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Grüner Star (Glaukom): Ursachen, Symptome, Behandlung

Der grüne Star (Glaukom) ist eine Erkrankung des Auges, bei der es zu einem Anstieg des Augeninnendrucks über den Normbereich kommt. Je nach dem, wie schnell der Druck im Inneren des Auges ansteigt, wird zwischen akutem und chronischem Glaukom unterschieden. Mehr zum Glaukom erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Übersicht

Der Augeninnendruck beträgt normalerweise 10 bis 21 mmHg und wird vor allem durch das sogenannte Kammerwasser aufrechterhalten. Diese Flüssigkeit wird im Inneren des Auges produziert, zirkuliert dort und wird schließlich über ein Venengeflecht zwischen Regenbogenhaut und Hornhaut zurück in die Blutbahn geleitet. Kommt es zu einer Störung des Abflusses oder einer gesteigerten Produktion des Kammerwassers, steigt der Augeninnendruck an.

Akutes Glaukom: ein Notfall

Das akute Glaukom, auch als Glaukomanfall bezeichnet, ist ein augenärztlicher Notfall, bei dem der Augeninnendruck innerhalb kurzer Zeit Werte über 60 mmHg erreichen kann. Dies kann zu Druckschäden am Sehnerven führen, die eine dauerhafte Erblindung nach sich ziehen können. Der Glaukomanfall geht in der Regel mit starken Beschwerden wie Augen- und Kopfschmerzen sowie Sehverschlechterung einher und wird aufgrund seiner typischen Symptom- und Befundkonstellation normalerweise schnell erkannt.

Beim chronischen Glaukom, das langsam über einen langen Zeitraum entsteht, sind die Beschwerden eher unspezifisch und nur selten alarmierend. Dies ist gefährlich, da das chronische Glaukom dadurch oft lange unentdeckt bleibt, den Sehnerven jedoch auf gleiche Art und Weise schädigen kann wie die akute Verlaufsform. Aus diesem Grund raten Augenärzte ab einem Alter von 40 Jahren, augenärztliche Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen, um einen erhöhten Augeninnendruck frühzeitig erkennen und behandeln zu können.

Die Diagnose grüner Star wird durch einen Augenarzt gestellt, der Augeninnendruck und Veränderungen im Inneren des Auges mit Hilfe verschiedener Instrumente misst. Neben der direkten Messung des Augeninnendrucks (Tonometrie) werden die Sehschärfe und das Gesichtsfeld bestimmt, Hornhaut, vordere und hintere Augenkammer beurteilt sowie Sehnerv und Augenhintergrund genau unter die Lupe genommen. Die Zusammenschau aus Befunden und Beschwerden führt in aller Regel schnell zur richtigen Diagnose.

Den Druck herausnehmen

Die Behandlung des grünen Stars wird regelhaft mit Medikamenten durchgeführt. Zur Auswahl stehen eine ganze Reihe an Präparaten, die entweder die Kammerwasserproduktion reduzieren oder zu einem verbesserten Abfluss des Augenwassers führen und so den Augeninnendruck reduzieren. Die Medikamente werden als Tropfen einzeln oder in Kombination verabreicht. Nur in schweren Fällen, wie beispielsweise dem Glaukomanfall, werden die Medikamente über die Vene gegeben.

Während sich der Therapiebeginn beim chronischen Glaukom nach dem Augeninnendruck, den Beschwerden und den Risikofaktoren richtet, wird das akute Glaukom immer sofort behandelt. In den allermeisten Fällen führt die medikamentöse Therapie zu einer suffizienten Senkung des Augeninnendrucks. Gelingt dies nicht, stehen alternativ bzw. ergänzend eine ganze Reihe an operativen Maßnahmen als weitere Behandlungsoption zur Verfügung. Auch sie zielen darauf ab, den Kammerwasserabfluss entweder zu verbessern oder aber die Produktion des Kammerwassers zu reduzieren.

Entstehung

Im Inneren des Auges herrscht ein bestimmter Druck, der für eine optimale Funktion des Sehens sorgt. Dieser sogenannte Augeninnendruck beträgt normalerweise zwischen 10 und 20 mmHg und wird durch unterschiedliche Systeme aufrechterhalten und reguliert.

Der Weg des Kammerwassers

Das wichtigste Element ist dabei das Kammerwasser. Es wird in der hinteren Augenkammer, die hinter Iris und Pupille gelegen ist, vom Ziliarkörper produziert und hat neben der Aufrechterhaltung des Augeninnendrucks auch die Ernährung von Linse, Regenbogenhaut und Hornhaut zur Aufgabe. Von der Hinterkammer strömt das Kammerwasser durch die Pupille in die Vorderkammer und gelangt von dort in den Kammerwinkel, der ein Venengeflecht (episklerales Venennetz) enthält, das das Kammerwasser in das Blutsystem aufnimmt. Damit ist der Kreislauf geschlossen.

Kommt es zu einer Abflussstörung bzw. zu einer Überproduktion an Kammerwasser, steigt der Augeninnendruck an. Die Folge ist nicht immer nur eine allgemeine Verschlechterung der Sehleistung, sondern kann auch eine druckbedingte Durchblutungsstörung des Sehnervs sein, die zu irreversiblen Schaden führt.

Der grüne Star ist heute immer noch die zweithäufigste Ursache für eine Erblindung im Erwachsenenalter. Etwa ein Fünftel aller Erblindeten litten an einem Glaukom. Derzeit sind etwa 800.000 Menschen in Deutschland an einem Glaukom erkrankt, bei etwa 10% von ihnen besteht eine akute Erblindungsgefahr.

Ursachen und Formen

Der grüne Star (Glaukom) kann auf unterschiedliche Arten entstehen und verläuft nicht immer auf dieselbe Weise. Der Überbegriff des Glaukoms muss aus daher je nach Form weiter unterteilt werden. Diese Einteilung ist nicht nur für die Entstehung, sondern auch für die Behandlung der Erkrankung sinnvoll.

Die wichtigsten Glaukom-Formen sind:

  • Offenwinkelglaukom
  • Winkelblockglaukom und kongenitales Glaukom
  • Normaldruckglaukom
  • sekundäre Glaukomformen: Pseudoexfoliationsglaukom, Pigmentglaukom

1. Offenwinkelglaukom 

Bei Offenwinkelglaukomen kommt es zu einem verminderten Abfluss von Kammerwasser in das episklerale Venennetz, ohne dass der Kammerwinkel verengt oder gar verschlossen wäre. Der Abfluss des Kammerwassers ist "zu langsam", sodass es nach und nach zu einer Ansammlung von Kammerwasser in der vorderen und hinteren Augenkammer und damit einer Erhöhung des Augeninnendrucks kommt.

Die Ursache für den verminderten Abfluss ist bisher nicht gänzlich erklärbar. Bestimmte Risikofaktoren, die im Zusammenhang mit der Entstehung eines Offenwinkelglaukoms gebracht worden konnten, gelten jedoch als gesichert. Dazu zählen unter anderem:

  • Alter über 40 Jahre
  • Verwandte ersten Grades, die an einem Offenwinkelglaukom leiden
  • Erkrankung von einem Auge führt nach einiger Zeit oftmals zur Erkrankung des bis dahin noch gesunden Auges.

2. Winkelblockglaukom

Beim Winkelblockglaukom kommt es zu einer Verengung des Kammerwinkels durch die Regenbogenhaut, die sich bei flacher Vorderkammer der Hornhaut von hinten nähert oder gar anlegt. Anders als Offenwinkelglaukome entstehen Winkelblockglaukome in der Regel plötzlich und werden oftmals auch mit dem Begriff "Glaukomanfall" gleichgesetzt – ein Notfall in der Augenheilkunde.

Höheres Risiko für Weitsichtige

Ein Risikofaktor für die Entstehung eines Winkelblockglaukoms ist die Weitsichtigkeit, da hier der Augapfel etwas kürzer ist und die vordere Augenkammer somit kleiner ausfällt. Auch die Erkrankung grauer Star (Katarakt) kann nach längerer Zeit an der Entstehung eines Winkelblockglaukoms mitbeteiligt sein. Ursache ist die vergrößerte Linse, die den Abfluss des Kammerwassers in die vordere Augenkammer behindert, sodass sich das Wasser hinter der Regenbogenhaut ansammelt und diese nach vorn in Richtung Hornhaut drückt.

Auch Erweiterungen der Pupille können zu einem akuten Winkelblockglaukom führen. Ursache ist, dass sich bei einer Pupillenerweiterung die Regenbogenhaut Richtung Kammerwinkel zurückzieht und dort zu einer Einengung des Kammerwinkels führen kann. Pupillenerweiterungen entstehen spontan beispielsweise bei Dunkelheit, Schreck oder Angst, aber auch durch bestimmte Medikamente (z.B. Antidepressiva) oder durch die Einnahme von Drogen wie Marihuana, Kokain und Speed.

Sonderform kongenitales Glaukom

Das kongenitale Glaukom ist eine Sonderform des Winkelblockglaukoms, das schon bei oder kurz nach der Geburt auftritt. Ursache des kongenitalen Glaukoms ist ein nicht vollständig ausgebildeter Kammerwinkel bzw. persistierendes embryonales Gewebe, das den Zufluss von Kammerwasser zum episkleralen Venennetz verhindert. Die Folge ist ein gesteigerter Druck im Auge, der zu einer Vergrößerung des Hornhautdurchmessers und damit einhergehend zu einer Herabsetzung des Sehvermögens führt.

3. Normaldruckglaukom

Beim Normaldruckglaukom kommt es, wie der Name bereits verrät, zu den Glaukom typischen Beschwerden, ohne dass sich der Augeninnendruck über das normale Maß hinaus erhöht. Die Ursachen für die Entstehung eines Normaldruckglaukoms sind nicht abschließend geklärt. Vermutet werden einerseits ein für das betroffene Auge individuell zu hoher Augeninnendruck, andererseits eine herabgesetzte Stabilität des Sehnervs, der bereits bei kleinen Druckerhöhungen Schaden nimmt.

Oft Frauen mit Migräne betroffen

Frauen sind häufiger betroffen als Männer, weiterhin scheint das Normaldruckglaukom eine schwache Assoziation zu Migräne sowie zu primär vaskulärer Dysregulation (Fehlfunktion der Gefäße) zu haben.

Die Therapie des Normaldruckglaukoms entspricht der normalen Glaukomtherapie, allerdings mit einem Unterschied: Die Augeninnendrücke müssen sehr individuell und vorsichtig angepasst werden, was sich oftmals als schwierig gestaltet und einen langen Therapieverlauf mit sich bringt.

4. Sekundäre Glaukomformen

Während primäre Glaukomformen wie das Offenwinkel- und das Winkelblockglaukom keine greifbare Ursache haben, entwickeln sich sekundäre Glaukome im Zusammenhang mit bestimmten Erkrankungen. Hierzu zählen nicht nur direkte Schädigungen des Auges, die ein Glaukom zur Folge haben können, sondern auch Allgemeinerkrankungen, die sich ggf. auch im Auge abspielen.

Auge voller Fasern: das Pseudoexfoliationsglaukom

Das Pseudoexfoliationsglaukom stellt die häufigste Form des sekundären Glaukoms dar. Ursächlich ist eine erbliche Störung des Bindegewebes, bei der es zu einer gesteigerten Bildung elastischer Fasern im Auge kommt. Diese sehr feinen, fibrillenartigen Fasern lagern sich als weißlich-flockiges Material auf Linse und Kammerwinkel ab und führen so zu einer Abflussbehinderung des Kammerwassers und einem stetig steigenden Augeninnendruck.

Trifft häufig junge Männer: Pigmentglaukom

Das Pigmentglaukom, auch Pigmentdispersionsglaukom genannt, zählt ebenfalls zur Gruppe der sekundären Glaukome. Ursächlich für diese Glaukomform sind kleine Pigmentkörnchen, die sich aus der Regenbogenhaut herauslösen und den Kammerwinkel verlegen können. Folge ist ein gestörter Abfluss des Kammerwassers in das episklerale Venennetz des Kammerwinkels. Das Pigmentglaukom betrifft meistens jüngere Männer, bei denen eine Kurzsichtigkeit bekannt ist. Die Behandlung ist nicht immer einfach.

Symptome

Nicht alle Glaukomformen führen zu denselben Beschwerden. Ganz im Gegenteil: Während die einen plötzlich auftreten, treten die anderen schleichend in Erscheinung und werden oftmals erst spät erkannt. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, bei Symptomsuche und Diagnosestellung sowie bei der späteren Therapieplanung viel mehr zwischen akutem und chronischem Glaukom zu unterschieden als die genaue Ursache zu klären und das Glaukom anhand seiner Ursache zu klassifizieren.

Starke Schmerzen beim akuten Glaukom

Das akute Glaukom, auch Glaukomanfall genannt, tritt innerhalb kürzester Zeit in Erscheinung und geht typischerweise mit starken Augen- und Kopfschmerzen einher. Die Schmerzen im Bereich des Auges können sich auf Stirn und Oberkiefer ausbreiten und in einzelnen Fällen sogar bis in das Kinn ausstrahlen. Typischerweise kommt es dabei auch zu vegetativen Symptomen wie starker Übelkeit, Erbrechen und Kaltschweißigkeit. Weiterhin können die Sehkraft eingeschränkt und die Augen gerötet sein und tränen.

Da die Beschwerden insgesamt sehr rasch entstehen, beängstigend sind und zu deutlichen Funktionseinschränkungen im Alltag führen, wird in der Regel schnell ein Arzt aufgesucht. Dies ist auch sehr wichtig, da der schnelle Anstieg des Augeninnendrucks auf bis zu 60 mmHg zu einer verminderten Durchblutung des Sehnerven führen kann, was letztendlich das Absterben des Nerven zur Folge haben und damit zur Erblindung führen kann.

Vor allem das akute Winkelblockglaukom geht mit einem rasch voranschreitenden Verlauf einher.

Unauffälliger: das chronische Glaukom

Langsam entstehende Glaukomformen, wie etwa das Offenwinkelglaukom, aber auch das kongenitale Glaukom, präsentieren sich im Vergleich zu akuten Glaukomformen wesentlich symptomärmer. Oftmals bestehen nur unspezifische Beschwerden wie etwa:

  • Kopfschmerzen
  • Augenbrennen
  • Augentränen
  • Rötung des Auges

Da die Beschwerden weitaus weniger belastend sind, werden die Symptome vielfach erst spät der richtigen Erkrankung zugeordnet. In einigen Fällen kann es dann schon zu Einschränkungen der Sehkraft sowie des Gesichtsfeldes gekommen sein. Gesichtsfeldausfälle entstehen dabei von außen her, sodass ein sogenannter Scheuklappenblick entsteht. Hin und wieder kommt es zusätzlich auch zu einer Einschränkung des zentralen Sehens.

Obwohl das chronische Glaukom langsam fortschreitet und Nervenschäden erst in einem relativ späten Stadium hervorruft, ist der zeitnahe Beginn einer Behandlung dennoch sehr wichtig, da die Krankheit unbehandelt den gleichen Ausgang nehmen kann wie der Glaukomanfall – im schlimmsten Falle die Erblindung.

Warnzeichen bei Babys

Neugeborene und Säuglinge, die an einem angeborenen Glaukom (kongenitales Glaukom) leiden, sind unruhig, weinen oft ohne erkennbare Ursache und lassen sich nur schwer beruhigen. Das kongenitale Glaukom zeigt sich weiterhin dadurch, dass betroffene Kinder zu einem vermehrten Tränenfluss neigen, gerötete Augen haben und die Händchen immer wieder zu den Augen führen. Die Hornhaut kann eingetrübt und der Hornhautdurchmesser vergrößert sein.

Eltern, denen diese Symptome bei ihrem Kind auffallen, sollten unbedingt einen Arzt zur weiteren Abklärung und Behandlung aufsuchen.

Diagnose

Da jede Form des Glaukoms behandelt werden muss, ist eine zielsichere Diagnosestellung durch den behandelnden Augenarzt eine wichtige Voraussetzung für alle weiteren therapeutischen Schritte. Hierzu gibt es verschiedene Instrumente, die in der Routine- sowie in der Notfalldiagnostik eingesetzt werden und gute Hinweise auf das Erkrankungsstadium liefern.

Vorsorge ist der beste Schutz

Während der Glaukomanfall einen augenärztlichen Notfall darstellt, dem durch Vorsorge in aller Regel nur wenig vorgebeugt werden kann, macht sich das chronische Glaukom oftmals erst dann bemerkbar, wenn bereits Schäden am Sehnerv eingetreten sind. Daher empfehlen Augenärzte einen jährlichen Augen-Check-up ab dem 40. Lebensjahr. Bei bekanntem Glaukom in der Familie, einem vorbestehenden Diabetes mellitus sowie einer schweren Entzündung oder Verletzung des Auges sogar schon ab dem 35. Lebensjahr.

Bei einer Früherkennungsuntersuchung für Erkrankungen des Auges werden in der Regel folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Sehtest
  • Gesichtsfeldbestimmung (Perimetrie)
  • Messung des Augeninnendrucks (Tonometrie)
  • Spiegelung des Augenhintergrundes (Funduskopie)
  • Spaltlampenuntersuchung (Gonioskopie)

1. Sehtest

Beim Sehtest wird die Sehschärfe in Ferne und Nähe untersucht. Hierzu verwendet der Augenarzt in der Regel bestimmte Sehtafeln, auf denen beispielsweise Symbole, Buchstaben oder Zahlen in unterschiedlichen Größen abgebildet sind, die aus einem genau definierten Abstand erkannt werden müssen. Je nach dem, bei welcher Größe Sie die erfragten Symbole noch erkennen können, kann abgeleitet werden, wie gut Ihre Sehkraft ist. Ein Wert von 1,0 bedeutet dabei ein Sehvermögen von 100%. Werte darunter zeigen ein schlechteres, Werte darüber ein dem Alter entsprechend besseres Sehvermögen an.

Die Sehkraft wird deswegen getestet, da sowohl Kurz- als auch Weitsichtigkeit Risikofaktoren für die Entstehung eines Glaukoms sind. Das Glaukom selbst führt erst in späten Stadien zu einer Einschränkung des Sehvermögens.

2. Perimetrie

Bei der Perimetrie wird bestimmt, wie groß Ihr Gesichtsfeld ist. Das Gesichtsfeld ist der Bereich des Sehens, der bei Fixierung des Blicks auf einen Punkt wahrgenommen werden kann, ohne Augen oder Kopf zu bewegen.

Ihre Mitarbeit ist gefragt

Bei einer augenärztlichen Untersuchung werden die Augen getrennt und computergesteuert gemessen. Sie sitzen dafür normalerweise auf einem Hocker und richten Ihren Blick auf einen Fixpunkt in der Mitte einer Halbkugel, die sich vor Ihnen befindet. Auf dieser leuchten nacheinander verschiedene Lichtpunkte auf, die Sie erkennen bzw. wahrnehmen sollen, ohne den Blick von der Bildmitte abzuwenden. Jede Lichtwahrnehmung müssen Sie durch einen Knopfdruck bestätigen. Der Computer errechnet aus allen Werten im Nachgang, wie groß Ihr Gesichtsfeld ist und welche Punkte Sie ggf. nicht registriert haben.

Bei einem Glaukom ist das Gesichtsfeld in der Regel zuerst an den seitlichen Rändern verändert. Später fehlen dann auch Lichtpunkte in der Bildmitte. Diese Konstellationen können bereits erste deutliche Hinweise auf das Vorliegen eines Glaukoms liefern.

Nachteil der Perimetrie ist, dass Sie sich sehr gut konzentrieren müssen, um alle Anweisungen gleichzeitig einzuhalten. Gelingt dies nicht, kann die Messung fehlerhaft ausfallen und teilweise keine validen Ergebnisse liefern.

3. Tonometrie

Die Tonometrie, auch Augeninnendruckmessung genannt, liefert direkte Hinweise auf einen erhöhten Augendruck und kann mit verschiedenen Messmethoden getestet werden.

Druck auf die Hornhaut

Die wohl am häufigsten eingesetzte Form der Augeninnendruckmessung ist die Applanationstonometrie. Dabei wird eine Art Stift auf die Hornhaut aufgesetzt und diese anschließend ganz sanft um wenige Millimeter eingedrückt. Anhand des entstehenden Druckwiderstandes kann gemessen werden, wie hoch der Augeninnendruck ist.

Nachteilig an dieser Methode ist, dass sie davon abhängt, wie dick die Hornhaut ist. Sie misst durchschnittlich eine Dicke von 0,55 mm. Bei einer dünneren Hornhaut fallen die gemessenen Werte fälschlicherweise zu niedrig aus, bei einer dickeren Hornhaut zu hoch. Diese Abweichungen müssen rechnerisch korrigiert werden, was die Applanationstonometrie fehleranfällig macht.

Moderne Verfahren

Unabhängig von der Hornhautdicke kann der Augeninnendruck durch die moderne Pascal-Tonometrie gemessen werden. Die gelieferten Werte sind sehr genau, jedoch ist das Gerät zur Durchführung dieser Untersuchung nicht in jeder Augenarztpraxis vorhanden und wird in der Regel nicht durch die Krankenkassen bezahlt.

Der Augeninnendruck beträgt normalerweise zwischen 10 und 21 mmHg. Werte darüber gelten zunächst einmal als beobachtungswürdig, müssen jedoch nicht zwingend pathologisch sein. Sollte bei Ihnen ein Augeninnendruck von über 21 mmHg festgestellt werden, werden in der Regel weitere Messungen durchgeführt. Hierzu zählt beispielsweise ein Tagesdruckprofil beider Augen im Abstand von drei Stunden. Auffällig sind Wertschwankungen von mehr als 5 mmHg auf einem Auge bzw. Druckunterschiede von 5 mmHg zwischen beiden Augen.

4. Funduskopie

Bei der Spiegelung des Augenhintergrundes soll beurteilt werden, in wie weit Netzhaut und Sehnerv durch den gesteigerten Augeninnendruck beeinträchtigt worden sind bzw. ob sie vielleicht bereits sogar Schaden genommen haben.

Strukturen, auf die während der Untersuchung besonders geachtet wird, sind:

  • Netzhautgefäße wie Arterien und Venen
  • Sehnervenkopf (Papille)
  • Fleck des schärfsten Sehens (Makula lueta)

In Zusammenschau können auffällige Befunde an diesen Strukturen eindeutige Hinweise auf das Vorliegen eines erhöhten Augeninnendrucks liefern. Aus diesem Grund ist die Funduskopie, die auch Ophthalmoskopie genannt wird, das wichtigste Instrument zur Diagnosestellung.

5. Gonioskopie

Die Gonioskopie, auch Spaltlampenuntersuchung genannt, dient vor allem der Beurteilung des vorderen Augenabschnitts, also der Hornhaut, der vorderen und hinteren Augenkammer sowie der Linse. Mit Hilfe eines speziellen Mikroskops kann der behandelnde Augenarzt bei dieser Untersuchung Veränderungen im Kammerwinkel beurteilen und abschätzen, ob beispielsweise ein Abflusshindernis im episkleralen Venengeflecht vorliegt oder ob der Kammerwinkel ggf. zu eng ist.

Behandlung

Primäres Ziel jeder Glaukom-Therapie ist die Senkung des Augeninnendrucks. Bei der Behandlung muss jedoch unterschieden werden, ob das Glaukom akut oder über einen längeren Zeitraum entstanden ist.

Unbehandelt droht Erblindung

Ein Glaukomanfall, wie er gehäuft im Rahmen eines Winkelbockglaukoms auftritt, ist ein augenärztlicher Notfall, der sofort behandelt werden muss, da ansonsten eine irreparable Schädigung des Auges droht. Beim chronischen Glaukom wird aus der Zusammenschau von Symptomen und augenärztlichen Untersuchungsergebnissen entschieden, wann und mit welcher Therapie begonnen werden sollte. Wenn auch nicht ganz so dringlich, so muss das chronische Glaukom doch auch immer therapiert werden.

1. Therapie des Glaukomanfalls

Der akut eingetretene Winkelblock ist ein absoluter Notfall in der Augenheilkunde, da er in kurzer Zeit zur irreversiblen Erblindung führen kann. Da die Beschwerden des Glaukomanfalls in der Regel sehr stark sind, wird er in Deutschland in den allermeisten Fällen rechtzeitig therapiert. Das Augenlicht kann damit erhalten werden.

Palette an Wirkstoffen

Die Behandlung des Glaukomanfalls ist rein medikamentös und zeigt normalerweise innerhalb weniger Stunden gute Wirkung. Am häufigsten eingesetzt wird dabei eine Kombination aus verschiedenen Wirkstoffen, die alle den Augeninnendruck senken:

  • Mannit (Osmitrol®, Osmofundin®, Osmosteril®) wird intravenös verabreicht und wirkt über seine osmotischen Eigenschaften senkend auf den Augeninnendruck.
  • Carboanhydrasehemmer wie das Acetazolamid (Diamox®) oder Betablocker wie das Timolol (Arutimol®, Timo-Hexal®, Chibro-Timophtal®, Dispatim®, Nyogel Augengel®, Timo-Comod®, Timophtal®, Timo-Stulln®) werden ebenfalls über die Vene verabreicht und bewirken am Auge eine Reduktion der Kammerwasserproduktion.
  • Lokale Myotika wie Pilocarpin (Pilocarpin Ankerpharm®, Pilomann®, Pilopos®, Spersacarpin®) werden etwa alle 15 Minuten als Tropfen verabreicht. Sie sorgen dafür, dass der Kammerwasserabfluss besser funktioniert und wirken über diesen Mechanismus synergistisch mit den anderen Substanzen.
  • Zusätzlich zur Augeninnendrucksenkung werden oftmals starke Schmerzmittel verabreicht, da der Glaukomanfall zu sehr quälenden Schmerzen im gesamten Gesichtsbereich führen kann.

Im Anschluss an eine medikamentöse Augeninnendrucksenkung kann in einzelnen Fällen eine operative Behandlung des Glaukoms notwendig werden. Weiterhin sollte eine strenge Einstellung des Blutdrucks erfolgen, da ein zu hoher Blutdruck ein Risikofaktor für die Entstehung eines Glaukoms darstellen kann.

2. Therapie des chronischen Glaukoms

Beim chronischen Glaukom drängt die Zeit nicht ganz so sehr. Ihr behandelnder Arzt wird entscheiden, ab wann eine Senkung des Augeninnendrucks sinnvoll ist und wie diese aussehen soll.

Unterschiedliche Zieldrücke

Die Entscheidung für oder gegen eine Drucksenkung ist nicht nur vom Augeninnendruck selbst abhängig, sondern auch davon, ob weitere Risikofaktoren wie beispielsweise eine Kurzsichtigkeit bestehen und welche Glaukomform bei Ihnen besteht. So werden beispielsweise bei einem chronischen Offenwinkelglaukom Drücke unter 18 mmHg angestrebt, während bei einem Normaldruckglaukom der Zielwert um 12 mmHg liegt.

Wie auch beim Glaukomanfall sind Medikamente das Mittel der ersten Wahl zur Behandlung des chronischen Glaukoms. In der Regel werden sie als Tropfen ein oder mehrmals täglich über einen bestimmten Zeitraum bzw. als Dauertherapie verabreicht. Erst wenn der individuelle Zieldruck mit Hilfe medikamentöser Maßnahmen nicht erreicht werden kann, kommen operative Verfahren zum Einsatz.

Die am häufigsten eingesetzten Arzneimittel sind:

  • Carboanhydrasehemmer: Acetazolamid (Diamox®), Dorzolamid (Dorzolamid-Ratiopharm®, Dorzo-Vision®) und Brinzolamid (Azopt®)
  • Betablocker: Timolol (Arutimol®, Timo-Hexal®, Chibro-Timophtal®, Dispatim®, Nyogel Augengel®, Timo-Comod®, Timophtal®, Timo-Stulln®) und Betaxolol (Betoptima®)
  • Alpha-2-Agonisten: Brimonidin (Alphagan®, Brimonidin Stada®)
  • Prostaglandine: Latanoprost (Xalatan®)

Carboanhydrasehemmer, Betablocker und Alpha-2-Agonisten verhindern alle über unterschiedliche Mechanismen die Bildung von Kammerwasser im Auge. Prostaglandine hingegen erhöhen den Abfluss des Kammerwassers über die episkleralen Venen.

Beliebig steigerbar

Bei der medikamentösen Therapie des chronischen Glaukoms richtet sich Ihr behandelnder Arzt in der Regel nach einem Stufenplan. Reichen Medikamente und Dosen einer Stufe nicht aus, um den Augeninnendruck ausreichen zu senken, wird auf die nächste Stufe übergegangen.

Ein häufig eingesetztes Therapieschema ist dabei folgendes:

  • Stufe 1: 1x täglich Prostaglandine oder 2x täglich Betablocker
  • Stufe 2: 1x täglich Prostaglandine plus 2x täglich Carboanhydrasehemmer oder Betablocker
  • Stufe 3: 1x täglich Prostaglandine plus 2x täglich Carboanhydrasehemmer plus Betablocker
  • Stufe 4: Kombination aus allen vier oben genannten Präparaten in individueller Dosis.

In den allermeisten Fällen lässt sich das chronische Glaukom medikamentös sehr gut behandeln. Gelingt es jedoch nicht, den Augeninnendruck zufriedenstellend abzusenken bzw. steigt dieser unter Therapie sogar noch an, kommen operative Maßnahmen zum Einsatz.

3. Glaukom-Operation

Die operativen Methoden der Glaukomtherapie sind sehr vielfältig geworden und teilweise genau auf die jeweilige Glaukomform angepasst. Obwohl sie gute Ergebnisse erzielen, werden sie regelhaft erst dann eingesetzt, wenn die medikamentöse Therapie zur Senkung des Augeninnendrucks versagt hat.

Im Folgenden werden die Trabekulektomie, die heute am häufigsten eingesetzte Therapiemethode beim Offenwinkelglaukom, sowie die Implantation von Mini-Stents genauer erläutert.

Zweiter Abfluss

Die Trabekulektomie ist ein ableitender Eingriff, der heute häufig beim therapierefraktären Offenwinkelglaukom vorgenommen wird. Ziel dieser operativen Methode ist es, einen alternativen, künstlichen Abfluss für das überschüssige Kammerwasser unter die Bindehaut zu schaffen.

Bei der Trabekulektomie wird dabei ein kleiner Schnitt gesetzt, der die vordere Augenkammer direkt mit der Bindehaut verbindet. Das Kammerwasser wird fortan nicht nur über das episklerale Venennetz, sondern auch über den künstlichen Abfluss in die Bindehaut resorbiert. Der Augeninnendruck kann über diese Methode schnell und zuverlässig gesenkt werden.

Pipeline für das Kammerwasser

Bei der Implantation von Shunts bzw. Mini-Stents wird ähnlich vorgegangen. Wie bei der Trabekulektomie wird eine künstliche Verbindung zwischen vorderer Augenkammer und Bindehaut erzeugt, sie wird jedoch zusätzlich mit einem feinen Drainageröhrchen versehen, sodass das Kammerwasser über das Röhrchen abfließen kann. Vorteil der Methode ist, dass über den Durchmesser und die Länge des Stents genau bestimmt werden kann, wie viel zusätzliches Kammerwasser das Auge verlassen soll.

Weiterhin gibt es Methoden, bei denen der Produktionsort des Kammerwassers (Ziliarkörper) mit Ultraschall, Laser oder Kälte verödet bzw. in seiner Größe reduziert wird (Zyklodestruktion), sodass im Auge weniger Kammerwasser gebildet wird. Ein entscheidender Nachteil dieser Operationsmethode ist, dass sie oft mehrfach wiederholt werden muss, bis das gewünschte Ergebnis erreicht werden kann. Außerdem kann nach einer Zyklodestruktion nicht ohne weiteres jede andere Therapie angeschlossen werden.

Komplikationen

Die wohl am meisten gefürchtete Komplikation des grünen Star ist ein irreversibler Ausfall des Sehens, der in einer vollständigen Erblindung münden kann. Diese Komplikation tritt beim chronischen Glaukom schleichend auf, während ein akuter Glaukomanfall innerhalb kurzer Zeit zum Verlust des Augenlichts führen kann.

Prävention

Während dem Glaukomanfall nur schlecht vorgebeugt werden kann, sollten Sie zur Verhinderung bzw. zur Früherkennung eines chronischen Glaukoms ab dem 40. Lebensjahr jedes bis jedes zweite Jahr einen Augenarzt aufsuchen und ein Inspektion der Pupille sowie eine Messung des Augeninnendrucks bei sich durchführen lassen.

Erkundigen Sie sich am besten vorab, welche Leistungen Ihre Krankenkasse übernimmt und welche Sie selbst tragen müssen.

Quellen:

  • F. Grehn: Augenheilkunde, Springer Verlag, 2012.
  • Lehn et. al: Augenheilkunde, Thieme, 2008.
  • Prof. Dr. Markus Kohlhaas: "Therapie und Verlaufskontrolle des Glaukoms", https://www.bundesverband-glaukom.de, zuletzt aufgerufen am 16.01.2018.

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