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Diabetes mellitus Typ 1: Symptome, Behandlung, Prognose

Unter Diabetes mellitus wird eine Gruppe an Stoffwechsel-Erkrankungen zusammengefasst, deren gemeinsames Kennzeichen eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels (Hyperglykämie) ist. Die Hauptvertreter dieser Gruppe sind Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2, von denen derzeit etwa 7 Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Der Diabetes mellitus Typ 1 (jugendlicher Diabetes) kommt dabei mit etwa 400.000 erkrankten Menschen deutlich seltener vor als der Typ-2-Diabetes (Altersdiabetes). Mehr dazu erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Was ist ein Diabetes mellitus Typ 1?

Diabetes Typ 1: Antikörper gegen die Insulin-bildenden Zellen

Der Diabetes mellitus Typ 1 ist im Gegensatz zum Erwachsenendiabetes eine Autoimmunerkrankung. Sie manifestiert sich häufig schon im Kindes- oder Jugendalter mit den typischen Beschwerden Gewichtsverlust, Durst, vermehrtes Wasserlassen und Abgeschlagenheit.

Der Körper bildet dabei Antikörper gegen die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse, die normalerweise für die Bildung von Insulin zuständig sind. Durch die Zerstörung dieser Zellen kommt es zu einem sogenannten absoluten Insulinmangel. Im Unterschied zum Altersdiabetes (relativer Insulinmangel) steht also nach einiger Zeit fast gar kein Insulin mehr zur Verfügung. Das hat zur Folge, dass der Körper Zucker nicht mehr aus dem Blut in die Körperzellen aufnehmen kann. Folglich steigt der Blutzuckerspiegel stetig an. Auf Dauer führt dies zu Schäden an Gefäßen, Nerven sowie an zuckersensiblen Organen wie den Augen und der Niere.

Umgang mit der Erkrankung

Ein absoluter Insulinmangel kann nur durch Mahlzeiten-gesteuerte Insulingaben ausgeglichen werden. Insulin kann eigenständig dosiert und ins Unterhautfettgewebe gespritzt werden. Allerdings ist hierzu eine intensive Schulung Voraussetzung, um lebensgefährliche Unter- und Überzuckerungen zu vermeiden und eine Stoffwechsellage zu erreichen, die weitgehend der eines gesunden Menschen entspricht.

Was Sie dabei immer vor Augen haben sollten: Bei verantwortungsvollem Umgang mit der Erkrankung ist der Typ-1-Diabetes nichts, was einem Angst und Schrecken einjagen muss. Gefährlich oder gar lebensbedrohlich wird er nur dann, wenn Sie das nicht tun.

Ursachen des Diabetes Typ 1

Beim gesunden Menschen ist die Bauchspeicheldrüse (das Pankreas) für die Regulation des Blutzuckers zuständig. Dazu stellt sie zwei Hormone her:

  • Insulin wird in den Beta-Zellen des Pankreas produziert und hat die Funktion, den Blutzucker nach einer Mahlzeit zu senken. Dies tut es, indem es die Aufnahme von Zucker aus dem Blut in die Körperzellen fördert.
  • Glucagon, das zweite Hormon, ist der Gegenspieler des Insulin und wird in den Alpha-Zellen des Pankreas hergestellt. Es sorgt dafür, dass der Blutzucker auch dann nicht zu stark abfällt, wenn Sie eine Weile nichts gegessen haben. So wird sichergestellt, dass Organe wie das Gehirn, die immer einen bestimmten Blutzuckerspiegel benötigen, nie unterversorgt werden.

Der Diabetes mellitus Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, was bedeutet, dass sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper wendet. Beim Typ-1-Diabetes werden Antikörper produziert, die sich gegen die Beta-Zellen des Pankreas richten und diese zerstören. Folglich kann kein Insulin mehr hergestellt und der Blutzucker nicht mehr adäquat gesenkt werden. Die Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen erfolgt nach und nach, weshalb sich ein Diabetes Typ 1 schleichend bemerkbar macht. Interessanterweise sind die Alpha-Zellen der Bauchspeicheldrüse von dem Autoimmunprozess nicht betroffen.

Genetische Veranlagung erklärt nicht alles

Die genauen Ursachen, die zu der Autoimmunreaktion führen, sind bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Eine genetische Veranlagung scheint sicherlich eine Rolle zu spielen: So entwickeln 20% derer, die zwei erkrankte Elternteile haben, auch einen Typ-1-Diabetes. Ist nur ein Elternteil erkrankt, beträgt die Wahrscheinlichkeit, ebenfalls an einem Diabetes mellitus Typ 1 zu erkranken, jedoch nur wenige Prozent.

Weiterhin werden bestimmte virale Erkrankungen im Kindesalter als Auslöser für die Erkrankung diskutiert. Vor allem Enteroviren stehen im Verdacht, mit der Entwicklung von Diabetes mellitus Typ 1 in einem Zusammenhang zu stehen. Daneben wird auch ein frühzeitiger Kontakt mit Rohmilch als ursächlich für die Krankheitsentstehung angesehen.

Sonderform: idiopathischer Typ-1-Diabetes

Neben der Antikörper-vermittelten Form des Typ-1-Diabetes (Typ 1a) existiert noch eine weitere Form, bei der keine Antikörper gegen die Beta-Zellen des Pankreas nachweisbar sind. Diese Form wird als Idiopathischer Typ-1-Diabetes (Typ 1b) bezeichnet und ist weitaus seltener als der klassische autoimmunvermittelte Diabetes mellitus Typ 1. Ungeklärt ist, ob es sich auch hierbei um eine Autoimmunerkrankung handelt bzw. welche Ursachen für die Entstehung dieses Subtyps verantwortlich sind.

Symptome des Typ-1-Diabetes

Typischerweise entwickelt sich der Typ-1-Diabetes in der Kindheit und Jugend. Seltener auch mal später, dann aber fast immer vor dem 40. Lebensjahr. Da die Antikörper die Insulin-produzierenden Zellen nach und nach und nicht auf einen Schlag zerstören und die ersten Symptome erst dann auftreten, wenn bereits 80% der Beta-Zellen zugrunde gegangen sind, entsteht die Erkrankung unbemerkt.

Anfangs kann der Körper die fehlenden Zellen noch gut kompensieren. Sind aber etwa 80% und mehr Beta-Zellen durch den Autoimmunprozess zugrunde gegangen, entwickeln sich die Diabetes-typischen Symptome binnen Tagen bis Wochen. Die Antikörper sind bereits Monate bis Jahre vor dem akuten Krankheitsstadium im Blut nachweisbar.

Typische frühe Anzeichen

Typische Beschwerden, die auf einen Diabetes-Typ-1 hindeuten können, sind:

  • häufiger Harndrang mit Ausscheidung von bis zu 2000 ml Harn/Tag
  • großer Durst aufgrund des starken Flüssigkeitsverlustes
  • Abgeschlagenheit und Leistungsminderung
  • Müdigkeit
  • trockene Haut
  • generalisierter Juckreiz
  • Gewichtsverlust
  • Wadenkrämpfe
  • Sehstörungen bzw. neu aufgetretene Kurzsichtigkeit
  • Azeton-Geruch der Ausatemluft (riecht nach Obst oder Nagellack)
  • Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen

In vielen Fällen geht der Erstmanifestation der Erkrankung eine akute Stresssituation voraus. Stressereignisse für den Körper können beispielsweise ein fieberhafter Infekt, psychischer Stress, eine große Operation oder ein Unfall sein. Auch die Einnahme von Medikamenten wie Kortison kommt als Auslöser in Betracht. In diesen Situationen benötigt der Körper jeweils mehr Insulin. Da durch die Zerstörung der Beta-Zellen jedoch keine höheren Mengen an Insulin produziert werden können, kommt es zu einem anhaltenden Überzucker, der letztlich für die Entstehung der oben genannten Symptome ursächlich ist.

Diagnose des Typ-1-Diabetes

Um einen Typ-1-Diabetes zu diagnostizieren, sind mehrere Kriterien erforderlich. Das wohl wichtigste Merkmal ist die andauernde Blutzuckererhöhung über einen bestimmten Wert. Daneben können zur Sicherung der Diagnose die Antikörper gegen die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse nachgewiesen werden. Dies wird jedoch nicht routinemäßig, sondern nur in bestimmten Fällen gemacht. Ist die Diagnose Diabetes mellitus Typ 1 gestellt, werden in der Regel weitere Untersuchungen vorgenommen, um bereits entstandenen Organschäden möglichst früh zu erfassen und gezielt zu behandeln.

Diagnosesicherung v.a. über Blutwerte

Die Diagnose Diabetes mellitus Typ 1 muss durch einen Arzt gestellt werden. Erste Hinweise auf das Vorliegen der Erkrankung liefern schon die relativ spezifischen Beschwerden, die meistens Anlass für einen Arztbesuch sind. Der Arzt misst den Blutzucker aus venösem Blutplasma und kann anhand der ermittelten Werte die Diagnose stellen.

Für einen Diabetes sprechen:

  • ein Gelegenheitsblutzucker von 200 mg/dl (11,1 mmol/l) und mehr zu einem beliebigen Zeitpunkt am Tag
  • ein Nüchternglukosewert (8 Stunden seit der letzten Mahlzeit) von 126 mg/dl (7,0 mmol/l) und mehr
  • ein erhöhter HbA1c-Wert (Langzeitblutzuckerwert) von 6,5% (48 mmol/mol) und mehr

In vielen Fällen wird das Ergebnis am Folgetag durch eine weitere Blutzuckermessung bestätigt. Bei stark erhöhten Blutzuckerwerten kann auch nach einmaliger Messung eine direkte Therapieeinleitung notwendig sein – meistens zu Beginn in einem Krankenhaus.

Weitere Untersuchungen – vor allem des Harns

Bei unklarer Diagnose bzw. zur Unterscheidung zwischen einem Typ-1- und Typ-2-Diabetes können die Antikörper gegen die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse bestimmt werden. Dies erfolgt jedoch nicht routinemäßig, da in den meisten Fällen allein durch die Entwicklung des Krankheitsbildes, Symptomkonstellation und Risikofaktoren geklärt werden kann, um welche Form des Diabetes es sich handelt.

Eine Urinuntersuchung ist bei jeder Blutzuckererhöhung sinnvoll. Durch Teststreifen (Urinstix) kann Glucose im Urin nachgewiesen werden, wenn der Blutzuckerwert über 150-180 mg/dl steigt. Dann ist die Niere in ihrer Verarbeitungskapazität überlastet und versucht, den überschüssigen Zucker über den Harn loszuwerden. Der Nachweis von Glukose im Urin ist jedoch nicht zur Diagnosestellung geeignet, da auch einige Nierenerkrankungen zu ansteigenden Harn-Glukose-Konzentrationen führen können.

Weiterhin kann durch eine Teststreifenuntersuchung unter Umständen Albumin im Urin nachgewiesen werden. Dies gilt als erstes Anzeichen für eine diabetische Nephropathie, den Beginn eines Nierenschadens durch den erhöhten Zuckerspiegel. Der orale Glukosetoleranztest, der beim Typ-2-Diabetes oder beim Diabetes in der Schwangerschaft (Gestationsdiabetes) Anwendung findet, wird in der Regel zur Diagnosestellung nicht benötigt.

Therapie des Typ-1-Diabetes

Ein Diabetes mellitus Typ 1 muss lebenslang mit Insulin behandelt werden. Die Ersteinstellung nach der Diagnosestellung erfolgt in der Regel während eines stationären Aufenthaltes im Krankenhaus. Nicht weil die Therapie so gefährlich ist, sondern um die zukünftige Selbstbehandlung zuhause zu vermitteln.

Alles beginnt mit einer optimalen Einstellung

Während dieser Einstellungsphase stehen vor allem folgende Aspekte im Mittelpunkt:

  • der selbstständige Umgang mit dem Blutzuckermessgerät
  • die selbstständige Verabreichung von Insulin
  • der Umgang mit zu hohen bzw. zu niedrigen Blutzuckerwerten
  • die Folgen von zu hohen bzw. zu niedrigen Blutzuckerwerten
  • Ernährungsberatung
  • Beeinträchtigung des Blutzuckers durch Stress, Sport, Krankheit

Behandlung überwiegend in Eigenregie

Später kann die Behandlung selbstständig von zuhause aus durchgeführt werden. In der Regel muss dann nur noch einmal im Quartal ein Arzt (meist ein Internist oder Diabetologe) aufgesucht werden, der die Langzeitwerte kontrolliert, Medikamente verschreibt und Fragen rund um den Diabetes beantwortet.

In der ersten Zeit empfiehlt es sich außerdem, an einer Schulung teilzunehmen. Dort werden nochmals alle wichtigen Fragen im Umgang mit der Erkrankung besprochen und dasjenige Wissen vermittelt, das im Alltag besonders wichtig ist. Schulungen verleihen eine größere Sicherheit, helfen dabei, dass Vertrauen in den eigenen Körper wiederzufinden und sind überdies mit einer erhöhten Lebensqualität und einem verminderten Risiko für Spätschäden assoziiert.

Therapieziele: nicht nur Sache des Arztes

Die Therapieziele werden gemeinsam mit dem Arzt individuell festgelegt. Die eigene Mitwirkung (oder die der Eltern) bei diesen Zielvorgaben ist wichtig, weil nur mit einem gewissen Maß an Selbstverantwortung der Blutzucker optimal gesteuert und die Diabetes-Erkrankung gut beherrscht werden kann.

Das fehlende Insulin muss lebenslang durch meist mehrfach tägliches Spritzen ersetzt werden, um die physiologische Insulinausschüttung zu imitieren und zu verhindern, dass die erhöhten Blutzuckerwerte Schäden an Gefäßen, Nerven, Nieren oder Augen anrichten. Das Ziel, möglichst gute Blutzuckerwerte zu erreichen, hängt dabei von vielen Faktoren ab. Neben der Wahl des richtigen Medikamentes müssen auch Alter, Lebensstil, Begleiterkrankungen sowie die Einstellung gegenüber der Erkrankung und der selbstständige Umgang mit der Insulingabe in die Zielsetzung miteingerechnet werden. Nicht nur die Verhinderung von Spätschäden des Diabetes ist dabei wichtig, sondern auch die Aufrechterhaltung des Wohlbefindens und der Lebensqualität.

Blutzuckerspitzen vermeiden

Der Arzt orientiert sich zur Festlegung von Therapiezielen hauptsächlich am Langzeitblutzuckerwert, dem HbA1c. Dieser gibt Auskunft darüber, ob der Blutzucker in den letzten Wochen im Mittel gut war oder nicht. Angestrebt wird im Allgemeinen ein HbA1c von unter 7,5%. Der HbA1c sagt dabei jedoch nichts über aufgetretene Blutzuckerspitzen auf. Diese sollten Sie selbstständig dokumentieren, mit dem Arzt besprechen und mit ihm gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, wie Unter- aber auch Überzucker vermieden werden können.

Blutzuckermessung

Gute Langzeitmesswerte sind von großer Bedeutung. Doch auch die aktuellen, kurzzeitigen Blutzuckerspiegel, die nicht im einzelnen durch einen Arzt kontrolliert werden können, haben eine große Bedeutung bei der Behandlung des Diabetes. Mit einem Blutzuckermessgerät können Sie diese Werte selbstständig ermitteln und anschließend gegebenenfalls korrigieren.

Zur Blutzuckermessung wird meist mit einer Lanzette seitlich in eine Fingerkuppe oder ins Ohrläppchen gestochen und so ein kleiner Blutstropfen gewonnen. Die Hautpartien, aus denen Blut gewonnen werden soll, müssen vorher gründlich desinfiziert werden, um Messfehler zu vermeiden. Der Blutstropfen wird anschließend mit einem Messstreifen abgenommen, der sich in einem Blutzuckermessgerät befindet. Nach einigen Sekunden zeigt das Gerät den aktuellen Blutzuckerwert in den beiden Einheiten mg/dl und mmol/l an.

Die korrekte Blutzuckermessung ist Basis für die gesamte Diabetes-Therapie und sollte während einer Schulung durch einen Arzt oder eine Diabetesberaterin erlernt werden. Die aktuellen Blutzuckerwerte sollten bis zu vier Mal am Tag oder häufiger ermittelt werden. Wie häufig genau und zu welchen Zeitpunkten des Tages, muss individuell vereinbart werden. Wichtig ist jedoch immer, dass Sie auf Ihr Bauchgefühl hören und immer dann messen, wenn Sie das Gefühl haben, dass sich der Blutzucker anders verhält, als er sollte.

Insulingabe

Da die Bauchspeicheldrüse durch die Zerstörung der Beta-Zellen kein eigenes Insulin herstellen kann, muss das Hormon mehrfach täglich ins Unterhautfettgewebe des Bauchs oder des Oberschenkels gespritzt werden. Es gibt verschiedene Behandlungsschemata, nach denen Insulin verabreicht werden kann. Auch hier wird individuell entschieden und dasjenige Schema gewählt, dass auf Sie (oder Ihr Kind) am besten passt. Wie mit dem Blutzuckermessgerät, muss auch der Umgang mit dem Insulin-Pen genau erlernt werden, um angemessen auf erhöhte Blutzuckerspiegel reagieren zu können.

Keine dramatische Ernährungsumstellung notwendig

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) sagt: „Die ideale Ernährung eines Diabetikers unterscheidet sich nicht von den Ernährungsempfehlungen der Allgemeinbevölkerung“. Damit ist gemeint, dass Diabetiker nicht auf Diabetiker-Lebensmittel zurückgreifen oder gänzlich auf Zucker verzichten müssen. Dennoch sollten Sie auf eine ausgewogene, zuckerarme Ernährung achten.

Beim gesunden Menschen wird die Insulinausschüttung durch die Bauchspeicheldrüse reguliert: Kohlenhydrate werden mit der Nahrung aufgenommen, im Darm in einzelne Zuckermoleküle aufgespalten und über die Darmwand in das Blutsystem abgegeben. Der Blutzuckerspiegel steigt an. Das ist das Signal an das Pankreas, Insulin auszuschütten, sodass der Zucker in die Zellen aufgenommen werden kann und der Blutzuckerspiegel wieder sinkt.

Ernährung: die Berechnung der Kohlenhydrate ist unumgänglich

Beim Diabetes muss dieser Vorgang durch die Medikamentengabe nachgeahmt werden. Was zunächst einfach klingt, erfordert großes Fingerspitzengefühl und die genaue Kenntnis der Kohlenhydratanteile einzelner Lebensmittel. Erschwerend kommt hinzu, dass Kohlenhydrate aus unterschiedlichen Lebensmitteln unterschiedlich schnell freigesetzt werden und den Zuckerspiegel verschieden stark ansteigen lassen. So steigt der Zuckerspiegel beim Verzehr von Weißbrot oder Schokolade beispielsweise viel schneller und viel stärker an als bei Vollkornprodukten.

Sie müssen also nicht nur lernen, den Kohlenhydratgehalt der Nahrungsmittel richtig einzuschätzen, sondern auch, wie schnell diese Kohlenhydrate ins Blut übergehen und wie stark sie den Zucker ansteigen lassen. Außerdem müssen die Insulindosen an Stressereignisse für den Körper, wie beispielsweise eine akute Erkrankung oder sportliche Betätigungen, angepasst werden. Im Umgang mit der täglichen Insulingabe muss vieles berücksichtigt werden, was nur schwer berechenbar ist. Besonders die Erfahrung wird Ihnen Sicherheit verleihen.

Sport gut, aber weniger einflussreich als beim Altersdiabetes

Anders als beim Typ-2-Diabetes kann Sport beim Typ-1-Diabetes nicht direkt als therapeutisches Mittel eingesetzt werden. Zwar müssen während und nach einer sportlichen Betätigung Nahrungs- und Insulinmengen angepasst werden. Jedoch reichen Sport und die richtige Ernährung alleine nicht aus, um den Zuckerspiegel wieder unter bestimmte Grenzen fallen zu lassen, wie es beim Typ-2-Diabetes der Fall sein kann. Eine Insulintherapie ist unumgänglich.

Insulintherapie

Jeder Typ-1-Diabetiker muss früher oder später Insulin spritzen. Denn Insulin ist lebensnotwendig für die Zuckerverwertung im Körper. Im normalen Stoffwechsel wird Insulin aber nicht nur kontinuierlich an das Blut abgegeben, sondern auch mit tageszeitlichen Schwankungen: Während ein Teil des produzierten Insulins fortlaufend ins Blut abgegeben wird, wird ein anderer Teil als Reaktion auf einen Blutzuckeranstieg nach den Mahlzeiten ins Blut ausgeschüttet.

Formen der Insulintherapie

Es gibt verschiedene Arten der Insulintherapie. Die am weitesten verbreitete ist die sogenannte „intensivierte Insulintherapie“. Dabei wird versucht, die Insulinausschüttung der Bauspeicheldrüse weitgehend zu imitieren, indem zwei Insuline zum Einsatz kommen:

  • ein langwirksames (beispielsweise Levemir®, Lantus®), das den Grundbedarf über den gesamten Tag abdeckt
  • und ein kurzwirksames (beispielsweise Humalog®, NovoRapid®, Apidra®), das nur zu den Mahlzeiten verabreicht wird.

Neben dieser Methode existiert die „konventionelle Insulintherapie“, bei welcher zweimal am Tag beide Insulinformen als sogenanntes Mischinsulin zusammen verabreicht werden. Als dritte Form existiert die Insulinpumpentherapie, die es erlaubt, auch kleinste Insulinmengen an den Körper abzugeben.

Allen Therapieformen ist gemein, dass der tägliche Insulinbedarf dem Körpergewicht, den verzehrten Kohlenhydrat-Einheiten sowie der Tageszeit-abhängigen Insulin-Empfindlichkeit angepasst werden muss und somit sehr individuell ist. Als Faustregel gilt,

  • dass pro kg Körpergewicht etwa 0,7 Einheiten Insulin verabreicht werden müssen
  • und dass eine Einheit (IE) Insulin den Blutzucker um etwa 30-40 mg/dl senkt
  • und eine Kohlenhydrateinheit (KE = entspricht etwa 10g Kohlenhydraten) den Blutzucker um eine IE hebt.

Für eine KE wird weiterhin also etwa eine IE benötigt. Wie viel Sie aber wann spritzen müssen, wird Ihnen der behandelnde Arzt genau erklären!

Konventionelle Insulintherapie

Die konventionelle Insulintherapie wird heute nur noch selten eingesetzt. Bei dieser Form der Insulintherapie wird nach einem starren Schema zweimal täglich (jeweils morgens und abends) ein Mischinsulin verabreicht. Dieses besteht aus einem kurz wirksamen und aus einem lang wirksamen Insulin in fester Zusammensetzung. Der Vorteil dieser Methode ist, dass sie einfach zu erlernen und durchzuführen ist. Sie ist weniger zeitaufwändig und erfordert eine nicht allzu intensive Schulung.

Nachteilig ist, dass bei dieser Art der Insulinverabreichung ein sehr starrer Tagesablauf gefordert wird: Zeitpunkt und Größe von Mahlzeiten müssen stets regelmäßig und gleichbleibend sein. Im Prinzip wird gegessen, was gespritzt wurde und nicht umgekehrt, wie es der Körper normalerweise vorsieht. Es ist nur schwer möglich, auf zu hohe Blutzuckerwerte zu reagieren. Dafür sind über den Tag verteilt aber vergleichsweise wenige Blutzuckermessungen nötig.

Wenn Sie einen flexiblen Tagesablauf leben, ist die konventionelle Insulintherapie nicht die Methode der ersten Wahl. Im Allgemeinen wird sie bei Typ-1-Diabetes nur noch dann eingesetzt, wenn sie ausdrücklich gewünscht wird oder jemand geistig oder körperlich nicht in der Lage ist, ein kompliziertes Therapieschema umzusetzen.

Intensivierte konventionelle Insulintherapie

Beim Typ-1-Diabetes ist die intensivierte konventionelle Insulintherapie heute die Therapieform, die am häufigsten angewandt wird und die besten Ergebnisse erzielt. Bei dieser Behandlungsform kommen im Prinzip zwei Insulintherapien parallel zum Einsatz: Zum einen wird einmal täglich, meistens abends gegen 22 Uhr, ein Langzeitinsulin gespritzt, das über ca. 24 Stunden den basalen Insulinbedarf abdeckt. Und zum anderen wird zu jeder Mahlzeit ein schnell und kurz wirksames Insulin injiziert, das die nach dem Essen auftretenden Blutzuckerspitzen abfängt.

Dieses sogenannte Basis-Bolus-Prinzip liefert sehr viel Freiheit und Flexibilität. Sie können die Bolus-Injektion aus dem kurz und schnell wirksamen Insulin jeweils direkt mit der Größe und dem Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme abstimmen und müssen nicht zu festen Tageszeiten essen oder auf Essen verzichten.

Häufigere Messungen, dafür mehr Freiheit und Flexibilität

Der aktuelle Blutzuckerwert muss bei dieser Methode jedoch weitaus häufiger gemessen werden als bei der konventionellen Insulintherapie. Besonders vor jeder Bolusgabe sowie anderthalb bis zwei Stunden nach einer Mahlzeit ist es sinnvoll, den Blutzucker zu messen. So kann zum einen errechnet werden, was an Insulin gespritzt werden muss, und zum anderen kontrolliert werden, ob die Menge an Insulin für die Mahlzeit angemessen war.

Der Umgang mit dem Basis-Bolus-Prinzip erfordert viel praktisches Geschick, Wissen und vor allem Erfahrung. Zu Anfang ist diese Form der Insulintherapie die weitaus aufwändigere, mit der Zeit ermöglicht sie jedoch sehr viel Freiheit. Der Blutzucker kann immer dann angepasst werden, wenn sich die Situation ändert, wie es beispielsweise auch bei Sport, Nachtschichten, Fernreisen oder akuten Krankheiten der Fall ist. Die Lebensqualität steigt und die Blutzuckerwerte weisen meist deutlich bessere Langzeitwerte auf.

Insulinpumpentherapie

Bei der Insulinpumpe handelt es sich um eine externe Pumpe, die am Körper getragen wird und von der über eine kleine Kanüle kontinuierlich Insulin ins Unterhautfettgewebe abgegeben wird. So wird die Basisversorgung mit Insulin gewährleistet. Zu den Mahlzeiten können auf Knopfdruck zusätzlich kurz und schnellwirksame Bolus-Injektionen abgegeben werden, welche die Blutzuckerspitzen nach dem Essen abfangen.

Durch die Verwendung einer Insulinpumpe ersparen Sie sich das mehrfach tägliche Spritzen. Allerdings muss bei dieser Therapieform der Blutzucker oft noch häufiger gemessen werden als bei der intensivierten konventionellen Insulintherapie. Der Umgang mit der Pumpe ist zudem nicht ganz einfach und erfordert besonders zu Beginn einer sehr gründlichen Schulung.

Obwohl die Pumpe in vielen Fällen eine deutliche Erleichterung sein und zu einer Steigerung der Lebensqualität führen kann, wird sie nicht immer von der Kasse übernommen. Bei Kindern, in der Schwangerschaft und bei unzureichender Stoffwechselkontrolle des Typ-1-Diabetes ist dies in der Regel jedoch kein Problem.

Über- & Unterzucker

Über- und Unterzucker können aus verschiedenen Gründen entstehen und kommen bei einem Diabetes mellitus Typ 1 häufig vor. Kurzzeitige Blutzuckerschwankungen sind zwar unangenehm, aber in der Regel nicht gefährlich – wenn richtig gehandelt wird.

Überzucker (Hyperglykämie)

Der Diabetes Typ 1 macht sich erstmals in vielen Fällen durch die Folgen anhaltend hoher Blutzuckerwerte bemerkbar. Das kann in einer sogenannten Ketoazidose münden. Eine solche Stoffwechselentgleisung kommt vor allem beim nicht-therapierten Diabetes vor sowie durch vergessene Insulin-Injektionen oder ein defektes Pumpsystem.

Steigt der Blutzucker an, ohne dass dem Körper das fehlende Insulin zugeführt wird, verbleibt der Zucker im Gefäßsystem und kann nicht an die Endverbraucher, die Körperzellen, abgegeben werden. Um zu überleben, sind die Körperzellen aber auf Zucker angewiesen. Da sie aus dem Blut ohne Insulin aber keinen erhalten, decken sie ihren Energiebedarf durch den verstärken Abbau von Fettsäuren. Das entstehende Stoffwechselprodukt, die Ketonkörper, werden ins Blut abgegeben und über die Nieren ausgeschieden. Fallen zu viele Ketonkörper an, übersäuert der Körper und versucht Ketone und Zucker über die Nieren auszuscheiden. Ein erheblicher Flüssigkeitsverlust, der in Kreislaufversagen und Koma münden kann, ist die Folge.

Durst oft das erste Symptom

Die typischen Symptome einer Überzuckerung (Hyperglykämie) wie großer Durst, häufiges Wasserlassen, Bauschmerzen und Übelkeit treten zumeist ab Blutzuckerwerten über 250 mg/dl (14 mmol/l) auf. Häufig besteht dann auch ein Azetongeruch der Atemluft, der als obst- oder nagellackartig beschrieben wird. Bei diesen Anzeichen sollte schnellstmöglich ein Urintest auf Aceton gemacht und im Falle einer Hyperglykämie gegengesteuert werden.

Wie im Einzelfall zu reagieren ist, wird normalerweise mit dem Arzt als eine Art Notfallplan erarbeitet. In der Regel muss viel getrunken, Insulin gespritzt und der Blutzucker engmaschig kontrolliert werden. Denn mit einem Überzucker bzw. mit einer Ketoazidose ist nicht zu spaßen: Unbehandelt kann dieser Zustand in ein diabetisches Koma münden und damit lebensgefährlich sein. Im Zweifel lieber einmal zu viel den Notarzt rufen!

Unterzucker (Hypoglykämie)

Weitaus häufiger als der in einer Ketoazidose mündende Überzucker sind Unterzuckerungen (Hypoglykämien). Der Blutzucker liegt dabei unter Werten von 45-50 mg/dl (2,5-2,8 mmol/l), wobei eine einheitliche Definition nicht existiert. Die Ursachen für eine Hypoglykämie sind vielfältig:

  • Überdosierung von Insulin durch fehlerhaftes Blutzuckermessen oder Überschätzung der verzehrten Kohlenhydratmenge
  • unregelmäßige oder unzureichende Nahrungszufuhr
  • starke körperliche Belastung
  • Alkoholkonsum

Besonders abendlicher Alkoholkonsum kann gefährlich sein, da der Unterzucker dann nachts entsteht und oftmals nicht bemerkt wird.

Zu Beginn Unruhe, Schwitzen, Herzklopfen

Die Symptome eines Unterzuckers sind sehr charakteristisch. Wer schon lange an einem Diabetes-Typ-1 leidet, weiß meist ohne zu messen, wann er in einen Unterzucker rutscht und kann rechtzeitig gegensteuern. Die ersten Symptome der Hypoglykämie sind Unruhe, Blässe, Schwitzen, Herzklopfen und Zittern. Sinkt der Zucker weiter ab, kommt es zu Heißhungerattacken, Reizbarkeit und Aggressivität, aber auch zu Seh- und Sprachstörungen. Auch eine Unterzuckerung kann in einer Bewusstlosigkeit enden, die nicht selten mit Krampfanfällen einhergeht.

Ab wann welche Beschwerden auftreten, ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Wenn Sie an einem Typ-1-Diabetes leiden, ist das Erkennen von Hypoglykämien wichtiger Bestandteil beim Erlernen des Umgangs mit der Erkrankung. Denn wer frühzeitig erkennt, dass sein Zucker gerade abfällt, kann rechtzeitig handeln.

Abhilfe mit Zucker

Besteht der Verdacht einer Unterzuckerung, muss dies zunächst mit einer Blutzuckermessung bestätigt werden. Um den Blutzucker anschließend schnellstmöglich anzuheben, sollte jeder Typ-1-Diabetiker Kohlenhydrate bei sich tragen, die schnell in das Blut aufgenommen werden. Am besten geeignet sind hierbei Traubenzucker oder zuckerhaltige Getränke wie Cola, Obstsäfte oder Limonade. Fetthaltige Süßigkeiten wie Schokolade eignen sich nicht, um den Zucker schnell anzuheben, da das Fett die Aufnahme von Zucker verzögert. Nach der Kohlenhydratzufuhr sollte in jedem Fall ein erneuter Blutzuckertest durchgeführt werden.

Komplikationen entgleisender Blutzuckerspiegel

Die schwerste Komplikation sowohl von Über- als auch von Unterzuckerung ist das Koma. In diesem Stadium können Sie sich nicht mehr selbst helfen. Daher ist es wichtig, das Umfeld über die Erkrankung zu informieren und das Wissen zu vermitteln, das in einem Notfall wichtig werden kann.

Viele Angehörige von Menschen mit Typ-1-Diabetes besitzen Notfallspritzen für Situationen der absoluten Unterzuckerung bzw. kennen die Maßnahmen, die bei einer Überzuckerung getroffen werden müssen. In beiden Fällen gilt: Bei Unsicherheit schnell den Notarzt rufen, denn beide Zustände, anhaltend starke Über- sowie auch Unterzuckerungen, können lebensbedrohlich werden.

Mögliche Folgen des Diabetes Typ 1

Vor allem dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte können Folgeschäden am Körper anrichten. Wichtig: Das gilt auch bei dauerhaft nur leicht erhöhten Werten. Nehmen Sie diesen Punkt also nicht auf die leichte Schulter. In Gefahr sind dabei vor allem das Herz-Kreislauf-System, das Nervensystem, die Nieren, die Augen sowie die Extremitäten.

Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems

Erhöhte Blutzuckerwerte sind einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung von Gefäßwandverkalkungen (Arteriosklerose), von denen im Alter nahezu jeder Mensch betroffen ist. Beim Diabetes entstehen arteriosklerotische Wandveränderungen an den Gefäßen aber deutlich früher und häufiger. Vor allem, wenn weitere Risikofaktoren wie Rauchen, erhöhte Blutfettwerte und Bluthochdruck bestehen.

Arteriosklerose kann über kurz oder lang zu weiteren Komplikationen wie einer koronaren Herzkrankheit, Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Aber auch Durchblutungsstörungen der Extremitäten und insbesondere der Füße sind typisch. Dem kann nur durch ein sehr konsequentes und strenges Einstellen des Blutzuckers entgegengewirkt werden. Außerdem sollten Blutdruck und Blutfettwerte regelmäßig kontrolliert werden. Rauchen ist tabu und sollte ggf. aufgegeben werden.

Erkrankungen des Nervensystems

Auch die Nervenzellen können durch anhaltend hohe Blutzuckerwerte Schäden davon tragen (diabetische Neuropathie). Nervenschädigungen äußern sich vor allem an den Extremitäten, treten symmetrisch und körperfern auf und haben ein sehr vielfältiges Erscheinungsbild. In einigen Fällen kommt es zu Missempfindungen wie Taubheit, Kribbeln oder Brennen in Füßen und Beinen. In anderen Fällen zu Schmerzen oder zum Verlust der Fähigkeit, Berührung oder Temperaturen wahrzunehmen. Treten die Nervenschäden an den inneren Organen auf, können Verdauungsstörungen, Impotenz oder stumme Herzinfarkte die Folge sein.

Erkrankungen des Auges

Durch den Diabetes treten bei unzureichender Blutzuckerkontrolle Schädigungen am Auge vor allem an der Netzhaut auf, die mit der Zeit zur vollständigen Erblindung führen können. Da erhöhte Blutzuckerwerte immer zuerst die kleinsten Gefäße schädigen, sind Organe wie das Auge oder die Niere mit als erstes von der Erkrankung betroffen. Die Netzhaut des Auges wird hierbei nicht mehr richtig mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und reagiert mit der Bildung neuer Gefäße, um dieses Defizit zu decken. Die neuen Gefäße sind allerdings brüchig, reißen leicht ein und führen zu Einblutungen, was langfristig zu einem Verlust der Sehkraft führen kann.

Erkrankungen der Nieren

Wie auch am Auge schädigt ein langfristig erhöhter Blutzucker die Gefäße der Nieren. In den Nieren sind die Gefäße wichtig, um das Blut zu filtern, Schadstoffe loszuwerden und Nährstoffe im Körper zu behalten. Wird diese Funktion beeinträchtigt, können die Nieren den Körper nicht mehr richtig entgiften und verlieren gleichzeitig wertvolle Stoffe. Bleibt der Einfluss des Zuckers bestehen, können die Nieren irreversibel geschädigt werden – eine Niereninsuffizienz mit Dialyse-Pflicht ist dann unter Umständen die Folge.

Erkrankungen der Extremitäten

Ein lange bestehender, schlecht eingestellter Diabetes kann zu chronischen Wunden an den körperfernen Extremitäten, insbesondere an den Füßen (diabetisches Fußsyndrom) führen. Eine kleine Verletzung, beispielsweise durch zu enges Schuhwerk oder Hauteinrisse, kann nahezu unbemerkt chronifizieren. Ursache dafür ist zum einen die schlechte Durchblutungssituation, durch die lokale Reparaturprozesse nur sehr langsam ablaufen können. Und zum anderen die Nervenschäden, die Schmerzreize nicht mehr adäquat aufnehmen und weiterleiten. So werden Wunden vielfach erst sehr spät bemerkt und nur unzureichend behandelt. Wenn eine chronische Wunde nicht erfolgreich behandelt werden kann, droht im schlimmsten Falle eine Amputation.

Um die Folgeerkrankungen eines Diabetes mellitus Typ 1 zu vermeiden hilft nur eins: Der Blutzucker muss immer konsequent und streng eingestellt werden.

Kopf hoch

Die wichtigste Botschaft bei einem neu diagnostizierten Diabetes Typ 1 lautet: Stecken Sie nicht den Kopf in den Sand. Bei verantwortungsvollem Umgang mit der Erkrankung, vor allem was die Blutzuckerkontrolle und die Insulintherapie angeht, ist ein weitgehend normales Leben möglich.

Quellen:

  • Helmut Schatz, Andreas F.H. Pfeiffer: Diabetologie kompakt: Grundlagen und Praxis, Springer Verlag, 2014.
  • Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG): S3-Leitlinie Therapie des Typ-1-Diabetes, 2. Auflage 2018, online unter www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de, zuletzt aufgerufen am 19.08.2019.
  • W. A Scherbaum, W. Kiess, Epidemiologie und Verlauf des Diabetes mellitus in Deutschland, online unter www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de, zuletzt aufgerufen am 19.08.2019.
  • Evidenz-basierte Ernährungsempfehlungen zur Behandlung und Prävention des Diabetes mellitus, online unter www.dge.de , zuletzt aufgerufen: 01.01.2017.

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