin sind bestimmte Triggerfaktoren bekannt, die eine Migräne provozieren können. Hierzu zählen unter anderem ein plötzlicher Wetterwechsel, Änderungen des Schlaf-Wach-Rhythmus sowie der Konsum bestimmter Genuss- und Nahrungsmittel.
Um eine Migräne erfolgreich zu behandeln, sollten die Triggerfaktoren bekannt sein und möglichst vermieden werden. Zur Erkennung des individuellen Risikoprofils kann das Führen eines Kopfschmerztagebuches sinnvoll sein.
Vorbeugung ist die beste Behandlung
Die Behandlung der Migräne baut auf verschiedene Strategien. Während im akuten Anfall vor allem Medikamente zum Einsatz kommen, wird einer neuerlichen Migräneattacke am besten durch eine gesunde Lebensweise vorgebeugt. Hierzu zählen unter anderem Ausdauersportarten, Stressreduktion und eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Auch alternative Therapieverfahren wie Akupunktur können eingesetzt werden.
Definition
Unter Migräne werden anfallsartig auftretende Kopfschmerzen mit pochendem Charakter verstanden, die periodisch wiederkehren und sich nur auf einer Kopfseite manifestieren. Begleitend können weitere Beschwerden wie Lichtempfindlichkeit, Unwohlsein, Übelkeit und Erbrechen auftreten. Eine Kopfschmerzphase dauert typischerweise 4 bis 72 Stunden an und verschwindet danach von allein wieder.
Die Aura und wie sie sich äußern kann
Teilweise wird die Migräne von einer Aura begleitet. Darunter werden verschiedene Wahrnehmungsstörungen zusammengefasst, die vor oder während der Kopfschmerzattacke auftreten. Klassische Aura-Symptome sind:
- Sehstörungen in Form von Flimmerskotomen
- Schwindel
- veränderte Geruchs- oder Geschmackswahrnehmungen
- Sprachstörungen
- Lähmungserscheinungen
Je nach dem, ob eine Aura vorliegt oder nicht, wird die Migräne in zwei Gruppen klassifiziert:
- 1. Migräne ohne Aura (65-85%)
- 2. Migräne mit Aura (auch Migraine accompagnée, ca. 15-35%)
Die Migräne ist eine sehr häufige Erkrankung, die etwa 7 von 100 Männern bzw. 14 von 100 Frauen betrifft und klassischerweise im Alter von 35 bis 45 Jahren beginnt.
Ursachen und Auslöser
Die genauen Ursachen für das Auftreten einer Migräne sind bisher noch nicht gänzlich geklärt. Genetische Faktoren scheinen aber eine Rolle zu spielen, da Migränebeschwerden in manchen Familien gehäuft auftreten. In Familien, in denen mehrere Familienmitglieder unter Migräne mit Aura leiden, konnten bereits erste Genveränderungen im Erbgut detektiert werden, die mit dem Auftreten der Erkrankung in Verbindung stehen.
Weiterhin wird angenommen, dass ein Ungleichgewicht des Botenstoffs Serotonin im Gehirn ebenfalls als Ursache für die Entwicklung der Kopfschmerzen in Frage kommt. Da Serotonin nicht nur im Zentralen Nervensystem (ZNS), sondern auch im Magen-Darm-Trakt eine Rolle spielt, lässt sich über diese These auch die Entstehung von Übelkeit und Erbrechen erklären.
Kritisch: Wetterwechsel, Alkohol und der Schlaf
Es gibt eine Vielzahl an Triggerfaktoren, die Migränephasen provozieren können. Typisch sind Klimaeinflüsse wie Wetterwechsel oder eisige Kälte sowie der übermäßige Konsum von Genussmitteln wie Alkohol, Nikotin und Koffein. Aber auch andere Lebensmittel wie Zitrusfrüchte, Milchprodukte oder dunkle Schokolade werden mit dem Auftreten von Kopfschmerzphasen in Verbindung gebracht.
Menschen, die regelmäßig unter Migräne leiden, beschreiben zudem das gehäufte Auftreten von Migräneanfällen im Zusammenhang mit einem veränderten Schlaf-Wach-Rhythmus sowie mit Ruhephasen nach anstrengenden bzw. stressigen Zeiten (sogenannte Feiertagsmigräne). Bei Frauen kann eine Migräneattacke weiterhin mit dem Beginn der Menstruation zusammenfallen oder durch eine Hormoneinnahme (Pille) bedingt sein.
Symptome
Eine Migräneattacke kann einen phasenförmigen Verlauf haben, der sich aus folgenden Phasen zusammensetzt:
- 1. Vorphase
- 2. Kopfschmerzphase
- 3. Rückbildungsphase
Besteht zusätzlich eine Aura, zeigt sich diese in der Regel vor der Kopfschmerzphase bzw. fällt mit dieser zusammen. Nicht immer werden alle Stadien bzw. nicht immer in der genannten Reihenfolge durchlaufen.
1. Vorphase: kein gutes Omen
Die Vorphase, auch Prodromalphase genannt, tritt als Vorbote Stunden bis zwei Tage vor der eigentlichen Migräneattacke auf. Sie kann sich auf sehr unterschiedliche Art und Weise äußern, bleibt intraindividuell jedoch konstant. Dass heißt, dass sich die Migräne bei einer Person in der Regel immer auf dieselbe Art und Weise ankündigt und damit schon früh und gut erkannt werden kann.
Zu den Prodromi zählen:
- Heißhungerattacken oder Appetitlosigkeit
- Stimmungsschwankungen
- Schwierigkeiten beim Schreiben oder Lesen
- vermehrtes Gähnen
- Hyperaktivität oder Antriebslosigkeit
2. Kopfschmerzphase: immer nur auch einer Kopfseite
Für die Kopfschmerzen während einer Migräneattacke ist typisch, dass sie über die Zeit langsam zunehmen und einen pochenden, pulsierenden bis krampfartig-bohrenden Charakter haben. Der Kopfschmerz beginnt in der Regel (bei über 60%) einseitig, meist in der Stirn- und Schläfenregion und breitet sich nicht auf die andere Kopfseite aus. Er kann während einer Attacke jedoch die Kopfseite wechseln. Eine einzelne Schmerzphase dauert meistens zwischen 4 und 72 Stunden an und endet dann von selbst wieder.
Charakteristisch für den Migräne-Kopfschmerz ist, dass er von weiteren Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen begleitet wird. Typisch sind auch das Auftreten von Licht- und Geräuschempfindlichkeit sowie eine Zunahme der Beschwerden bei körperlicher Aktivität.
3. Rückbildungsphase: die Ruhe nach dem Sturm
Wie der Name schon verrät, nehmen die Kopfschmerzen während der Rückbildungsphase langsam, aber kontinuierlich ab. Weiterhin können Symptome, die das Auftreten der Migräne in der Vorphase angekündigt hatten, erneut auftreten. Die Rückbildungsphase ist zudem gekennzeichnet durch große Müdigkeit und Abgeschlagenheit und dauert in der Regel nicht länger 12 bis 24 Stunden an.
Migräne mit Aura
Eine Migräne mit Aura ist definiert durch das anfallsweise Auftreten von neurologischen Beschwerden, die dem Kopfschmerz vorausgehen, diesen begleiten oder auch ganz ohne Kopfschmerzen auftreten können (Migraine sans migraine).
Das häufigste Symptom ist das sogenannte Flimmerskotom. Dabei werden gezackte, flimmernde Linien gesehen, die sich zu einem Kranz formieren oder bis an den Rand des Blickfeldes reichen können. Die Skotome erscheinen hell, in verschiedenen, grellen Farben und können große Teile des Gesichtsfeldes verdecken.
Seltener, aber auch typisch für eine Aura sind Lähmungserscheinungen (Paresen), Sensibilitätsausfälle, Schwindel und Sprachstörungen (Aphasie). Ein wichtiges Merkmal aller Beschwerden ist, dass sie sich nach der Migräneattacke vollständig zurückbilden und keine Schäden am Gehirn verursachen.
Diagnose
Die Diagnose einer Migräne wird in den meisten Fällen rein klinisch getroffen. Das bedeutet, dass der Arzt Sie zu typischen Beschwerden befragt und anschließend eine körperlich-neurologische Untersuchung durchführt, um den Verdacht auf das Vorliegen einer Migräne zu bestätigen. Hellhörig wird Ihr Arzt in der Regel bei den Angaben:
- einseitige Lokalisation des Kopfschmerzes
- pulsierender Charakter
- Dauer einer Attacke: 4 bis 72 Stunden
- Begleitbeschwerden wie Übelkeit und Erbrechen oder Aura-Symptome
Wann ist es wirklich eine Migräne?
Genaue diagnostische Kriterien für das Vorliegen einer Migräne (ohne Aura) sind erfüllt, wenn:
A. mindestens 5 Attacken stattgefunden haben, bei denen die Kriterien B, C und D zutrafen
B. die Dauer einer Attacke zwischen 4 und 72 Stunden lag
C. mindestens zwei Kopfschmerzcharakteristika erfüllt werden:
- einseitiger Schmerz
- pulsierender Schmerz
- Schmerzintensität führt zu Einschränkungen im Alltag
- Schmerz nimmt bei Belastung zu
D. zusätzlich mindestens ein Begleitsymptom besteht:
- Übelkeit oder Erbrechen
- Geräusch- oder Lichtempfindlichkeit
Gründliche neurologische Untersuchung
Die anschließende körperlich-neurologische Untersuchung konzentriert sich darauf, die Diagnose zu sichern bzw. andere Ursachen für das Vorliegen der Kopfschmerzen ausfindig zu machen. Typischerweise werden Sehleistung und Hirnnervenfunktion überprüft und Tests zur Bewegungs- und Wahrnehmungsfähigkeit durchgeführt. Auch eine Untersuchung der Wirbelsäule sowie der Zähne bzw. des Kiefergelenks sollte nicht fehlen, da Erkrankungen und Störungen dieser Körperregionen ebenfalls Kopfschmerzen verursachen können.
Eine Messung der Hirnströme im EEG sowie der Einsatz von bildgebenden Verfahren (Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztherapie (MRT)) zur Darstellung des Gehirns werden nicht regelhaft durchgeführt. Benötigt werden sie nur beim Verdacht auf das Vorliegen einer anderen Ursache für die Kopfschmerzen, bei untypischen Kopfschmerzen oder neu aufgetretenen Zusatzsymptomen einer bekannten Migräne. Im Rahmen einer Migräne zeigen EEG, CT und MRT in der Regel keine typischen Veränderungen und werden zur Diagnosestellung daher nicht benötigt.
Differentialdiagnosen
Es gibt eine Reihe anderer Kopfschmerzformen, die nicht immer leicht von einer Migräne abzugrenzen sind. In vielen Fällen kann über den Schmerzcharakter, die Schmerzintensität, die Dauer und den Verlauf des Schmerzes sowie über die Begleiterscheinungen aber auf die richtige Kopfschmerzart geschlossen werden. Dies ist wichtig, da die Therapie der einzelnen Kopfschmerzformen unterschiedlich ist.
Spannungskopfschmerz
Beim Spannungskopfschmerz handelt es sich um die häufigste Kopfschmerzform überhaupt. Er tritt meistens im Zusammenhang mit Depressionen, Stress und Angststörungen auf und ist beidseitig lokalisiert. Der Schmerz hat einen dumpf-drückenden Charakter und fühlt sich an, als sei der Kopf in einen Schraubstock gespannt. Die Schmerzintensität ist meist nur leicht bis mäßig ausgeprägt, und der Schmerz verstärkt sich nicht durch körperliche Anstrengung. Auch Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen und Lichtscheu treten in aller Regel nicht auf.
Clusterkopfschmerz
Ähnlich der Migräne tritt auch der Clusterkopfschmerz nur einseitig auf. Die Kopfschmerzen sind dabei sehr stark ausgeprägt, haben einen stechenden bis brennenden Charakter und werden meistens in der Augenregion lokalisiert. Typisch sind das nächtliche Auftreten der Schmerzattacken sowie die relative kurze Dauer von ca. 15 bis 180 Minuten pro Attacke.
Ein wichtiges Merkmal des Clusterkopfschmerzes ist zudem das begleitende Auftreten von neurologischen Symptomen. Dazu zählen unter anderem ein hängendes Augenlid, gesteigerter Tränenfluss, Gesichtsrötung und Schwitzen sowie Schleimhautschwellungen der Nase. Diese Beschwerden treten immer nur auf der Kopfseite auf, auf welcher auch der Kopfschmerz lokalisiert ist.
Medikamenten-induzierter Kopfschmerz
Wie der Name schon verrät, tritt der medikamenten-induzierte Kopfschmerz durch die übermäßige Einnahme bestimmter Medikamente auf. Paradoxerweise zählen dazu auch Schmerzmittel wie ASS, Paracetamol oder Opioide. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich der medikamenten-induzierte Kopfschmerz häufig aus der Therapie einer anderen Kopfschmerzform entwickelt.
Die Kopfschmerzen sind dumpf, über den gesamten Kopf verteilt und bestehen an mindestens 15 Tagen im Monat. Begleiterscheinungen wie Lichtempfindlichkeit oder Übelkeit sind möglich. Zur Therapie eignet sich allein das Absetzen aller Schmerzmittel.
Behandlung
Die Behandlung der Migräne fußt auf mehreren Säulen. Zum einen kommen nicht-medikamentöse Maßnahmen zum Einsatz, die Ruhe spenden und die optimalen Voraussetzungen zur Erholung schaffen sollen; zum anderen werden Medikamente verabreicht, die Schmerzen zu lindern vermögen. Weiterhin sollte in schmerzfreien Phasen dem Auftreten weiterer Migräneattacken vorgebeugt werden.
Eine Migräne kann nicht geheilt werden. Ziel einer erfolgreichen Migränetherapie ist also, die Beschwerden zu reduzieren und weiteren Migräneanfällen vorzubeugen.
1. Nicht-medikamentöse Maßnahmen
Während einer Migräneattacke sollten Sie sich von äußeren Reizen abschirmen, die die Beschwerden verstärken können. Oftmals wirken bereits der Rückzug in einen abgedunkelten ruhigen Raum sowie die Einhaltung von Bettruhe lindernd auf die Schmerzsymptomatik. Auch kühle Kompressen, die auf die Augen gelegt werden, können für Besserung sorgen.
2. Medikamentöse Therapie
Je nach Stärke der Beschwerden werden unterschiedliche Medikamente eingesetzt. Entscheidend für den Therapieerfolg ist, dass die Medikamente früh eingenommen werden und möglichst hoch dosiert sind. Den Einnahmezeitpunkt sowie die genau Dosierung sollten Sie unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt festlegen.
Aspirin § Co gegen leichte bis mittelschwere Schmerzen
Bei leichten bis mittelschweren Migräneattacken sind Medikamente aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) Mittel der ersten Wahl. Diese sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich:
- Paracetamol (Paracetamol-ratiopharm®, ben-u-ron®, Contac®, GRIPPEX®, Parapead®, Perfalgan®)
- Ibuprofen (Aktren®, Anco®, Dismenol®, Dolormin®, Esprenit®, Eudorlin extra®, Ibuflam®, IbuHEXAL®, Ibutop®, Ibubeta®, Migränin Ibuprofen®, Neuralgin extra®, Nurofen®, Opturem®, Pedea®, Spidifen®, Tispol®, Urem®)
- ASS (Acetylsalicylsäure) (Acesal®, Alka-Seltzer®, Aspirin®, Godamed®, Herz-ASS®, Miniasal®, Togal-ASS®, ASS-ratiopharm®, Eudorlin®)
Besonders ein Kombinationspräparat aus ASS, Paracetamol und Koffein verspricht schnelle und gute Wirksamkeit, sollte jedoch im Einzelfall getestet werden. Wichtig ist, dass Sie dasjenige Präparat finden, das Ihnen am schnellsten, besten und sichersten hilft!
Da NSAR nicht gegen Übelkeit und Erbrechen helfen, sollte bei Übelkeit zusätzlich ein Antibrechmittel (Antiemetikum) eingenommen werden. Das gängigste Präparat ist dabei Metoclopramid (Cerucal®, Gastronerton®, Paspertin®), das durch einen Arzt verschrieben werden muss.
Bei starken Schmerzen: Triptane
Bei starken Beschwerden kommen verschreibungspflichtige Medikamente zum Einsatz. Mittel der ersten Wahl sind die sogenannten Triptane wie Sumatriptan (Imigran®), Almotriptan (Almogran® und Dolortriptan®) und Naratriptan (Formigran® und Naramig®). Triptane ahmen die Wirkung von Serotonin im Gehirn nach und haben sich durch eine sehr gute Wirksamkeit während der akuten Migräneattacke bewiesen.
Vorteil der Triptane ist, dass sie zu jedem Zeitpunkt des Schmerzanfalls eingenommen werden können, obwohl auch sie besser wirken, wenn sie früher zum Einsatz kommen. Anders als NSAR wirken Triptane auch gegen Übelkeit und Erbrechen. Die Kombination mit einem Antiemetikum ist daher nicht zwingend notwendig.
Allerdings sind die Nebenwirkungen der Triptane sehr vielfältig, spielt Serotonin doch an vielen Stellen des Körpers als Transmitter eine Rolle. Zu den wichtigsten zählen:
- Kribbeln und Kältegefühl an Händen und Füßen
- Herzrhythmusstörungen
- Blutdruckanstieg
- Engegefühl in der Brust
- Hitzewallungen, Schwindel
- Kopfschmerzen (vor allem bei zu häufiger Anwendung)
Triptane nicht für jeden geeignet
Zudem gibt es einige Erkrankungen, bei denen die Wirkstoffe nicht eingenommen werden dürfen. Dazu gehören:
- Erkrankungen des Herzens bzw. der Herzkranzgefäße
- Durchblutungsstörungen (z.B. pAVK)
- Bluthochdruck
- eingeschränkter Nieren- und Leberfunktion
Nicht eingesetzt werden dürfen Triptane außerdem:
- in der Schwangerschaft und Stillzeit
- bei Menschen über dem 65. Lebensjahr
- bei Kindern
Medikamente immer nur vorübergehend!
Eine erfolgreiche medikamentöse Therapie kann dazu verleiten, die Schmerzmittel auch in krankheitsfreien Intervallen einzunehmen. Zur Dauereinnahme sind aber weder NSAR noch Triptane geeignet. Im Gegenteil – bei einer Einnahme der Medikamente, die mehr als 10 Tage im Monat überschreitet, kann sich zu der Migräne ein medikamenten-induzierter Kopfschmerz gesellen. Aus diesem Grund sollten häufige Kopfschmerzattacken sowie die Einnahmemodalität der Schmerzmittel immer mit einem Arzt besprochen werden.
Komplikationen
Die wichtigsten Komplikationen einer Migräne sind der Status migraenosus sowie der migränöse Infarkt. Typisch für beide Komplikationen ist, dass die Migräne in der Regel seit Jahren besteht und bereits vielfach mit Medikamenten behandelt wurde.
Status migraenosus
Von einem Status migraenosus wird gesprochen, wenn eine Migräneattacke länger als drei Tage (72 Stunden) bestehen bleibt, nicht von alleine abklingt und sich durch die herkömmlichen Therapiemethoden nicht in den Griff bekommen lässt.
Da der Status migraenosus häufig von anhaltendem Erbrechen begleitet wird, kann es zu massiven Elektrolyt- und Flüssigkeitsverlusten kommen, die im schlimmsten Fall einen Kreislaufkollaps sowie eine stationäre Einweisung nach sich ziehen. Die Behandlung erfolgt in der Regel mit der einmaligen Gabe eines hochdosierten Glucokortikoids (Kortison).
Migränöser Infarkt
Bei einem migränösen Infarkt besteht eine anhaltende Migräne mit Aura in Kombination mit einem Infarktgeschehen im Gehirn. Bisher unklar ist, ob zwischen der Migräne und dem Schlaganfall ein Zusammenhang besteht oder ob beide Ereignisse zufällig zeitgleich auftreten. Betroffen sind häufig Frauen unter dem 45. Lebensjahr. Glücklicherweise tritt diese Komplikation der Migräne, die zu bleibenden neurologischen Einschränkungen führen kann, jedoch nur sehr selten auf.
Prävention
Um Migräneattacken vorzubeugen, gibt es eine ganze Reihe an Strategien. Wichtig ist, dass Sie diejenige für sich ausfindig machen, die Ihnen am besten hilft und diese zwischen den Anfällen gewissenhaft einsetzen. Denn nur eine konsequente Migräneprophylaxe kann Attacken verhindern.
Nicht-medikamentös: gesund leben und möglichst wenig Stress
Nicht-medikamentöse Maßnahmen zielen auf eine gesündere Lebensweise ab. Dazu zählen eine konsequente und dauerhafte Stressreduktion sowie das bewusste Herbeiführen von Entspannungszuständen beispielsweise durch die Progressive Muskelrelaxation nach Jakobson. Weiterhin sollte mindestens dreimal die Woche Ausdauersport in mittlerer Intensität betrieben werden. Geeignet sind Schwimmen, Joggen, Radfahren oder Nordic Walking.
Genaue Diät- bzw. Ernährungsempfehlungen zur Behandlung einer Migräne existieren nicht. Dennoch sollten Alkohol- und Koffeinkonsum eingeschränkt und auf Lebensmittel verzichtet werden, die einen Migräneanfall provozieren können. Dazu zählen unter anderem dunkle Schokolade, Milchprodukte und Zitrusfrüchte.
Alternative Heilverfahren finden großen Zuspruch zur Prophylaxe und Therapie der Migräne. Angewendet werden besonders Akupunktur und homöopathische Verfahren. Ob ein alternatives Therapieschema Ihnen individuellen Nutzen bringt, sollten Sie in Probesitzungen herausfinden. Ein Versuch lohnt sich in jedem Fall!
Medikamentöse Methoden: nur bei häufigen Attacken
Es gibt bestimmte Kriterien, wann einer Migräne medikamentös vorgebeugt werden sollte. Dies ist der Fall, wenn mehr als drei Attacken pro Monat auftreten oder eine einzelne Attacke länger als 72 Stunden andauert. Vornehmlich eingesetzt werden dann:
- Betablocker
- Valproat
- Topiramat
- Flunarizin
- Erenumab (Aimovig)
Um gemeinsam mit dem behandelnden Arzt die bestmögliche Therapieform für Sie zu finden und im Alltag mit der Migräne zurechtzukommen, kann das Führen eines Kopfschmerztagebuches sinnvoll sein. Ziel ist es, mögliche Triggerfaktoren, Symptome sowie die Dauer der Symptome, aber auch Schmerzintensität, Schmerzcharakter und Faktoren, die zur Besserung der Migräne führen, zu erfassen.
Kommen Sie Ihrer Migräne selbst auf die Schliche
Ein Tagebuch können Sie ganz leicht selbst anlegen. Tragen Sie dazu für jede Migräneattacke folgende Parameter in ein Buch oder einen Kalender ein:
- Datum
- Lokalisation, Intensität und Dauer der Schmerzen
- Begleiterscheinungen (z.B. Sehstörungen, Erbrechen)
- mögliche Auslöser (Stress, Krankheit, Diät)
- Nahrungsmittel (wurde etwas im Übermaß konsumiert?)
- Genussmittel
- Medikamente (auch Medikamente, die aufgrund anderer Erkrankungen eingenommen werden)
Mit der Zeit werden Sie merken, dass sich bestimmte Regelmäßigkeiten in Ihrem Schmerztagebuch finden, die Ihnen in dieser Form gar nicht bewusst waren. In vielen Fällen sind es genau diese Dinge, die beachtet werden oder anders gemacht werden müssen, um eine Besserung der Erkrankung zu erreichen.
Quellen:
- Charly Gaul et al.: Kopfschmerzen, Georg Thieme Verlag, 2016.
- Gerd Herold: Innere Medizin, Herold Verlag, 2015.
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie: Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne, www.dgn.org, zuletzt aufgerufen am 03.09.2019.