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COPD: Ursachen, Symptome, Behandlung

Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine langsam fortschreitende entzündliche Erkrankung der unteren Atemwege. Sie ist nicht heilbar, kann aber mit Medikamenten und anderen Maßnahmen positiv beeinflusst werden. Mehr zur COPD erfahren Sie im folgenden Beitrag.

In den meisten Fällen durch langjährigen Tabakkonsum hervorgerufen wird. Durch die ständige Einwirkung von inhalativen Giftstoffen kommt es zu einer Entzündung der kleinen Atemwege, die zu einem Stabilitätsverlust des Lungengerüstes, einer Verengung des Bronchialsystems sowie einer erhöhten Schleimproduktion führt.

Jahrelange Vergiftung der Lunge

Fortschreitende Umbauprozesse am Lungengewebe wiederum führen nach und nach zu einer Einschränkung der Sauerstoffaufnahme und Kohlendioxidabgabe. Die Lunge kann ihre Funktion nicht mehr ausfüllen – Sauerstoffmangel und ein Überschuss an Kohlendioxid im Blut sind die Folge. Weiterhin wird die Atemtätigkeit immer schwerer, was die Atemnot noch verstärkt und die körperliche Leistungsfähigkeit weiter einschränkt.

Die COPD entwickelt sich über Jahre hinweg und beginnt meist mit morgendlichem Husten, der von Auswurf begleitet ist. In späteren Stadien entsteht eine quälende Luftnot, die zunächst nur bei Belastung und dann immer häufiger auch in Ruhe auftritt. Die Diagnose COPD lässt sich vielfach bereits anhand einiger Fragen zum Rauchverhalten sowie der Beurteilung des charakteristischen Hustens stellen. Lungenfunktionsprüfungen und Röntgenaufnahmen der Lunge dienen dazu, das Stadium der Erkrankung einzuschätzen und die richtige Therapie auszuwählen.

A und O der Therapie: konsequenter Rauchverzicht

Die Therapie richtet sich dabei immer nach der objektiven und subjektiven Leistungsfähigkeit der Lungenfunktion und wird anhand eines Stufenschemas durchgeführt. Eingesetzte Medikamente sollen dabei helfen, den Atemfluss zu verbessern und die Entzündungsprozesse einzudämmen, um so schlussendlich eine bessere Sauerstoffversorgung des gesamten Körpers zu gewährleisten und das Wohlbefinden zu steigern.

Doch Medikamente alleine reichen nicht aus, um eine COPD zufriedenstellend zu therapieren. Vielmehr müssen weitere Allgemeinmaßnahmen beherzigt werden. Hierzu zählt an erster Stelle der konsequente Verzicht auf das Rauchen. Erst wenn die Lunge nicht immer weiter giftigen Schadstoffen ausgesetzt ist, hat sie eine Chance, sich zu erholen. Weder Medikamente noch andere Maßnahmen können die Krankheit zum Stillstand bringen, wenn weiter geraucht wird. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Prognose der COPD fast ausschließlich vom eigenen Verhalten abhängig ist.

Definition

Die Abkürzung COPD steht für chronisch-obstruktive Lungenerkrankung, eine Krankheit, die durch einen dauerhaften Entzündungsprozess in den kleinen Atemwegen (Bronchien und Bronchiolen) gekennzeichnet ist. Typischerweise kommt es durch die jahrelange Inhalation von Giftstoffen, insbesondere von Tabakrauch, zu einer anhaltenden Entzündung in den kleinen Atemwegen (chronische Bronchitis), die zu einem Umbau des Lungengewebes (Fibrosierung) und zu einer gesteigerten Schleimsekretion führt. Die Bronchien werden instabil und verengen sich dauerhaft, was den Atemstrom behindert und schlussendlich eine Atemnot verursachen kann.

Ohne Sauerstoff bleibt die Luft weg

Im Laufe der Erkrankung kann die Entzündung zusätzlich auf die Lungenbläschen (Alveolen) übergreifen. Die Lungenbläschen bilden die Endstrecke der unteren Atemwege und sind für den Transport von Sauerstoff aus der Atemluft in die Lungengefäße zuständig. Gleichzeitig geben sie Kohlendioxid (das verbrauchte Stoffwechselprodukt von Sauerstoff) aus dem Blut in die Lungenbläschen ab, von wo aus es den Körper verlassen kann.

Bei einer COPD können die Alveolen derart von der chronischen Entzündung mitbetroffen sein, dass ihre Wände instabil werden und sie schließlich platzen. Dadurch wird die Gasaustauschfläche verringert, während die kleinen Lungenbläschen zu einem immer größer werdenden Raum verschmelzen. Sauerstoffaufnahme und Kohlendioxidabgabe laufen zunehmend schlechter ab. Und obwohl die Lungen durch die massive Luftansammlung überbläht und voll mit Sauerstoff sind, entsteht ein Sauerstoffmangel. Dieser scheinbar paradoxe Vorgang wird auch als Lungenemphysem bezeichnet.

Frauen auf dem Vormarsch

Die COPD, die ihren Ausgang vielfach in einer jahrelangen Raucherkarriere nimmt, ist in den Industrienationen zu einer Volkskrankheit geworden. Weltweit ist sie die vierthäufigste Todesursache, wobei ältere Männer lange Zeit am häufigsten von der Erkrankung betroffen waren. In den letzten Jahrzehnten hat sich allerdings eine Trendwende hin zu immer mehr betroffenen Frauen vollzogen, was sich durch die stets wachsende Anzahl an Raucherinnen erklären lässt.

Ursachen

Es gibt verschiedene Faktoren, die an der Entstehung einer COPD ursächlich beteiligt sein können. Ganz grob lassen sich diese in exo- und endogene Ursachen unterteilen. Exogen bedeutet, dass die Erkrankung durch äußere Ursachen entsteht, während eine endogen entstandene COPD durch innere Ursachen, beispielsweise durch genetische Faktoren, verursacht ist.

a) Exogene Ursachen

Das Rauchen stellt den größten exogenen Risikofaktor für die Entstehung einer COPD dar, denn es erkranken fast ausschließlich Raucher an der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung. Umgekehrt ist aber nur etwa jeder 4. bis 6. langjährige Raucher von einer COPD betroffen, sodass von einer zusätzlichen genetischen Komponente bei der Krankheitsentstehung ausgegangen werden muss.

Je mehr Pack Years, umso kritischer

Das Risiko, an einer chronischen Bronchitis bzw. einer COPD zu erkranken, steigt dabei mit zunehmendem Zigarettenkonsum. Dieser wird in Pack Years (PY) angegeben und lässt sich errechnen, indem der tägliche Konsum in Päckchen (20 Zigaretten) mit der Anzahl an Jahren, in denen geraucht wurde, multipliziert wird. Sollten Sie also beispielsweise über 20 Jahre je ein Päckchen am Tag geraucht haben, sammeln Sie 20 Pack Years an. Ebenso viele PY erreichen Sie, wenn Sie in kürzerer Zeit (beispielsweise in 10 Jahren) mehr rauchen (2 Päckchen pro Tag).

Die Angabe des Zigarettenkonsums in Pack Years ist aus dem Grund sinnvoll, da ab 20-30 PY bei bis zu 85% aller Raucher eine chronische Bronchitis zu erwarten ist. Diese geht oftmals fließend in eine COPD über.

Nicht nur Zigaretten zählen

Neben dem inhalativen Zigarettenrauchen ist jegliche vorstellbare Art des Rauchens ein bedeutender Risikofaktor für die Entstehung einer COPD.

Dazu zählen unter anderem:

  • Passivrauchen
  • Wasserpfeife (Shisha)
  • Pfeiferauchen
  • das Rauchen von Cannabiszubereitungen

Ob es auch einen Zusammenhang zwischen E-Zigaretten und COPD gibt, ist derzeit noch Gegenstand wissenschaftlicher Studien und kann wohl erst in einigen Jahren beantwortet werden.

Eine beruflich bedingte Exposition gegenüber lungenschädlichen Stoffen ist zwar selten, sollte jedoch bei bestimmten Berufsgruppen wie beispielsweise im Steinkohleabbau immer bedacht werden, da auch die Inhalation feiner Kohlepartikel den Progress einer COPD vorantreiben kann.

Empfindliche Kinderlunge

Des Weiteren kann eine Fehlentwicklung der kindlichen Lunge im Alter mit einem erhöhten COPD-Risiko assoziiert sein. Die normale Reifung der kindlichen Lunge wird unter anderem behindert durch:

  • häufige und wiederkehrende Infektionen in Kindheit und Jugendalter
  • eine Infektion mit Tuberkulose
  • Frühgeburtlichkeit
  • Nikotinkonsum der Mutter während der Schwangerschaft
  • Passiv- oder Aktivrauchen im Kindes- und Jugendalter

b) Endogene Ursachen

Endogene Ursachen, die die Entstehung einer COPD begünstigen können, begründen sich meist auf genetischen Faktoren.

Selbstzerstörung der Lunge

An erster Stelle ist dabei der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel zu nennen. Alpha-1-Antitrypsin ist ein Eiweiß (Enzym) des Menschen, das regulierend in den Abbau des Lungengewebes eingreift. Es besitzt eine Art Schutzfunktion für die Lunge und hindert körpereigene Stoffe daran, gesundes und voll funktionstüchtiges Lungengewebe abzubauen. Fehlt Alpha-1-Antitrypsin, kommt es folglich zu einem verstärkten Abbau bzw. einer ungezielten Zerstörung von gesundem Lungengewebe und damit zu gravierenden Schäden am Lungengerüst.

Fehlende Putzfunktion

Eine weitere genetische Erkrankung, die im Verlauf zu einer COPD auswachsen kann, ist die sogenannte primäre Ziliendyskinesie, die beispielsweise im Rahmen eines Kartagener-Syndroms auftreten kann.

Zilien sind kleine, sehr feine Härchen, die sich an der Oberfläche von einem Großteil der Atemwege befinden und dafür zuständig sind, Staub und Schmutzpartikel aus Lunge und Bronchien zu entfernen. Sie dienen den Atemwegen als wichtiger Schutzmechanismus, da kleinste eingeatmete Partikel direkt wieder Richtung Mund befördert werden, ohne das Lungengewebe merklich zu reizen. Sind die Zilien funktionsunfähig, sammeln sich mehr und mehr Schmutzbestandteile an, die eine chronische Entzündung unterhalten können.

Klassifikation

Die Klassifikation der COPD erfolgt in vier Schweregrade, die Grundlage für die neuere Beurteilung der COPD nach GOLD (Global Initiative of Chronic Obstructiv Lung Disease) sind. Die GOLD-Klassifikation findet heute vermehrt Anwendung im klinischen Alltag, da sich anhand des GOLD-Stadiums direkt auf die Therapie schließen lässt.

Bestimmung des COPD-Schweregrades

Der Einteilung der COPD in den jeweiligen Schweregrad liegt eine Lungenfunktions-Untersuchung zugrunde, die folgende drei Werte berücksichtigt:

  • Vitalkapazität (VC): die Vitalkapazität ist das Lungenvolumen zwischen maximaler Ein- und maximaler Ausatmung. Sie ist abhängig von Größe, Geschlecht und Alter und sollte bei jungen Erwachsenen etwa 5 Liter betragen. Im höheren Alter nimmt sie stetig ab.
  • Einsekundenkapazität (FEV1): Die Einsekundenkapazität beschreibt dasjenige Volumen, das nach maximaler Einatmung innerhalb der ersten Sekunde der Ausatmung wieder ausgeatmet werden kann. Normalerweise lassen sich 75-85% der Vitalkapazität in der ersten Sekunde ausatmen.
  • Tiffeneau-Index (FEV1/VC): Der Tiffeneau-Index gibt das Verhältnis beider Größen an und sollte bei >0,7 liegen.

Einzelne Symptome sowie der Verlauf der Erkrankung sind für diese Klassifikation nicht von Bedeutung.

Schweregrad Tiffeneau-Index FEV1 (% vom Sollwert)
COPD Grad I < 70% > 80%
COPD Grad II < 70% 50-79%
COPD Grad III < 70% 30-49%
COPD Grad IV < 70% < 30%

GOLD-Klassifikation

In der GOLD-Klassifikation werden neben dem Schweregrad der COPD auch die klinische Symptomatik sowie die Anzahl der Exazerbationen im Jahr, also der Zeiten deutlicher Krankheitsverschlechterung, die beispielsweise einen stationären Krankenhausaufenthalt oder die Umstellung der Medikation erforderlich machen, berücksichtigt. Um das klinische Bild besser einschätzen zu können, werden verschiedene Scores angewendet, die ebenfalls Berücksichtigung in der GOLD-Klassifikation finden. Der Übersichtlichkeit halber werden diese hier jedoch nicht dargestellt.

GOLD-Stadium Schweregrad Exazerbationen/Jahr Schweregrad
GOLD A COPD Grad I-II < 1 wenig
GOLD B COPD Grad I-II < 1 stark
GOLD C COPD Grad III-IV > 2 wenig
GOLD D COPD Grad III-IV > 2 stark

Symptome

Mit einem einfachen Husten fängt alles an

Das Leitsymptom der COPD ist ein hartnäckiger Husten, der sehr häufig von zähem Auswurf begleitet wird und in den frühen Morgenstunden am stärksten ausgeprägt ist. Da der morgendliche Husten zu Beginn wenig quälend ist, wird er oftmals nicht ernstgenommen oder in Verbindung mit einer chronischen Erkrankung bzw. dem langjährigen Zigarettenkonsum gebracht. Das kann fatal sein, da die COPD so ungehindert weiter fortschreiten kann.

Ein weiteres Symptom, das sich langsam, aber stetig zunehmend entwickelt, ist die Atemnot (Dyspnoe). Zu Beginn der Erkrankung besteht häufig nur während Phasen körperlicher Belastung, wie beispielsweise beim Treppensteigen oder bei der Gartenarbeit, Luftnot (Belastungsdyspnoe). Im Verlauf entwickelt sich daraus jedoch nicht selten eine dauerhafte Atemnot, die selbst einfache alltägliche Tätigkeiten wie Waschen oder Anziehen sehr anstrengend werden lässt (Ruhedyspnoe).

Blaue Lippen und aufgedunsene Fingerspitzen

Durch den chronischen Sauerstoffmangel können sich über Jahre hinweg weitere typische Symptome zeigen. Klassischerweise kommt es zu einer leichten Blaufärbung von Fingernägeln und Lippen. Weiterhin können sich die Fingerkuppen ballonartig erweitern, ein Phänomen, das in der Fachsprache auch als Trommelschlegelfinger mit Uhrglasnägeln bezeichnet wird.

Eine COPD verläuft in der Regel über Jahre hinweg schleichend und verschlechtert sich bei fortschreitendem Einwirken der ursächlichen Faktoren kontinuierlich. Immer wieder können jedoch auch Phasen auftreten, in denen sich die Symptome der Erkrankung sehr plötzlich stark verschlimmern. Diese Krankheitsverschlimmerung wird als Exazerbation bezeichnet und ist meist durch Atemwegsinfekte getriggert, die schnell behandelt werden sollten, da sie das Fortschreiten der Erkrankung deutlich beschleunigen können.

Diagnose

Die Diagnose COPD wird anhand von Anamnese, körperlicher Untersuchung und durch apparative bzw. interventionelle Diagnostik gestellt. In vielen Fällen reichen Angaben zu Rauchergewohnheiten sowie die klinische Symptomatik aus, um die Diagnose COPD stellen zu können. Lungenfunktions-Untersuchung sowie Untersuchungen des Brustkorbes und des Blutes schließen sich häufig einzig aus dem Grund an, um den Schweregrad bzw. das GOLD-Stadium einschätzen und die richtige Therapie einleiten zu können.

Anamnese

In einem ausführlichen Arztgespräch (Anamnese) wird Ihr behandelnder Arzt die wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung einer COPD abfragen. In den meisten Fällen findet sich ein langjähriger Tabakkonsum, eine berufsbedingte Ursache oder eine genetische Vorbelastung in der Familie als wahrscheinlicher Grund für die Krankheitsentstehung.

Ist das Rauchen die naheliegendste Ursache für Ihre Beschwerden, wird Ihr Arzt im Anschluss an das Gespräch Unterstützung bei der Raucherentwöhnung anbieten und Sie darauf hinweisen, wie wichtig ein Rauchverzicht ist. Denn nur über diesen Weg lässt sich der Krankheitsprogress aufhalten.

Körperliche Untersuchung

Eine langjährige COPD beansprucht den Körper stark. Einzelne Merkmale der Erkrankung lassen sich bereits ohne Einsatz von Instrumentarien erkennen.

Hierzu zählen unter anderem:

  • ein auffällig breiter, ausladender Oberkörper, der durch die massive Luftansammlung in den Lungen entsteht und als Fassthorax bezeichnet wird
  • Untergewicht (Kachexie): Sie entsteht durch einen erhöhten Energiebedarf, der durch die erschwerte Atemarbeit, das ständige Husten und die Entzündungsreaktion im Körper zu erklären ist.
  • eine Blaufärbung der Lippen, Finger und Füße durch den chronischen Sauerstoffmangel (Zyanose)

Hört Ihr Arzt Ihre Lungen ab (Auskultation), kann er in der Regel ein im Vergleich zum Normalzustand verändertes Atemgeräusch hören, das sich trocken anhört, leiser klingt und mit einer verlängerten Phase der Ausatmung einhergeht.

Blutuntersuchung

Das Blutbild bei COPD weißt wenige Veränderungen auf. In Zusammenschau mit der Anamnese und dem klinischen Beschwerdebild sind diese jedoch sehr typisch für die Erkrankung. In der Regel finden sich, hervorgerufen durch den anhalten Entzündungsprozess, erhöhte Entzündungswerte wie Leukozytose, CRP und ggf. auch PTC.

Eine Blutgasanalyse (BGA) sollte sowohl bei Feststellung der Erkrankung als auch im Verlauf zur Kontrolle immer wieder durchgeführt werden. Die BGA gibt über Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt im Blut Aufschluss und ist damit ein indirekter Hinweis, wie gut die Lunge noch funktioniert.

Zu Beginn der Erkrankung sinkt zunächst der Sauerstoffanteil im Blut, es wird dann von einer respiratorischen Partialinsuffizienz gesprochen. Bei einer fortgeschrittenen COPD kann auch das Kohlendioxid nicht mehr aus dem Körper ausgeschleust werden und steigt folglich an. Eine respiratorische Globalinsuffizienz ist die Folge, die schwere Auswirkungen auf den Säure-Basen-Haushalt und damit auf das ganze Körpergleichgewicht haben kann.

Tritt eine COPD vor dem 50. Lebensjahr auf, sollte immer auch der Spiegel von Alpha-1-Antitrypsin bestimmt werden; insbesondere dann, wenn sich Rauchen als Ursache für die COPD ausschließen lässt.

Apparative Diagnostik

Bei Verdacht auf eine COPD wird stets eine Lungenfunktionsprüfung durchgeführt. Mit dieser wird beispielsweise bestimmt, wie viel Luft die Lungen fassen (intrathorakales Gasvolumen), wie viel Luft nach vollständiger Ausatmung noch in der Lunge verbleibt (Residualvolumen), wie viel Luft nach vollständiger Einatmung in der ersten Sekunde wieder ausgeatmet werden kann (Einsekundenkapazität) und wie viel Sauerstoff aus der Einatemluft tatsächlich in das Blut übergeht (Diffusionskapazität).

Typischerweise sind die Werte bei einer COPD wie folgt verändert:

  • Einsekundenkapazität (FEV1) erniedrigt
  • Diffusionskapazität erniedrigt
  • intrathorakales Gasvolumen erhöht
  • Residualvolumen erhöht

Zur Bestätigung der Diagnose kann weiterhin ein Röntgenbild des Brustkorbes angefertigt werden. Darauf stellt sich der Thorax in typischer Weise verändert dar: Die Rippen verlaufen horizontaler als normal, das Zwerchfell steht durch die überblähte Lunge tief und ist weniger beweglich, die Lunge erscheint insgesamt luftreicher und dadurch dunkler. Besonders geeignet sind Röntgenaufnahmen für die langjährige Verlaufskontrolle, da sie besonders in Zusammenschau mit Vorbefunden an Aussagekraft gewinnen.

Differentialdiagnosen

Zum Verwechseln ähnlich: Asthma

Eine wichtige Differentialdiagnose, die sich durch der COPD ähnliche Beschwerden äußern kann, ist das Asthma bronchiale. Auch Asthma kann mit Husten und Luftnot einhergehen und sich über die Zeit zunehmend verschlechtern. Anders als eine klassische COPD beginnt es allerdings bereits im Kindes- bzw. Jugendalter, wird meist durch Allergien getriggert und verläuft nicht chronisch-fortschreitend, sondern eher episodisch. Auf Phasen schwerer Symptomatik können beschwerdefreie Zeiten folgen, in denen von der Krankheit nichts zu spüren ist.

Weiterhin sollte gerade bei älteren Menschen mit chronischem Husten und einer langjährigen Raucheranamnese auch immer ein Lungenkrebs ausgeschlossen werden. Denn dieser kann anfänglich ähnliche Beschwerden verursachen und ebenfalls mit einem langjährigen Tabakkonsum in Verbindung stehen, muss jedoch gänzlich anders behandelt werden als eine COPD.

Behandlung

Die Therapie der COPD setzt sich aus einem medikamentösen Stufenplan sowie wichtigen Allgemeinmaßnahmen zusammen. Erst in Kombination kann mit einem Rückgang der Krankheitsaktivität und längerfristig auch mit einer Verbesserung der Symptomatik gerechnet werden.

1. Allgemeinmaßnahmen

Unverzichtbar: Nikotinkarenz

Die wohl wichtigste Allgemeinmaßnahme ist der sofortige Verzicht aufs Rauchen. Auch wenn es schwerfällt, so ist die ausnahmslose Nikotinkarenz doch sehr wichtig, damit sich die Selbstreinigungsmechanismen der Lunge wieder erholen und der Krankheit entgegenwirken können.

Vorsorge treffen: Impfungen 

Da Atemwegsinfektionen zu einer Exazerbation der COPD führen können, sollten bestimmte Erkrankungen durch eine Impfung unbedingt vermieden werden. Dazu zählen unter anderem die jährliche Grippeimpfung sowie eine Impfung gegen Pneumokokken, die alle 5 bis 10 Jahre aufgefrischt werden muss. Auch der Impfstatus für Haemophilus influenzae sollte regelmäßig überprüft werden.

Bessere Luft durch geschulte Atmung

Um den Luftstrom in die Lungen hinein und aus diesen wieder heraus zu verbessern, können verschiedene Atemtechniken erlernt werden. Durch gezieltes Atemtraining werden die Beschwerden oftmals gelindert und ein besseres Abhusten von zähem Sekret ermöglicht. Außerdem sind Inhalationen mit Kochsalz sowie das Trinken von ausreichend Flüssigkeit wichtig, um die Schleimhäute feucht zu halten und eine bessere lokale Immunabwehr zu erzeugen, die wiederum Atemwegsinfektionen vorbeugt.

Bewegung: Sport für die Lungen

Neben der Atmung ist die Bewegung ein wichtiger Baustein der COPD-Therapie. Ein dem Beschwerdebild angepasstes Ausdauertraining, wie es etwa in verschiedenen Lungensportgruppen angeboten wird, kann die Belastbarkeit verbessern und mehr Luft für die Aufgaben des täglichen Lebens verschaffen. Weiterhin ist Bewegung sinnvoll, um Osteoporose vorzubeugen, die vielfach im Zusammenhang mit einer langjährigen COPD auftritt.

2. Medikamentöse Therapie 

Die medikamentöse Therapie der COPD richtet sich nach der GOLD-Klassifikation und setzt sich somit aus vier Stufen zusammen. Im Folgenden sollen zunächst die Leitsubstanzen mit ihren wichtigsten Wirkungen erläutert werden. Aus der anschließend aufgeführten Tabelle lässt sich entnehmen, wann welches Präparat bzw. welches Therapieschema zum Einsatz kommen sollte.

Leitsubstanzen: schnell oder langfristig

  • kurzwirksame Betamimetika (SA-beta-2): Salbutamol (Apsomol®, Broncho-Inhalat®, Bronchospray®,Cyclocaps Salbutamol®, Epaq®, Pädiamol®, Pentamol®, Salbubronch®, SalbuHEXAL®, Sultanol®, Ventilastin®), Fenoterol (Berotec®, Partusisten®)
  • kurzwirksame Parasympatholytika (SA-Parasympatholytika): Ipratropiumbromid (Atrovent®, IPRAXA®, Itrop®, Iprabronch®)
  • langwirksame Betamimetika (LA-beta-2): Salmeterol (Aeromax®, Serevent®), Formoterol (Foradil®, Forair®, Formatris®, Oxis®, Symbicort®)
  • langwirksame Parasympatholytika (LA-Parasympatholytika): Tiotropiumbromid (Spiriva®, Braltus®)
  • inhalative Glukokorotikoide (ICS, Kortison-Sprays): Budesonid (Aquacort®, Budapp®, Budecort®, Budenobronch®, Budiair®, Cortiment®, Cyclocaps Budesonid®, Novopulmon®, Pulmax®, Pulmicort®), Fluticason (Avamys®, Fluide®, Airflusal®, Seretide®, Flutiform®)

Wirkung direkt in der Lunge

Alle Leitsubstanzen werden per Inhalation verabreicht und führen dazu, dass sich die Atemwege weiten, der Atemfluss verbessert wird und die Entzündungsprozesse eingedämmt werden.

Kurzwirksame Substanzen (SA-) wirken nahezu sofort, halten aber nicht allzu lange vor, während langwirksame (LA-) erst mit einer gewissen Latenzzeit zu wirken beginnen, dann aber einige Stunden abdecken können. Aus diesem Grunde werden langwirksame Medikamente nur als Dauertherapie verabreicht, während kurzwirksame als Bedarfsmedikation während einer akuten Atemnot bzw. einer kurzzeitigen Verschlechterung der respiratorischen Situation eingesetzt werden können.

Die inhalative Applikation hat den Vorteil, dass die Medikamente lokal an den Atemwegen wirken und nur in so geringer Dosis in den Blutkreislauf übertreten, dass sie in der Regel keine Nebenwirkungen verursachen.

Stufentherapie nach GOLD-Klassifikation

  • GOLD A: Im Stadium GOLD A kann eine Monotherapie mit einem LA-Parasympatholytikum oder einem LA-beta-2 erwogen werden. Eine Dauertherapie ist jedoch nicht immer notwendig und wird nur dann empfohlen, wenn akute Behandlungsmaßnahmen keine Früchte tragen.
  • GOLD B: Im zweiten Stadium der COPD sollte eine Dauertherapie mit einem LA- Parasympatholytikum oder einem LA-beta-2 immer eingesetzt werden. Dadurch werden nicht nur Krankheitsspitzen abgedeckt, sondern auch eine kontinuierliche Verbesserung Atemfunktion gewährleistet.
  • GOLD C: Im Stadium C reicht eine Monotherapie mit einem LA-Parasympatholytikum häufig nicht aus, weswegen zusätzlich ein LA-beta-2 verabreicht wird. Beide Medikamente wirken über einen ähnlichen Mechanismus, jedoch an unterschiedlichen Rezeptoren, wodurch sich ihre Wirkung aufaddiert.
  • GOLD D: Im vierten und letzten Stadium wird vielfach, zusätzlich zu einer dualen Therapie bestehend aus einem LA-Parasympatholytikum und einem LA-beta-2, der Einsatz von Glokokortikoiden notwendig. Der Einsatz von ICS sollte unter großer Vorsicht erfolgen, da ICS zwar die Entzündungsreaktionen nachhaltig eindämmen, aber auch zu einer lokalen Abwehrschwäche führen können, was die Lunge wiederum anfälliger für krankheitsauslösende Keime machen kann.

Schnelle Hilfe bei Bedarf

Die aufgeführten Medikamente der vier Stadien decken jeweils den Langzeitbedarf der COPD-Therapie ab. Kommt es zu einer akuten Atemnot, können sie nicht unmittelbar eingesetzt werden. Zu diesem Zweck wird jede Stufe um ein kurzwirksames beta-2-Sympathomimetika bzw. ein kurzwirksames Parasympatholytikum ergänzt, das eigenständig und ohne festes Schema bei Bedarf eingesetzt werden kann und seine Wirkung binnen Minuten entfaltet.

Komplikationen

Die wohl wichtigste Komplikation, die im Rahmen der COPD leider immer wieder auftreten kann, ist eine akute Krankheitsverschlechterung (Exazerbation), die in den meisten Fällen durch einen Atemwegsinfekt hervorgerufen wird.

Eine kleine Erkältung reicht aus

Sie tritt überwiegend in den Herbst- und Wintermonaten auf und äußert sich in einer akuten Luftnot, die sich rasch verschlechtert und bis zu einer Blaufärbung der Haut führen kann. Eine exazerbierte COPD kann sich zu einem lebensbedrohlichen Zustand auswachsen, weswegen eine schnelle stationäre Aufnahme in aller Regel unumgänglich ist.

Um eine Exazerbation zu verhindern, sollten Sie daher in Herbst und Winter versuchen, erkältete Menschen weitestgehend auf Abstand zu halten und die Hände möglichst nicht ins Gesicht zu nehmen. Da viele Infektionen durch Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae und Influenzaviren hervorgerufen werden, sollte der Impfschutz gegen diese Keime stets frisch sein.

Prognose

Die Prognose der COPD hängt entscheidend von Ihrem Rauchverhalten ab. Bei fortgesetztem Nikotinkonsum schreiten die Umbauvorgänge in der Lunge unaufhaltsam fort, bis das Lungengewebe schließlich irreversibel geschädigt ist und seiner Funktion kaum mehr nachkommen kann. Die Lebenserwartung sinkt drastisch, Exazerbationen häufen sich, und ein Therapieansatz, der der Krankheit Einhalt gewährt, ist bald nicht mehr möglich.

Letztlich kann nur noch symptomatisch behandelt werden, oft aber nur mit mäßigem Erfolg. Die Maximalvariante der Erkrankung ist der komplette körperliche Zerfall, der wiederholt mit qualvollen "Erstickungszuständen" einhergeht.

Es liegt in Ihrer Hand

Eine Verbesserung des gesundheitlichen Zustandes kann folglich nur durch einen konsequenten und sofortigen Rauchstopp erreicht werden. Die Lunge vermag es je nach Schädigung allerdings nicht immer, sich vollständig zu regenerieren. Deutliche Verbesserungen im alltäglichen Leben sind jedoch nur durch diese Maßnahme erreichbar.

Quellen:

  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Thieme, 2013.
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, 2017.
  • Stefan Silbernagl, Florian Lang: Taschenatlas der Physiologie, Thieme, 2013.
  • S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.: www.pneumologie.de, zuletzt aufgerufen am 8.11.17.
  • Global initiative for chronic obstructive lung disease: GOLD 2017 Global Strategy for Diagnosis, Management and Prevention of COPD, http://goldcopd.org, zuletzt aufgerufen am 8.11.17.

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