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Neurodermitis: Symptome, Diagnose, Behandlung

Die Neurodermitis ist eine entzündliche Erkrankung der Haut, die insbesondere im Säuglings- und Kindesalter auftritt und sich durch Trockenheit, Schuppung, Rötung sowie einen starken Juckreiz der betroffenen Hautareale bemerkbar macht. Die Neurodermitis, auch atopische Dermatitis bezeichnet, stellt die häufigste Hauterkrankung im Kindesalter dar. In den meisten Fällen beginnt sie zwischen dem 3. und dem 6. Lebensmonat und bessert sich mit dem Eintritt in die Pubertät bzw. in das Erwachsenenalter deutlich. Alles weitere zur Neurodermitis erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Was ist eine Neurodermitis?

Die Neurodermitis ist eine der häufigsten entzündlichen Erkrankungen der Haut, die sich durch Trockenheit, Rötung, Schuppung und einen starken Juckreiz bestimmter Hautpartien bemerkbar macht. Sie beginnt meist bereits im Säuglings- und Kindesalter und ist weder heilbar noch ansteckend.

Häufigkeit

Mit 10-15% stellt die Neurodermitis die häufigste Erkrankung der Haut im Kindesalter dar. Sie beginnt in der Regel bereits im Säuglingsalter und bildet sich bis ins Jugend- bzw. frühe Erwachsenenalter meist wieder zurück. Nur noch 1-3% derjenigen, die in ihrer Kindheit unter einer atopischen Dermatitis litten, zeigen als Erwachsene noch Symptome.

Zusammenspiel aus Genen und äußeren Einflüssen

Warum es zur Entwicklung einer Neurodermitis kommt, ist bisher noch nicht abschließend geklärt. An der Krankheitsentstehung ursächlich mitbeteiligt scheinen aber bestimmte Gene zu sein, da Kinder mit zwei erkrankten Elternteilen ein Risiko bis zu 70% tragen, auch eine Neurodermitis zu entwickeln.

Zur genetischen Disposition müssen jedoch bestimmte Einflussfaktoren hinzukommen, die Stress auf die Haut ausüben und einen Krankheitsausbruch triggern. Zu den wichtigsten Provokationsfaktoren zählen neben mechanischen Hautirritationen auch Hitzebelastung, psychischer Stress oder Infektionen anderer Organsysteme wie beispielsweise Grippe oder Magen-Darm-Erkrankungen.

Gerötete Haut, quälender Juckreiz

Klassischerweise äußert sich die Neurodermitis durch eine juckende, trockene und stark gerötete Haut, die zum Einreißen und Nässen sowie zur Krustenbildung neigt. Auch kleine Knötchen und Pusteln sowie Pigmentveränderungen können an bzw. um befallene Hautstellen auftreten. Weiterhin kann es zur Verdickung betroffener Hautareale sowie aufgrund des vielen Kratzens zu glänzenden Fingernägeln kommen. Da die Neurodermitis zum allergischen Formenkreis gehört, ist sie oftmals vergesellschaftet mit dem Auftreten weiterer Erkrankungen wie beispielsweise Nahrungsmittelallergien oder Tierhaarallergien.

Die Diagnose Neurodermitis wird in der Regel durch einen Hautarzt (Dermatologe) gestellt. Er erhebt bei der Erstuntersuchung eine ausführliche Anamnese und sieht sich betroffene Hautareale anschließend genau an. Lokalisation und Aussehen des Ekzems führen zusammen mit einer oftmals ergänzend durchgeführten Blutuntersuchung in der Regel schnell zur richtigen Diagnose.

Individuelle Behandlung je nach Schweregrad

Die Therapie der Neurodermitis ist sehr komplex und richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und dem bestehenden Leidensdruck. Während leichte Stadien durch eine gründliche Hautpflege und die Vermeidung von Provokationsfaktoren behandelt werden können, benötigt es in schweren Krankheitsfällen vermehrt eine immunsuppressive Therapie, um die Symptome in den Griff zu bekommen.

Ursachen

Die genauen Ursachen der Neurodermitis sind bislang nicht geklärt. Diskutiert werden verschiedene bzw. ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Neben einer genetischen Prädisposition scheint es verschiedenste Faktoren zu geben, die die Entstehung der atopischen Dermatitis fördern.

Genetische Prädisposition

Genetische Faktoren scheinen für die Entwicklung der Neurodermitis eine besonders große Rolle zu spielen. So haben Kinder mit zwei erkrankten Elternteilen ein ca. 70%iges Risiko, in ihrem Leben ebenfalls eine Neurodermitis zu entwickeln.

Menschen, die unter einer Neurodermitis leiden, zeigen eine wohl erblich bedingte verstärkte Bildung sogenannter IgE-Antikörper auf bestimmte Reize hin, die letztendlich verantwortlich für die Symptome der atopischen Dermatitis sind. Es scheint dabei verschiedene Gene zu geben, die zu einer verstärkten Bildung von IgE-Antikörpern führen. Welche Gene dies im einzelnen sind, ist bisher noch nicht mit abschließender Sicherheit geklärt und bleibt Gegenstand weiterer Nachforschungen.

Eine erbliche Veranlagung alleine führt aber noch nicht zu einer Erkrankung. Sie macht jedoch anfälliger und kann bei Einwirkung bestimmter Umwelteinflüsse die Entstehung einer Neurodermitis mitbedingen.

Provokationsfaktoren

Provokationsfaktoren sind bestimmte Reize, die Symptome der Neurodermitis triggern oder verschlimmern können. Nicht immer löst der gleiche Reiz dieselbe Reaktion aus, und nicht alle Menschen, die unter einer atopischen Dermatitis leiden, reagieren auf dieselbe Art und Weise auf Provokationsfaktoren. Dennoch ist es hilfreich, die wichtigsten Faktoren zu kennen und ggf. meiden zu können.

Typisch ist eine Provokation der Krankheitssymptome durch:

  • Hautirritationen wie Kratzer oder Trockenheit
  • Staubbelastung beispielsweise durch Abgase, Sand oder Rauch
  • Klima (insbesondere hohe Luftfeuchtigkeit)
  • Wärmestau
  • emotionale Belastungssituationen wie Stress
  • Infektionen wie Erkältungen, Grippe oder Magen-Darm-Infekte

Symptome

Die Neurodermitis ist eine sehr komplexe Erkrankung der Haut, die erst durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren ausgelöst wird. Durch verschiedene Gene bedingt kann die Haut ihre natürliche Schutzfunktion nicht richtig wahrnehmen.

Dabei ist vor allem ein Mangel bestimmter Eiweiße dafür verantwortlich, dass sich die schützende Hornschicht der Haut nicht in ausreichendem Maße aufbaut, zu schnell abgestoßen wird und ständig austrocknet. Besonders trockene und rissige Haut ist anfällig für Umwelteinflüsse, die zu Entzündungen führen können. Aus dem beschriebenen Mechanismus der Krankheitsentstehung lassen sich leicht die wichtigsten Symptome der Neurodermitis ableiten.

Die Hauptsymptome der Neurodermitis sind:

  • trockene, stark juckende Haut
  • feinfleckige Rötung der betroffenen Hautstellen (Ekzeme), die teilweise zur Krustenbildung neigen, nässen und immer wieder aufbrechen
  • Bildung von Knötchen und Pusteln
  • Pigmentveränderungen der betroffenen Hautstellen

Hautveränderungen abhängig vom Alter

Typische Veränderungen der Haut treten je nach Lebensalter bzw. nach Stadium der Erkrankung an unterschiedlichen Körperstellen auf. Ein Erkrankungsbeginn im Säuglingsalter zeigt sich typischerweise durch die starke Bildung von Milchschorf auf der Kopfhaut. Die klassischen Ekzeme der atopischen Dermatitis bestehen weiterhin vor allem im Bereich des Kopfes und insbesondere des Gesichtes sowie an den Streckseiten von Armen und Beinen. Auch Brust und Bauch können betroffen sein, währen die Windelregion in der Regel ausgespart bleibt.

Beginnt die Erkrankung später, insbesondere im Kindesalter, der Pubertät oder im Erwachsenenalter, sind vor allem die Beugeseiten von Armen und Beinen sowie große Körperfalten (bspw. Leistenregion) und Handrücken von der Erkrankung betroffen.

Derbe Haut und glänzende Nägel

Begleitend zu den Hauptsymptomen können folgenden Beschwerden auftreten:

  • Verdickung und Vergröberung der Hautstruktur ab dem Jugendalter, vor allem in großen Gelenkbeugen sowie dem seitlichen Halsbereich (Licheninfikation)
  • glänzende Fingernägel, die durch ständiges Kratzen poliert erscheinen
  • feine Schuppung von Finger- und Zehenkuppen (Pulpitis sicca)

Die Symptome der Neurodermitis treten wechselhaft und in Schüben auf. Während Juckreiz und trockene Haut immer im Vordergrund der Erkrankung stehen, können sich betroffene Hautstellen sowie Begleitsymptome im Laufe des Lebens immer wieder ändern.

Atopie – ein Neurodermitis kommt selten allein

Die Neurodermatitis zählt zum Formenkreis der Atopie. Atopische Erkrankungen kennzeichnen sich durch das Auftreten allergischer Reaktionen bzw. Überempfindlichkeitsreaktionen nach dem Kontakt zu eigentlich harmlosen Umweltsubstanzen wie Pollen, Hitze, Tierhaare und vielen anderen Stoffen. Im Rahmen der Atopie kommt es durch den Kontakt mit den genannten Stoffen zu einer gesteigerten Bildung und Ausschüttung von IgE-Antikörpern, die wiederum die typischen Beschwerden der jeweiligen Erkrankung hervorrufen.

Neben der Neurodermitis zählen folgende Erkrankungen zum Formenkreis der Atopie:

Charakteristische Merkmale beim Atopiker

Neben der IgE-Erhöhung treten bei Menschen, die eine Veranlagung zu atopischen Erkrankungen haben, bestimmte körperliche Stigmata auf. Wenn Sie unter einer Neurodermitis leiden, können diese Merkmale bei Ihnen vorhanden sein:

  • eine doppelte Unterlidfalte (Dennie-Morgan-Zeichen)
  • eine Ausdünnung der Augenbrauen am seitlichen Rand (Hertoghe-Zeichen)
  • ein Abblassen der Haut nach mechanischer Reizung (weißer Dermographismus)
  • ein tiefer Haaransatz
  • eine Dunkelfärbung der Haut der Augenpartie

Diagnose

Zur Diagnosestellung wird Ihr behandelnder Hautarzt (Dermatologe) zunächst ein ausführliches Gespräch mit Ihnen führen (Anamnese) und die betroffenen Hautstellen anschließend genau untersuchen. Weiterhin werden im Zuge der Diagnosestellung verschiedene Bluttests durchgeführt, die in Zusammenschau mit Anamnese und klinischer Untersuchung in der Regel zur richtigen Diagnose führen.

Anamnese

In einem umfassenden Gespräch fragt Ihr Dermatologe zunächst nach dem bestehenden Beschwerdebild. Daneben wird er in der Regel in Erfahrung bringen wollen, ob es bestimmte Reize gibt, die zu einer Verschlimmerung der Beschwerden führen. Da Provokationsfaktoren entscheidend an der Entstehung einer Neurodermitis beteiligt sind, müssen diese genau erfasst werden.

Da die Wahrscheinlichkeit für eine Neurodermitis steigt, wenn auch Verwandte ersten Grades von der Erkrankung betroffen sind, stellt die Familienanamnese ebenfalls einen wichtigen Baustein des ärztlichen Erstgespräches dar. Weiterhin besteht vielfach eine Assoziation zu anderen Erkrankungen des atopischen Formenkreises, weshalb Ihr Dermatologe besonders auch auf weitere bestehende Erkrankungen wie Nahrungsmittelallergien und Heuschnupfen eingeht.

Körperliche Untersuchung

Bei der körperlichen Untersuchung werden vor allem die betroffenen Hautpartien begutachtet. Ihr behandelnder Arzt achtet besonders darauf, wo sich die Ekzeme befinden und wie diese beschaffen sind. Für eine Neurodermitis sprechen besonders papulovesikulöse Ekzeme, die zu Krustenbildung neigen, immer wieder nässen und mit einem starken Juckreiz einhergehen.

Daneben ist die Lokalisation wichtig für die Diagnosestellung: Während im Erwachsenenalter vor allem die Beugeseiten von Armen und Beinen, also Ellenbeugen und Kniekehlen, von der Erkrankung betroffen sind, ist die Neurodermitis bei Säuglingen eher an den Streckseiten der Extremitäten lokalisiert.

Neben der genauen Beurteilung von Lage und Art des Ekzems wird Ihr behandelnder Arzt Sie weiterhin auf die oben genannten Atopiezeichen untersuchen, die mit hinweisgebend für die Diagnosestellung sind.

Weiterführende Allergiediagnostik

Im Rahmen der weiterführenden Diagnostik wird Ihnen der Arzt Blut entnehmen und auf bestimmte Parameter hin untersuchen. In der Regel geht die Neurodermitis mit einer erhöhten Anzahl an eosinophilen Granulozyten, einer bestimmten Population der weißen Blutzellen, sowie einem erhöhten Spiegel an IgE-Antikörpern im Blut einher.

Die Suche nach Auslösern: Prick-Test

Neben der Untersuchung des Blutes kann ein Prick-Test zur Allergiediagnostik erfolgen. Dieser sollte nur im symptomfreien Intervall durchgeführt werden und liefert Hinweise darauf, welche Stoffe bei Ihnen zu einem Krankheitsschub führen können.

Beim Prick-Test werden Ihnen in Wasser gelöste Substanzen auf die Haut aufgetragen, die potentiell zu einer Reaktion führen können. Neben diesen sogenannten Allergenen werden zudem eine Negativkontrolle (meist eine Kochsalzlösung), bei der es zu keiner Reaktion kommen sollte, sowie eine Positivkontrolle (in der Regel eine histaminhaltige Lösung), die immer eine Reaktion auslöst, auf die Haut aufgetragen. Anschließend werden die benetzten Hautstellen mit einer Lanzette leicht angestochen, sodass die Flüssigkeiten in tiefere Hautschichten eindringen können. Nach einer gewissen Zeit kann Ihr Arzt ablesen, welche Stoffe zu Quaddelbildung und Rötung geführt haben und damit Allergene für Sie darstellen.

Der Prick-Test wird im Rahmen der Neurodermitis meist im Verlauf durchgeführt und soll Ihnen dabei helfen, diejenigen Stoffe und Substanzen zu meiden, die bei Ihnen eine allergische Reaktion und damit auch einen Schub der Neurodermitis verursachen können.

Behandlung

Da die atopische Dermatitis mitunter erblich bedingt ist und nicht einfach geheilt werden kann, werden Sie unter Umständen ein Leben lang mit Schüben der Erkrankung zu tun haben. Ziel der Behandlung ist aus diesem Grunde nicht die Heilung im eigentlichen Sinne, sondern das Erreichen möglichst langer beschwerdefreier Phasen.

Zur Therapie der Neurodermitis stehen dabei verschiedenen Maßnahmen zur Verfügung, die nach einem Stufenplan zum Einsatz kommen. Während in leichten Krankheitsphasen die Vermeidung von auslösenden Faktoren sowie die Anwendung feuchtigkeitsspendender Cremes als alleinige Therapie eingesetzt werden können, müssen in schweren Schüben unter Umständen viele verschiedene Medikamente auf die Haut aufgetragen bzw. eingenommen werden, um die Krankheitsaktivität einzudämmen.

Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über einzelne Therapiemaßnahmen sowie einen Stufenplan zur Behandlung der Neurodermitis.

1. Allgemeinmaßnahmen

Allgemeine Maßnahmen zur Behandlung der Neurodermitis sollten in jeder Stufe der Therapie zum Einsatz kommen, da sie bereits einen wichtigen Beitrag zur Beschwerdebesserung liefern können.

Zu den Allgemeinmaßnahmen zählen im Einzelnen:

  • Die Vermeidung von Stoffen oder Einflussfaktoren, die bei Ihnen zu Symptomen führen können. In der Regel sind dies Stoffe wie Tierhaare, Pollen, Milben oder bestimmte Nahrungsmittel. Was dabei im Einzelnen auf Sie zutrifft, müssen Sie über die Zeit selbst herausfinden bzw. ggf. ärztlich testen lassen.
  • Tragen Sie nur Kleidung, die nicht auf der Haut kratzt oder scheuert. Besonders Baumwollkleidung kann zu Hautreizungen führen und damit die Neurodermitis verschlechtern. Aber auch bestimmte Waschmittel oder Weichspüler können hautreizende Wirkung besitzen und sollten aus diesem Grund gemieden werden.
  • Vermeiden Sie einen Wärmestau durch zu enge und zu warme Kleidung. Wenn Sie schwitzen und der Schweiß anschließend Ihre Haut zu lange befeuchtet, können ebenfalls Hautirritationen entstehen.
  • Versuchen Sie, Urlaube im Hochgebirge oder am Meer zu verbringen. Sowohl die Gebirgsluft als auch die salzige Luft am Meer haben eine spürbar beruhigende Wirkung auf Ihre Haut.
  • Pflegen Sie Ihre Haut mit milden Produkten, und duschen Sie nicht zu häufig (maximal einmal täglich). Besonders im Winter sollten Sie darauf achten, dass es nicht zum Austrocknen und Einreisen der Haut durch die trockene Kälte kommt.

2. Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Behandlung der Neurodermitis ist sehr breit gefächert und reicht von der Basispflege der Haut mit Externa über die Einnahme von Medikamenten gegen Juckreiz und Entzündungen bis hin zur Behandlung von Superinfektionen.

Die eingesetzten Medikamente richten sich dabei nach der Schwere der Erkrankung. Während bei leichten Beschwerden ausschließlich Cremes und Salben zur Anwendung kommen, müssen in sehr schweren Erkrankungsfällen unter Umständen Medikamente eingesetzt werden, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva).

a) Lokale Behandlung mit Externa

Externa ist ein Sammelbegriff für Präparate, die von außen angewendet, also direkt auf die Haut aufgetragen werden können. Dazu zählen wirkstoffhaltige Salben und Cremes, aber auch Öle und Puder.

Rückfettende Basispflege

Wenn Sie unter einer Neurodermitis leiden, ist es sehr wichtig, die Haut immer gut zu pflegen, um krankheitsfreie Phasen zu verlängern und bestehende Beschwerden zu lindern. Zur Hautpflege eignen sich besonders rückfettende Cremes, die Feuchtigkeit spenden und die Hautregeneration fördern. Am besten geeignet sind dazu Cremes, die frei von Duft- und Konservierungsstoffen sind und auch bei sehr empfindlicher Haut angewendet werden können. In der Regel reichen zur Basispflege Produkte aus Fett und Wasser aus, aber auch Urea- oder Ceramide-haltige Anwendungen eignen sich gut.

Meiden Sie Seife und heißes Wasser

Zur Reinigung der Haut sollte Seife weitestgehend vermieden und möglichst auf pH-neutrale Produkte zurückgegriffen werden. Niedrige Wassertemperaturen beim Duschen oder Baden sind besser als zu heißes Wasser. Sogenannte "spreitende" Ölbäder können die Beschwerden der Neurodermitis lindern, da sie einen feinen Fettfilm auf der Haut hinterlassen, der sich zwar ungewohnt anfühlen kann, jedoch beruhigende Effekte auf die Haut hat.

Lassen sich die Beschwerden durch eine gründliche Basispflege der Haut nicht in den Griff bekommen, können wirkstoffhaltige Externa eingesetzt werden. Dabei entscheiden die Symptome der Neurodermitis darüber, welches Medikament am besten geeignet für Sie ist. Sie sollten die folgenden Cremes nur in Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt anwenden.

Stark gegen Juckreiz: Antipruriginosa

Als besonders quälendes Merkmal wird bei der Neurodermitis vielfach der Juckreiz empfunden. Er ist nicht nur sehr unangenehm, sondern führt auch zu vermehrtem Kratzen, was wiederum kleine Hautläsionen hervorruft, die ein Fortschreiten der Neurodermitis befeuern können.

Zur Behandlung des Juckreizes eignen sich sogenannte Antipruriginosa wie Polidocanol (Thesit®, Optiderm®, Eubos®). Dieses wirkt lokal betäubend und lindert damit das Hautjucken. Bei einem großflächigen Befall bietet sich eine Anwendung als Badezusatz an, kleinere Hautpartien können mit Cremes oder Salben versorgt werden.

Kortison immer nur für kurze Zeit

Bei stärkeren entzündlichen Reaktionen der Haut können kurzzeitig kortisonhaltige Externa zur Anwendung kommen. Sie unterdrücken die Entzündung an Ort und Stelle und sorgen für eine rasche Linderung der Symptomatik im akuten Schub.

Ein entscheidender Nachteil ist, dass kortisonhaltige Cremes nicht über einen längeren Zeitraum angewendet werden sollten, da sie zu einer Ausdünnung der Haut führen können, was besonders bei der Anwendung an empfindlichen Arealen wie dem Gesicht (insbesondere Augenpartien) beachtet werden sollte. Je nach Schwere der Symptomatik können unterschiedliche Wirkstärken des jeweiligen Kortisonpräparates zum Einsatz kommen.

Die folgende Einteilung nach Nieder klassifiziert die Glukokortikoide, beginnend mit niedrig bis hin zu stark wirksam:

  • Klasse I: Hydrocortison (Cortilind®, Hydrocortison-ratiopharm®, Hydrocortison HEXAL, Soventol®)
  • Klasse II: Betamethasonbenzoat (BetaGalen® Creme, Betametason HEXAL®)
  • Klasse III: Mometasonfuroat (MomeGelen® Creme, Elocon®)
  • Klasse IV: Clobetasolpropionat (Clobetasol acis® Creme)

Immunsuppressiva: eine Frage der Abwägung 

Alternativ zu glukokorticoidhaltigen Cremes können Tacrolimus-Salben wie Protopic® oder Tacrolimus Ointment angewendet werden. Vorteil dieser Präparate ist, dass sie keine ausdünnende Wirkung auf die Haut haben und damit besonders im Gesichtsbereich gut geeignet sind. Ein entscheidender Nachteil ist jedoch, dass sie aufgrund mangelnder Erfahrung und stark immunsuppressiver Wirkung nicht länger als zwei Jahre angewendet werden dürfen.

b) Systemische Therapie

Unter systemischer Therapie wird die Einnahme bzw. die intravenöse Gabe bestimmter Medikamente verstanden. Durch eine intravenöse Therapie kann eine höhere Wirkstoffkonzentration im Blut bei gleichzeitiger Schonung des Magen-Darm-Traktes erreicht werden.

Effektiv, aber nicht ganz unbedenklich

Höhere Dosen der jeweiligen Medikamente führen zwar meist zu wirkungsvolleren Ergebnissen, gehen jedoch auch mit einer erhöhten Rate an Nebenwirkungen einher, weshalb eine Gabe von Medikamenten in die Vene im Rahmen der Neurodermitis nur in Stufe IV der Erkrankung erfolgen sollte. Im Prinzip können viele der oben genannten Präparate auch systemisch verabreicht werden.

Besonders geeignet sich dabei Immunsuppressiva wie:

Bei sehr starkem Juckreiz können des weiteren Medikamente der Gruppe der Antihistaminika eingesetzt werden. Bei einer bakteriellen Infektion der betroffenen Hautareale kann unter Umständen eine antibiotische Therapie notwendig werden. Welche Medikamente in diesen speziellen Einzelfällen verabreicht werden sollten, richtet sich nach Art und Schweregrad der Infektion.

3. Phototherapie

Unter Phototherapie wird der Behandlung mit UV-Licht bestimmter Wellenlängen verstanden. Besonders UVA- und UVB-Strahlung haben einen antientzündlichen Effekt auf die Haut und können zu einer deutlichen Verbesserung der Ekzeme führen. Bei mäßigen neurodermitischen Hauterscheinungen wird in der Regel eine UVB-Therapie durchgeführt, während bei schweren Ekzemen eine UVA-Behandlung erfolgen muss.

Langzeitschäden nicht auszuschließen

Vorteil der Behandlung ist eine sehr hohe Ansprechrate bei nur selten auftretenden akuten Nebenwirkungen. Ein entscheidender Nachteil der Behandlung mit UV-Licht sind mögliche Langzeitfolgen wie Hautveränderungen bis hin zum Hautkrebs. Denn UV-Licht kann, wie das Licht der Sonne auch, zu einer Veränderung der Hautzellen führen und zu deren Entartung beitragen. Im besten Fall altert die Haut unter UV-Therapie lediglich etwas schneller, im schlimmsten Fall kann es zur Entwicklung von bösartigem Hautkrebs wie dem malignen Melanom kommen.

Ein weiterer Nachteil der phototherapeutischen Behandlung ist, dass sie nicht gleichzeitig mit Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken, verabreicht werden darf und bei Kindern unter 12 Jahren gar nicht zur Anwendung kommen sollte.

4. Stufenplan zur Behandlung der Neurodermitis

Stufe I – trockene Haut

  • Meiden von Triggerfaktoren wie Pollen, Tierhaare, bestimmte Nahrungsmittel
  • Basistherapie mit Feuchtigkeit-spendenden Cremes

Stufe II-III – leichte bis mittelschwere Ekzeme der Haut

  • Maßnahmen der ersten Stufe plus:
  • juckreizlindernde Medikamente (Antipruriginosa)
  • Medikamente zur Vorbeugung einer Infektion (Antiseptika)
  • lokale Anwendung von Kortison (Glukokortikoide der Klasse I – III je nach Schweregrad der Symptomatik)
  • ggf. Phototherapie

Stufe IV – dauerhaft bestehende ausgeprägte Ekzeme

  • Maßnahmen der vorherigen Stufen plus:
  • systemische Gabe von Kortison und weiteren das Immunsystem unterdrückenden Medikamenten wie beispielsweise Ciclosporin oder Mycophenolat-Mofetil

Finden Sie heraus, was Ihnen guttut

Die Behandlung der Neurodermitis ist sehr komplex und immer eine Einzelfallentscheidung für oder gegen bestimmte Medikamente. Seien Sie daher geduldig, es kann einige Zeit dauern, bis Sie die richtige Therapie für sich gefunden haben und wissen, von welchen Stoffen Sie Abstand nehmen sollten. Suchen Sie sich einen Dermatologen, dem Sie vertrauen und der Sie besonders in der Zeit der Diagnosestellung und des Therapiebeginns mit hilfreichen Ratschlägen unterstützen kann.

Auch wenn die Neurodermitis eine chronische Erkrankung ist, die viele Menschen ein Leben lang begleitet, so muss sie dennoch keine Auswirkungen auf Ihr Leben haben und lässt sich, vorausgesetzt Sie finden für sich die richtige Behandlungsform und Lebensweise, oftmals gut in Schach halten.

Komplikationen

Die wichtigste Komplikation der Neurodermitis ist die Superinfektion. Da ekzematöse Haut keine ausreichende Schutzbarriere gegen Krankheitskeime mehr darstellt, kann es zur Besiedlung der offenen Hautstellen mit Bakterien, Viren oder Pilzen und in Folge dessen zu Entzündungsherden kommen. Diese verschlimmern die Symptomatik meist erheblich, was wiederum zu vermehrtem Kratzen führt – ein Teufelskreis, der oftmals nur medikamentös durchbrochen werden kann.

Prognose

Die Neurodermitis ist eine chronische Erkrankung, die unter anderem erblich bedingt ist und durch verschiedene Umweltfaktoren getriggert wird. Eine Möglichkeit zur Heilung besteht derzeit nicht. Tritt die Erkrankung jedoch bereits im Säuglings- oder Kindesalter auf, kann es mit dem Eintritt in die Pubertät zu einer deutlichen Symptomverbesserung kommen, was mit einer Steigerung der Lebensqualität im jungen Erwachsenenalter verbunden ist.

Vorbeugung

Es ist nicht möglich, mit präventiven Maßnahmen der Entstehung einer Neurodermitis sicher vorzubeugen. Dennoch können Sie einiges tun, um die Wahrscheinlichkeit zu reduzieren, dass Ihr Kind an einer Neurodermitis erkrankt.

Stillen hilft, Rauchen schadet

Studien konnten zeigen, dass Kinder, die 4-6 Monate gestillt wurden, seltener eine atopische Dermatitis entwickeln als ungestillte Kinder. Sollte Stillen nicht möglich sein, kann auf hypoallergene, hydrolisierte Säuglingsnahrung zurückgegriffen werden, bei der artfremde und damit allergieauslösende Eiweiße durch Hydrolyse gespalten wurden.

Wichtig zur Vorbeugung einer Neurodermitis beim Kind ist weiterhin der absolute Nikotinverzicht der werdenden Mutter während der gesamten Schwangerschaft.

Quellen:

  • I. Moll: Duale Reihe Dermatologie, Thieme Verlag, 2016.
  • F.C. Sitzmann: Duale Reihe Pädiatrie, Thieme Verlag, 2012.

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