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Colitis ulcerosa: Symptome, Behandlung, Prognose

Die Colitis ulcerosa ist wie der eine chronische Darmentzündung, die häufig schubförmig verläuft und für Betroffene zu einer großen Belastung werden kann. Wie es dazu kommt, welche Symptome typisch sind und welche Möglichkeiten der Behandlung es heutzutage gibt, wollen wir Ihnen im folgenden Übersichtsbeitrag näher erläutern.

Was ist eine Colitis ulcerosa?

Fragt man Colitis-Betroffene, so fällt vor allem ein Stichwort: Durchfall, oft blutig-schleimig. Auslöser sind Entzündungen, die hauptsächlich im Dickdarm angesiedelt sind (Colitis ulcerosa bedeutet übersetzt "geschwürige Darmentzündung", abgeleitet von Colon = Darm und ulcus = Geschwür). Die Colitis ulcerosa gehört zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Der Name sagt es schon: Die Diagnose bedeutet, sich auf ein Leben mit der Erkrankung einstellen zu müssen.

Kunterbunte Beschwerden, meist in Schüben

Leider macht die Krankheit manchmal auch vor einigen anderen Organen keinen Halt, obwohl sie überhaupt nichts mit dem Darm zu tun haben. So können sich Augen und Gelenke entzünden oder Hautprobleme auftreten. Allerdings: Das kann, muss aber nicht passieren!

Tröstlich ist vielleicht, dass die Krankheit normalerweise in Schüben verläuft. Bei den meisten Betroffenen gibt es also Phasen, in denen sie mal aufatmen können und keine oder kaum Beschwerden haben – Ärzte nennen das "Remission". Weitaus weniger Betroffene werden ständig von Schmerzen und Durchfällen geplagt.

Übrigens hat die Colitis ulcerosa quasi einen Zwillingsbruder, und zwar den . Diese beiden Krankheiten sind sich teilweise zum Verwechseln ähnlich. In etwa 10% der Fälle lassen sie sich – zumindest bei der Erstdiagnose – kaum auseinanderhalten (in diesem Fall spricht man von einer "Colitis indeterminata"). Aber es gibt trotzdem charakteristische Unterschiede, die letztlich auch zu teils verschiedenen Behandlungen führen. Lesen Sie also einfach weiter...!

Ursachen

Leider weiß bis heute keiner so genau, wie eine Colitis ulcerosa entsteht. Sicher ist aber, dass mehrere Faktoren Einfluss haben.

Ein guter Teil ist Veranlagung

Zum einen ist da die Genetik, also das, was jeder von Eltern und anderen Verwandten sozusagen zwangsweise vererbt bekommen hat. Denn oft sind mehrere Mitglieder einer Familie von der Krankheit betroffen. Das Erkrankungsrisiko ist um das 10-15fache erhöht, wenn Verwandte ersten Grades an Colitis ulcerosa leiden. Forscher haben schon einige Gene entdeckt, die die Krankheit mit auslösen. Trotzdem sind noch viele Fragen offen. So ist unklar, warum einige Menschen verschont bleiben, obwohl sie Risikogene in sich tragen.

Möglicherweise fördern auch bakterielle oder virale Erreger die Erkrankung. Hinzu kommen Aspekte, die mit dem Abwehrsystems des Körpers zu tun haben. Ganz grob erklärt scheint es so zu sein, dass bei der Colitis ulcerosa die Schutzbarriere des Darms nicht so funktioniert, wie sie sollte. Dadurch können Bakterien, die im Darm ihren Platz haben und dort auch hingehören, in die Schleimhaut eindringen. Das wiederum führt zu Entzündungen.

Eine Zivilisationskrankheit?

Diskutiert werden zudem Umwelteinflüsse. Auffällig ist nämlich, dass die Krankheit in westlichen Industrieländern und hier insbesondere in skandinavischen Ländern vergleichsweise häufig vorkommt – man spricht in dem Zusammenhang von einem Nord-Süd-Gefälle innerhalb der Industrieländer. Interessant ist auch, dass die Colitis ulcerosa bei Weißen viermal häufiger auftritt als bei Farbigen.

Was die Geschlechter anbelangt, gibt es keine wesentlichen Unterschiede: Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen. Allerdings spielt das Alter eine Rolle. Bei den meisten macht sich die Krankheit zum ersten Mal im jungen Erwachsenenalter bemerkbar (also zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr). Einen zweiten, etwas niedrigeren Häufigkeitsgipfel gibt es zwischen dem 60. und dem 70. Lebensjahr.

Und noch ein Kuriosum: Studien haben gezeigt, dass Rauchen das Colitis-Risiko vermindert (aber Achtung: Beim Morbus Crohn ist es genau umgekehrt – Raucher erkranken häufiger daran). Sie sollten jetzt aber nicht zum Kettenraucher werden. Denn damit schaden Sie Lunge, Herz und anderen Organen. Außerdem gibt es keine Beweise dafür, dass Rauchen eine schon bestehende Colitis lindert.

Die Rolle der Psyche

Und wie sieht es mit dem Thema "Psyche" aus? Colitis ulcerosa wurde früher zu den sogenannten "Holy Seven" – also zu den "heiligen sieben (Krankheiten) der Psychosomatik gezählt. Inzwischen gehen Fachleute allerdings davon aus, dass die Erkrankung rein organische Wurzeln hat. Es leuchtet aber ein, dass eine solche Krankheit auch für die Psyche ziemlich belastend sein kann. Deshalb klagen viele Patienten über Stimmungsschwankungen, auch Depressionen sind häufiger als bei anderen.

Symptome

Beschwerden im Verdauungstrakt

Sie haben es schon gelesen: Charakteristisch sind die Durchfälle. Das können wenige bis hin zu zwanzig oder mehr pro Tag sein. Auffällig ist, dass Blut und/oder Schleim mit dabei ist (im Gegensatz zum , bei dem üblicherweise keine Blutbeimengungen zu finden sind). Bei manchen kommt es vor, dass sie immer wieder das Gefühl haben, dass der Darm nicht komplett entleert ist. Dazu berichten viele Betroffene von Bauchkrämpfen, Übelkeit und Blähungen.

Bei der Colitis ulcerosa ist – was den Verdauungstrakt anbelangt – nur der Dickdarm betroffen (in Ausnahmefällen auch noch das letzte Stückchen des Dünndarms, das nennt man "backwash ileitis") und hier auch nur die oberflächliche Schleimhaut. Im restlichen Dünndarm, an Magen und Speiseröhre löst die Colitis also keine Beschwerden aus.

Typischerweise beginnt die Entzündung am Ende des Darms, im Mastdarm (Rektum). Es gibt viele Fälle, in denen es auch dabei bleibt. Bei anderen frisst sich die Entzündung aber weiter durch den Darm, sozusagen rückwärts, also entgegen der Richtung, die der Nahrungsbrei nimmt. Als nächstes befällt sie den S-förmigen Teil des Dickdarms (Sigma oder Sigmoid genannt).

Bei der Hälfte der Patienten stoppt die Entzündung spätestens hier oder schon vorher. Bei einem Viertel der Betroffenen hangelt sie sich dagegen weiter aufwärts bis zur linken Darmbiegung (Flexur) im linken Oberbauch (das nennt man "linksseitige Colitis"). Bei einem weiteren Viertel ist der gesamte Dickdarm in Beschlag genommen, man spricht hier von einer Pankolitis.

Weitere Symptome bei Colitis ulcerosa

Zu den Darmbeschwerden kommen meistens noch allgemeinere Symptome wie Schwäche, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und erhöhte Temperatur bis hin zu Fieber. Außerdem können sich Beschwerden außerhalb des Verdauungstraktes zeigen (in der Fachsprache "extraintestinale Manifestationen"). Vor allem bei jüngeren Menschen sind diese nicht selten die ersten Anzeichen für die eigentliche Erkrankung.

Folgende Organe können in Mitleidenschaft gezogen werden:

  • Gelenke (am häufigsten): Entzündung (Arthritis), Morbus Bechterew (eine rheumatische Erkrankung, bei der es zu Schmerzen und einer Versteifung von Gelenken kommen kann; hier sind hauptsächlich die Wirbelsäulengelenke betroffen)
  • Haut: Aphthen der Mundschleimhaut, Knotenrose (Erythema nodosum), selten großflächige, schmerzhafte Hautgeschwüre (Pyoderma gangraenosum)
  • Leber und Gallenwege: Fettleber, Leberentzündung (Hepatitis), Gallenwegsentzündung (typisch ist die sogenannte primär sklerosierenden Cholangitis)
  • Augen: Entzündungen verschiedener Bereiche (Iritis, Episkleritis, Uveitis)
  • Herz: Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis)

Komplikationen: Krebs und Darmdurchbruch

Wer an einer Colitis ulcerosa leidet, hat rein statistisch gesehen ein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken – vor allem an Darmkrebs. Als Faustregel gilt: Je schwerer, länger und ausgedehnter die Colitis, desto eher entwickeln sich bösartige Zellen.

Als Beispiel: Ist der gesamte Dickdarm befallen, liegt das Darmkrebs-Risiko 32-mal höher als bei Gesunden. Auch wenn man gleichzeitig an einer primär sklerosierenden Cholangitis (das ist eine Entzündung der Gallenwege) leidet, ist die Darmkrebs-Gefahr größer – aber auch Gallengangskarzinome sind häufiger.

Eine weitere seltene, aber lebensbedrohliche Komplikation ist das toxische Megakolon. Dabei bläht sich der Dickdarm enorm auf. Dazu treten Fieber, ein schneller Herzschlag, eventuell auch Verwirrtheit, niedriger Blutdruck und Flüssigkeitsmangel auf. Es besteht die Gefahr, dass der Darm durchbricht (perforiert). Wenn das geschieht, gelangt möglicherweise Darminhalt in den Bauchraum. Es kann zu weiteren Entzündungen, Blutungen und Schock kommen. Das sind Notfälle, die sofort behandelt werden müssen!

Verlauf

Die Colitis ulcerosa hat nicht nur die verschiedensten Symptome, sie verläuft auch nicht immer nach demselben Schema. Ganz grob wird zwischen Schüben und Ruhephasen (medizinisch Remissionen) unterschieden.

Im Schub: Durchfälle und allgemeines Krankheitsgefühl

Ein Schub ist eine Phase, in der die Krankheit aufblüht. Aber auch hier gibt es Abstufungen. Von einer leichten Colitis ulcerosa spricht man bei bis zu drei blutigen Durchfällen pro Tag; von einer mittelschweren Form, wenn Sie vier bis sechs Stuhlgänge mit Blutbeimengungen zählen. Der schwere Schub ist dadurch gekennzeichnet, dass neben vielen Stuhlgängen (> 6 am Tag) auch noch Fieber, ein schneller Puls und weitere Beschwerden auftreten.

Wie häufig ein Schub vorkommt und wie lange er anhält, ist ganz verschieden. 5-10% der Betroffenen bleiben nach der ersten Krankheitsattacke sogar völlig verschont.

Zwischen den Schüben herrscht meist Ruhe

Wenn Sie zwar mehr oder weniger häufig Colitis-Schübe erleben, dann aber auch wieder Zeiten ganz ohne Krankheitszeichen, gehören Sie zu den etwa 85% mit einem chronisch-rezidivierenden bzw. chronisch-intermittierenden Verlauf. Gibt es diese kompletten und längeren Ruhephasen bei Ihnen überhaupt nicht, liegt ein chronisch-kontinuierlicher oder auch chronisch-aktiver Verlauf vor (betrifft ca. 10% der Erkrankten). Bei einem kleinen Teil der Colitis-Patienten (5%) kommt es zu der schwersten und heftigsten Form, dem fulminanten Schub.

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Diese Einteilungen sind für Sie selbst erst einmal nicht so relevant. Aber vielleicht hören oder lesen Sie den einen oder anderen Begriff mal beim Arzt oder in einem Arztbrief. Für Ihre Therapie sind diese Unterscheidungen von Bedeutung, denn danach richtet sich, welche Medikamente Sie in welcher Dosis und wie lange bekommen.

Diagnose

Die vielen verschiedenen Symptome haben es schon deutlich gemacht: Die Colitis ulcerosa ist eine Chamäleon-Krankheit, die sich ganz unterschiedlich zeigen kann. Deshalb ist es nicht immer einfach, ihr auf die Schliche zu kommen. Manchmal ist es wie ein Puzzle: Erst wenn das gesamte Bild zusammengesetzt ist, wird sichtbar, worum es sich handelt.

Die Suche umfasst meist folgende Aspekte: Befragung, Labor- und Stuhltestes, Untersuchungen.

Gespräch und erste Untersuchung

Erst einmal sind Sie dran! Schildern Sie dem Arzt Ihre Krankheitsgeschichte und Ihre Symptome (Anamnese): zum Beispiel, wie oft Durchfälle auftreten, ob Sie dabei Blut und/oder Schleim entdecken, auch Farbe und Geruch sind von Bedeutung. Viele Betroffene halten sich an Laborwerten, Tests und Untersuchungen fest, sehen darin Beweise und verlässliche Parameter. Dabei ist bei Studien herausgekommen, dass der größte Teil einer erfolgreichen Behandlung auf ein gutes Anamnesegespräch zurückzuführen ist. Also: Je genauer Sie Ihre Beschwerden beschreiben können, desto besser.

Es kann hilfreich sein, wenn Sie eine Art Stuhltagebuch führen und sich aufschreiben, was Ihnen wann auffällt. Wichtig sind aber auch andere Symptome, z.B. Gelenkschmerzen, Augen- und Hautprobleme.

Sie sollten auch einen Überblick über die Medikamente geben können, die Sie einnehmen. Es ist nützlich, einen Ordner anzulegen, in dem Sie Arztbriefe, Befunde und weitere Informationen sammeln. Und noch ein Tipp: Notieren Sie sich Ihre Fragen und nehmen Sie den Zettel mit zum Arzt. So gehen Sie sicher, dass Sie nichts vergessen.

Dann wird der Arzt Sie vermutlich mit den Händen oder mit einfachen Hilfsmitteln (z.B. einem Stethoskop) untersuchen. Im Mittelpunkt stehen die Bereiche rund um Bauch und After. Wertvolle Hinweise ergeben sich manchmal schon durch das Abhören, Abklopfen und Abtasten. Typisch für eine Colitis ulcerosa ist, dass Sie beim Druck auf den linken Unterbauch einen Schmerz spüren. Manchmal ist der Bauch aufgebläht. Oft inspiziert der Arzt auch mit dem Finger das Innere des Enddarms, um zu schauen, ob es dort blutet.

Labor- und Stuhltests

Meistens wird Ihnen beim Arzt direkt Blut abgenommen. Zwar gibt es keinen Parameter, der speziell eine Colitis ulcerosa nachweisen könnte. Es geht aber darum, weitere Hinweise zu sammeln.

Im Blut sind das vor allem die Entzündungswerte (CRP = C-reaktives Protein, BSG = Blutsenkungsgeschwindigkeit, Leukozyten = weißte Blutkörperchen). Sie sind bei einer Colitis ulcerosa häufig erhöht. Allerdings steigen diese Werte auch bei allen möglichen anderen Entzündungen an. Geprüft werden sollte außerdem, ob bei Ihnen eine Blutarmut (Anämie) vorliegt. Dann ist der Hämoglobinwert (Hämoglobin = roter Blutfarbstoff) meist erniedrigt.

Etwas genauere Indizien kann eventuell eine Stuhlprobe liefern. Dazu müssen Sie etwas Stuhl in ein Röhrchen füllen, das Sie vom Arzt bekommen. Wird darin ein erhöhter Spiegel des Proteins mit Namen Calprotectin gemessen, so heißt das, dass Ihr Darm entzündet ist. Allerdings kann es auch dafür – neben einer Colitis ulcerosa – andere Ursachen geben. Sinnvoll ist es auch, den Stuhl auf bestimmte Bakterien zu untersuchen. Denn es gibt Erreger, die ähnliche Beschwerden machen wie eine Colitis ulcerosa.

Darf auf keinen Fall fehlen: Darmspiegelung

Zum vollen Programm gehört auch eine Spiegelung (Endoskopie) des Dickdarms (Kolon) sowie des unteren Teils des Dünndarms (Ileum), die Ileokoloskopie. Dadurch lässt sich am besten feststellen, wie die Schleimhaut beschaffen ist und ob es Entzündungen gibt. Außerdem können Gewebeproben entnommen und mikroskopisch untersucht werden.

Die Spiegelung an sich ist meistens unspektakulär für Sie, in der Regel erhalten Sie ein Medikament (eine „Schlafspritze“, die Sie in eine Kurznarkose versetzt), sodass Sie von der Untersuchung überhaupt nichts mitbekommen. Dann schiebt der Arzt ein schlauchartiges Instrument über den After in den Darm. Vorn dran sitzt eine kleine Kamera, die die Bilder vom Inneren direkt auf einen Monitor überträgt. Allerdings braucht diese Kamera absolut freie Sicht. Darum müssen Sie vor der Untersuchung dafür sorgen, dass Ihr Darm komplett leer ist.

Das bedeutet, dass Sie möglichst schon einige Tage vor dem Termin auf kernhaltiges Obst und Gemüse (z.B. Kiwis, Trauben) sowie auf Vollkornbrot, Müsli usw. verzichten sollten. Einen Tag vor der Spiegelung müssen Sie ein Abführmittel trinken, das Ihren Darm gründlich durchputzt. Ab dem ersten Schluck dürfen Sie gar nichts mehr essen. Genaue Anweisungen sollte Ihnen der Arzt geben.

Manchmal sind für die Diagnose oder aber im Verlauf der Colitis noch weitere Untersuchungen notwendig, z.B. ein Ultraschall (Sonografie) der Bauchorgane, eine Magnetresonanztomografie (MRT), eine Computertomografie (CT) oder eine Röntgenuntersuchung.

Abgrenzung der Colitis ulcerosa von anderen Krankheiten

Mit all diesen Tests und Untersuchungen soll ausgeschlossen werden, dass Sie eine ganz andere Krankheit haben. Denn gerade Durchfall ist ein sehr unspezifisches Symptom. Und selbst Blutbeimengungen können viele Ursachen haben.

Infrage kommen zum Beispiel Erreger, die Durchfälle mit oder ohne Blut auslösen können. Dazu gehören Shigellen, Escherichia coli, Salmonellen, aber auch Parasiten. Vielleicht haben Sie sich im Ausland etwas eingefangen? Deshalb ist es für den Arzt auch wichtig, über Ihre Reisen Bescheid zu wissen.

Auch bestimmte Schmerzmittel können eine Darmentzündung hervorrufen. Außerdem führen auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten, das Reizdarmsyndrom und eine Blinddarmentzündung zu teils ähnlichen Beschwerden wie eine Colitis ulcerosa. Und schließlich muss eine bösartige Erkrankung ausgeschlossen werden: Blut im Stuhl ist immer ein Warnzeichen, dass es sich um Darmkrebs handeln könnte. Oft sind dafür aber auch nur Hämorrhoiden verantwortlich.

Behandlung

1. Medikamente

Es gibt eine Reihe von Arzneimitteln, die die Symptome der Colitis ulcerosa lindern können. Heilen lässt sich die Erkrankung damit zwar nicht; aber für viele Betroffenen ist es eine enorme Hilfe, wenn sich die Situation durch die richtigen und passenden Medikamente bessert.

Dabei spielt nicht nur der Wirkstoff eine Rolle, sondern auch, wie und in welcher Dosis er verabreicht wird. Neben Tabletten und Spritzen bzw. Infusionen sind auch Einläufe, Zäpfchen und Schaumpräparate mögliche Varianten.

Welche Stoffe in welcher Form gegeben werden, hängt davon ab, ob Sie sich gerade in einem Schub befinden oder nicht, welche Verdauungsabschnitte betroffen sind und welche sonstigen Symptome auftreten. Zugleich sollen die Nebenwirkungen so gering wie möglich bleiben.

Bei milden Formen vor allem Aminosalicylate

Wenn Sie in einem leichten bis mittelschweren Schub stecken, sind Aminosalicylate (v.a. Mesalazin) die erste Wahl. Ist die Entzündung auf den Mastdarm beschränkt, reichen oft schon Zäpfchen. Ist sie bis zur linken Darmbiegung im linken Oberbauch fortgeschritten, sind Schäume oder Einläufe besser. Darmabschnitte, die darüber hinaus betroffen sind, erreichen Sie mit diesen rektalen Mitteln nicht mehr. In diesem Fall müssen Sie Tabletten nehmen (orale Gabe).

Es ist auch möglich, Tabletten und rektale Mittel zu kombinieren. Eventuell kann es hilfreich sein, dazu noch lokal wirksame Kortison-Präparate (v.a. mit dem Wirkstoff Budesonid) einzusetzen – ebenfalls lokal oder oral.

Ist der Schub schwerer: meist Kortison

Ist der Schub mit gravierenderen Beschwerden verbunden, müssen Sie meist Glukokortikoide (Kortison) nehmen, die ihre Wirkung im ganzen Körper (systemisch) entfalten. Oft werden ergänzend Aminosalicylate (z.B. Mesalazin) gegeben – je nach betroffenen Darmabschnitten als Tablette oder aber als Schaum oder Einlauf.

Wenn die Kortison-Therapie nicht anschlägt oder wenn Sie das Mittel nicht vertragen bzw. zu starke Nebenwirkungen spüren, gibt es als Reservemittel Biologika. Dazu zählen TNF-Blocker (z.B. Infliximab) oder auch ein recht neues Mittel namens Vedolizumab. Weitere Arzneien wie Tacrolimus und Ciclosporin sind wirklich Ausnahmemittel für einen außergewöhnlich heftigen (fulminanten) Schub.

In der Ruhephase Aminosalicylate oder Azathioprin

Wenn die Krankheit gerade nicht aktiv ist, sind wiederum Aminosalicylate der Goldstandard – etwas niedriger dosiert als im akuten Schub, aber als Dauertherapie. (Sie sollten die Mittel mindestens zwei Jahre lang nehmen.) Vor allem in dieser Phase sind auch Probiotika eine mögliche Alternative. Dabei handelt es sich um bestimmte natürliche Bakterien, die entzündungshemmend wirken.

Sind die Symptome schwächer geworden, aber noch nicht komplett zurückgegangen (chronisch-aktiver Verlauf), werden meist Mittel mit dem Wirkstoff Azathioprin bzw. 6-Mercaptopurin empfohlen. In diesem Fall sollten Sie die Medikamente auch langfristig über mehrere Jahre nehmen.

Schauen wir uns die verschiedenen Arzneimittelgruppen bzw. Wirkstoffe genauer an.

Glukokortikoide (im Volksmund "Kortison")

Glukokortikoide haben unter anderem die Eigenschaft, Entzündungen zu bremsen und das Immunsystem zu unterdrücken. Dadurch beruhigen sich der Darm und die weiteren betroffenen Organe häufig. Unterschieden wird zwischen Glukokortikoiden, die nur lokal, also an einer bestimmten Stelle wirken, und solchen, die sich im ganzen Körper ausbreiten (man spricht hier von einer systemischen Wirkung).

Sollen die Glukokortikoide einen systemischen Effekt haben, so werden sie entweder als Tabletten gegeben oder in die Vene gespritzt. Infrage kommen z.B.:

Bei vielen Colitis ulcerosa-Betroffenen wirken diese Kortisonpräparate sehr gut und schnell. Häufig gelingt es damit, einen akuten Schub zu durchbrechen. Allerdings nimmt die Wirkung möglicherweise ab, wenn die Präparate zu häufig eingesetzt werden. Sie müssen außerdem wissen, dass Glukokortikoide generell nicht zum Dauergebrauch da sind. Denn es können sich schwere Nebenwirkungen einstellen.

Ein sicheres Mittel gegen einen Schub sind die Glukokortikoide ohnehin nicht. Einige Betroffene spüren keine Besserung oder vertragen die Präparate nicht. Für diese Fälle gibt es aber glücklicherweise andere Medikamente (siehe unten).

Lokal besser verträglich

Bei den lokal wirksamen Glukokortikoiden ist in erster Linie Budesonid zu nennen. Es kann bei Colitis ulcerosa als Einlauf, Rektalschaum oder Tablette verabreicht werden. Selbst wenn Sie Tabletten einnehmen, beeinflusst Budesonid fast nur den Darm. Das bedeutet wiederum, dass es zwar weniger Nebenwirkungen hervorruft, aber auch keine Symptome außerhalb des Darms lindert.

Folgende Mittel sind auf dem Markt:

  • Einlauf: Entocort®
  • Rektalschaum: Budenofalk®
  • Tabletten: Cortiment®MMX®

Aminosalicylate

Aminosalicylate sind lang erprobt in der Therapie der Colitis ulcerosa und gehören zu den Standardmitteln. Sie sind sowohl für den akuten Schub als auch zur Dauertherapie geeignet – allerdings nur bei leichten bis mittelschweren Fällen. Bis heute ist nicht ganz klar, wie die Aminosalicylate wirken. Es hat sich aber gezeigt, dass sie einen entzündungshemmenden Effekt auf die Darmschleimhaut haben.

Aminosalicylate können als Tablette oder Granulat über den Mund (oral) sowie als Einlauf, Zäpfchen oder Schaumpräparat über den After (rektal) gegeben werden. Über den After erreichen sie nur die letzten Abschnitte des Darms. Tabletten oder Granulat sind sinnvoller, wenn sich die Entzündung weiter ausgedehnt hat.

Der reine und letztlich wirksame Stoff in dieser Gruppe ist die 5-Aminosalicylsäure (5-ASA). Als solcher heißt er auch Mesalazin. In dieser Reinform würde das Mittel allerdings bei oraler Gabe schon im oberen Dünndarm aufgenommen. Es würde den Ort, wo es gebraucht wird, nämlich den Dickdarm, gar nicht erreichen. Deshalb wird der Stoff mit einem bestimmten Überzug versehen, sodass er sich erst später entfaltet.

Eine weitere Möglichkeit ist, die 5-ASA in gebundener Form zu geben. In dem sogenannten Sulfasalazin ist der eigentliche Wirkstoff zwar enthalten, wird aber erst im Dickdarm abgespalten und freigesetzt.

Eine dritte Variante ist das Olsalazin. Hier sind zwei Mesalazin-Moleküle zusammengesetzt, die ebenfalls erst im Dickdarm voneinander abgekoppelt werden.

Hier eine Übersicht der Wirkstoffe und Handelsnamen:

  • Mesalazin: z.B. Asacol®, Claversal®, Pentasa®, Salofalk®, Mezavant®
  • Sulfasalazin: z.B. Azulfidine®, Colo-Pleon®, Salazopyrine®
  • Olsalazin: z.B. Dipentum®

Alternativen: Azathioprin und 6-Mercaptopurin

Azathioprin (z.B. Azafalk®, Imurek®) und 6-Mercaptopurin (z.B. Puri-Nethol®) hängen eng zusammen. Es ist nämlich so, dass Azathioprin im Körper zu 6-Mercaptopurin umgewandelt wird. Medikamente mit diesen Wirkstoffen greifen in die Immunabwehr ein und bremsen diese teilweise.

Die Mittel kommen oft ins Spiel, wenn Kortisonpräparate und 5-Aminosalicylate im akuten Schub nicht anschlagen bzw. nicht vertragen werden oder wenn eine Kortisonabhängigkeit entstanden ist. Ein Haken dabei: Die Wirkung tritt meist erst nach mehreren Wochen oder Monaten ein.

Wenn Sie einen Schub überstanden und gerade keine Symptome haben, helfen Azathioprin und 6-Mercaptopurin, dass es auch dabei bleibt und die Krankheit nicht gleich wieder reaktiviert wird.

Stark entzündungshemmend: TNF-Blocker und Integrin-Hemmer

TNF-Blocker sind Antikörper, die gegen den Tumor-Nekrose-Faktor gerichtet sind. Dieser Tumor-Nekrose-Faktor ist ein körpereigener Entzündungsbotenstoff. Wird er blockiert, so wird auch der Entzündungsprozess gestoppt.

Zu den Wirkstoffen gehören:

Durch diese Stoffe kann die Colitis ulcerosa zwar gemildert werden. Allerdings besteht die Gefahr, dass schwere Nebenwirkungen auftreten. Denn die Immunprozesse werden nicht nur im Magen-Darm-Trakt, sondern im ganzen Körper gehemmt. Schlummernde Keime wittern ihre Chance und werden wieder aktiv. Im günstigsten Fall bleibt es bei einem leichten Infekt. Es können aber auch schwere Lungenentzündungen entstehen.

Ein vergleichsweise neues Medikament ist der Integrin-Hemmer Vedolizumab (Entyvio®). Das Mittel soll gezielt und nur im Magen-Darm-Trakt wirken, um die unerwünschten Wirkungen auf andere Organe möglichst stark zu reduzieren.

Zu bedenken ist aber, dass die TNF-Blocker und der Integrin-Hemmer noch relativ neu und wenig erprobt sind (am meisten Erfahrungen gibt es mit Infliximab). Es liegen also kaum Langzeitbeobachtungen vor. Dazu kommt, dass die Mittel sehr teuer sind. Sie werden daher nur bei schweren Verläufen und/oder speziellen Fällen verschrieben.

Nur in Extremfällen: Ciclosporin und Tacrolimus

Ciclosporin und Tacrolimus sind wirklich absolute Ausnahmemittel. Sie werden nur bei einem ungewöhnlich heftigen Schub (Ärzte sprechen manchmal von einem "fulminanten Schub") eingesetzt. Diese Mittel wirken – im Gegensatz zu Azathioprin und 6-Mercaptopurin – sehr schnell. Sie wurden ursprünglich entwickelt, um bei Transplantationen zu verhindern, dass Organe abgestoßen werden. Beide Stoffe sind definitiv nicht dazu da, um die symptomfreie Zeit zwischen zwei Schüben zu verlängern.

Probiotika: Bakterien unterstützen den Darm

Probiotika sind Präparate mit lebenden Bakterienstämmen – aber selbstverständlich nur solchen, die dem Darm gut tun und nicht etwa Krankheiten auslösen. Konkret geht es hier um das Bakterium Escherichia coli Stamm Nissle 1917 (Mutaflor®). Es lindert unter anderem Entzündungen im Darm.

Studien haben gezeigt, dass diese Probiotika ähnlich gut wirken wie Aminosalicylate (z.B. Mesalazin). Insofern ist die Therapie damit durchaus einen Versuch wert, wenn Sie an einer leichten Colitis ulcerosa leiden und andere Mittel nicht geholfen haben. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Blähungen. Achten Sie bitte darauf, dass Sie das Mittel immer im Kühlschrank aufbewahren.

Antibiotika bei Folgeinfektionen

In speziellen Einzelfällen werden gegen die Colitis ulcerosa – oder besser gesagt gegen deren Komplikationen oder Folgen – Antibiotika eingesetzt. Anlass dazu gibt beispielsweise die Pouchitis (die Endung "-itis" bedeutet, dass sich das betreffende Organ entzündet hat). Ein Pouch ist ein Beutel, der aus Dünndarmschlingen geschaffen wird, wenn zuvor Grimmdarm und Mastdarm entfernt wurden. Wenn der Pouch nun Probleme macht, werden oft Antibiotika wie Ciprofloxacin oder Metronidazol gegeben.

2. Operation

Wenn nichts mehr hilft, Medikamente keinen Erfolg bringen, Sie weiter viele Durchfälle haben, vielleicht auch noch stark an Gewicht verlieren, die Krankheit also einfach nicht zur Ruhe kommen will, ist es unter Umständen an der Zeit, über eine Operation nachzudenken.

Manchmal führt kein Weg daran vorbei

Werden Krebsvorstufen bei Ihnen festgestellt, ist ein Eingriff ohnehin nicht mehr zu umgehen. Schließlich geht es nun nicht mehr nur um Schmerzen oder Durchfälle, sondern darum zu verhindern, dass sich tatsächlich ein bösartiger Tumor entwickelt. Sollte der Darm durchbrechen oder eine lebensbedrohliche Blutung auftreten, gibt es auch nichts mehr zu überlegen – dann muss es oft sehr schnell gehen mit einer Operation.

Durch eine Operation erreicht man folgendes: Wird der Dickdarm einschließlich Mastdarm komplett entfernt, ist die Darmentzündung quasi ausgeschaltet – klar, es ist ja kein Dickdarmgewebe mehr vorhanden. Beschwerden außerhalb des Darms können allerdings weiter bestehen.

Natürlich ist es ganz wichtig, die Vor- und Nachteile eines solchen Eingriffs genau zu überdenken, sich beraten zu lassen, Experten aufzusuchen. Eine Operation ist eine große Entscheidung, aber sicher nicht immer die schlechtere Variante. Nicht wenige Betroffene berichten, dass sie dadurch an Lebensqualität gewinnen.

Schonende Operationsverfahren

Mittlerweile gibt es gute Operationstechniken. Oft kann sogar minimalinvasiv operiert werden – mit der sogenannten Schlüsselloch-Chirurgie. Es sind nur wenige Schnitte nötig, um die entsprechenden Instrumente in den Bauchraum einzuführen. Manchmal ist es zwar ratsam, vorübergehend einen künstlichen Darmausgang anzulegen (das wird auch als passageres oder temporäres Stoma bezeichnet). Aber er kann meistens nach wenigen Monaten, wenn die inneren Wunden verheilt sind, wieder zurückverlegt werden.

Um den vorhandenen, natürlichen Darmausgang dauerhaft zu erhalten, geht der Arzt so vor: Er spart bei der Operation einen kleinen Teil des Enddarms aus und verschont den Schließmuskel. Diesen "Enddarmstumpf" verbindet er später mit dem Dünndarm. Damit der Nahrungsbrei nicht zu schnell hindurch rauscht und allzu häufigen Stuhldrang auslöst (immerhin fehlt ja jetzt der Dickdarm, der den Stuhl normalerweise auch eindickt), wird aus den Schlingen Ihres Dünndarms ein Reservoir gemacht, der Pouch. Das ist eine Art Tasche, in der größere Mengen des Stuhls aufgefangen und gesammelt werden.

3. Andere Behandlungsmaßnahmen

Vielleicht sind Sie es leid, immer wieder Medikamente zu nehmen, bei deren langen Listen an Nebenwirkungen Sie nur noch zusammenzucken. Möglicherweise suchen Sie nach anderen Wegen und Heilmitteln. Das ist absolut verständlich.

Ein Versuch mit Akupunktur, Heilpflanzen oder Homöopathie kann sicher nicht schaden. Beweise dafür, dass diese Verfahren tatsächlich helfen, gibt es allerdings nicht. Außerdem rate ich Ihnen, auf die jeweilige Qualifikation des Therapeuten zu achten und sich über die Methode und die Kosten gut zu informieren.

Kann ergänzend hilfreich sein: Curcumin

Eine erstaunliche Karriere bei der Behandlung einer Colitis ulcerosa zeigt ein Stoff aus der Curry-Pflanze: das Curcumin. Es ist sogar ausdrücklich in den ärztlichen Behandlungsleitlinien genannt. Demnach kann es sinnvoll sein, Curcumin in einer Ruhephase einzusetzen – allerdings wiederum nicht als einziges Mittel, sondern zusätzlich zu einem Aminosalicylsäure-Präparat (Mesalazin). Zudem haben Studien ergeben, dass Curcumin auch im akuten Schub durchaus einen lindernden Effekt hat. Als weitere Heilpflanze ist in den Leitlinien der Indische Flohsamen (Plantago ovata) erwähnt.

Keinesfalls sollten Sie aber Ihre bisherigen Medikamente einfach selbstständig absetzen. Damit können Sie Ihrem Körper manchmal mehr schaden als helfen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, was für Möglichkeiten es gibt, gegebenenfalls die Dosis zu reduzieren. Komplementäre Mittel oder Therapien sollten – zumindest zunächst – nur eine Ergänzung sein.

Prognose und Vorsorge

Verlauf bei jedem unterschiedlich

Wenn die Colitis ulcerosa einmal da ist, bleibt sie auch. Im Durchschnitt tritt alle zwei Jahre ein Schub auf. Aber das ist natürlich nur Statistik, im Einzelfall kann das wieder ganz anders aussehen. Grund zum Optimismus gibt aber doch, dass die Schübe im Laufe des Lebens bei den meisten Betroffenen schwächer werden. Trotzdem gilt: Wirklich ausschalten lässt sich die Krankheit nur, wenn Sie den Dickdarm und den Mastdarm komplett entfernen lassen.

Ansonsten hängt die Prognose vor allem davon ab, welche Darm-Abschnitte betroffen sind. Wenn sich die Entzündung auf den Mastdarm und den S-förmigen Teil des Grimmdarms (Sigmoid) beschränkt, können Sie im Idealfall von einer normalen Lebenserwartung ausgehen. Ungünstiger ist es, wenn die Krankheit den kompletten Dickdarm angegriffen hat.

Vorsorgeuntersuchungen unbedingt regelmäßig wahrnehmen!

Bekannt ist, dass das Krebsrisiko bei Colitis-Betroffenen erhöht ist. Deswegen sollten Sie wirklich darauf achten, die empfohlenen Untersuchungen durchführen zu lassen. Experten raten dazu, bei Befall des gesamten Dickdarms ab dem 8. Krankheitsjahr jedes Jahr zur Darmspiegelung zu gehen. Hat sich die Entzündung dagegen nicht über die linke Darmbiegung (Flexur) im linken Oberbauch hinaus ausgedehnt, so reicht es, wenn Sie damit ab dem 15. Krankheitsjahr beginnen.

Grundsätzlich ist es ratsam, all Ihre Ärzte über Ihre Erkrankung zu informieren – etwa den Hautarzt, den Augenarzt, den Orthopäden und ggf. den Frauenarzt. So können Sie dafür sorgen, dass auch Symptome außerhalb des Darms beachtet und berücksichtigt werden.

Alltag und Selbsthilfe

Die Beschwerden, Durchfälle, Entzündungen und Schmerzen gehen an den meisten nicht spurlos vorüber. Vielen Betroffenen hilft es, wenn sie regelmäßig Sport machen. Dadurch halten sie sich fit, sind besserer Stimmung und reduzieren Stress. Sie sollten aber das richtige Maß finden und es nicht übertreiben. Außerdem gibt es Phasen, in denen Sie sich lieber schonen sollten, etwa in einem schweren Schub oder direkt nach einer Operation. Auch Meditation, Entspannungsübungen und Massagen machen die Krankheit manchmal erträglicher.

Die richtigen Worte finden: Austausch mit anderen Betroffenen

Viele Betroffene schämen sich, weil sie den Stuhlgang nicht mehr so gut kontrollieren können oder Hals über Kopf zur Toilette rennen müssen. Der ein oder andere leidet unter Blähungen. Und auch ein künstlicher Darmausgang ist gewöhnungsbedürftig, selbst wenn er nur für einige Zeit nötig ist. Gerade bei diesen Themen ist es gut, mit anderen Betroffenen zu sprechen, Tipps und Erfahrungen auszutauschen. Erkundigen Sie sich nach Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe.

Im Alltag geht es manchmal auch ganz ohne Worte: Im Internet können Sie sich einen Anhänger bestellen, auf dem kurz und einfach erklärt ist, dass Sie an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung leiden und daher oft und schnell eine Toilette brauchen. Wenn Sie dieses Infokärtchen zeigen, brauchen Sie nichts mehr zu erklären.

Fürs Smartphone gibt es Apps für Menschen mit chronisch-entzündlicher Darmerkrankung. Damit können Sie Ihre Medikamentenpläne speichern sowie Stuhlgänge, Schmerzen, Gewicht und Trinkmenge dokumentieren. Zudem zeigt Ihnen die App an, wo die nächste Toilette ist.

Keine Vorschriften zur Ernährung

Was die Ernährung anbelangt, so gibt es keine allgemeingültige und spezifische "Colitis ulcerosa-Diät". Probleme machen manchmal blähende Nahrungsmittel. Auch Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit, Xylit und Isomalt können zu Blähungen und Durchfällen führen. Ganz wichtig ist, dass Sie eine Mangelernährung verhindern. Einige Patienten essen zu wenig oder zurückhaltend, weil sie Schmerzen befürchten.

Wenn Sie gerade in einem akuten Schub sind, sollten Sie möglichst wenige Ballaststoffe zu sich nehmen. Ist der Schub extrem heftig oder hat sich sogar ein toxisches Megakolon gebildet, kann unter Umständen eine künstliche Ernährung notwendig sein, bei der der Verdauungstrakt umgangen wird.

Quellen:

  • Aktualisierte S3-Leitlinie Colitis ulcerosa der Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), online unter www.awmf.org (zuletzt aufgerufen am 4. September 2019).
  • Von Arnim U, Nikolaus S.: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. 40 Fragen und Antworten für Patienten. Stuttgart: Thieme; 2015.
  • Bendas G, Düfer M.: Update Biologicals. Rekombinate Proteine und ihr therapeutischer Einsatz. Stuttgart: Deutscher Apotheker Verlag; 2016.
  • Braun J, Dormann, A J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. 13. Aufl. München: Elsevier, Urban & Fischer; 2016.
  • Furger P.: Innere Medizin quick. 4. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2015.
  • Karow T, Lang-Roth R.: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie. 25. Aufl. Pulheim: Karow, 2016.
  • Langsch R, Zillessen E.: Morbus Crohn – Colitis ulcerosa. 222 Fragen und Antworten für Betroffene und ihre Angehörigen. o.O.: Pabst Science Publishers; 2016.
  • Lüllmann H, Mohr K, Hein L et al.: Pharmakologie und Toxikologie. Arzneimittelwirkungen verstehen – Medikamente gezielt einsetzen. 18. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2016.
  • Mutschler E, Geisslinger G, Menzel S et al.: Pharmakologie kompakt. Allgemeine und Klinische Pharmakologie, Toxikologie. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2016.

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