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Arthrose: Symptome, Behandlung, Prognose

Gelenkschmerzen haben wir alle mal. Vor allem bei älteren Menschen steckt aber oft eine Arthrose dahinter. Dieser Beitrag beschreibt das Krankheitsbild der Arthrose mit seinen Entstehungsmechanismen und typischen Beschwerden. Anhand der Hüftarthrose werden beispielhaft Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt.

Was ist eine Arthrose?

Der Begriff Arthrose (arthrosis deformans) beschreibt ein Missverhältnis zwischen der Belastbarkeit und der tatsächlichen Belastung von Gelenken. Dadurch kommt es mit der Zeit zu schmerzhaften Verschleißerscheinungen. Die verschiedenen Gelenkanteile „laufen nicht mehr rund“ oder sind schlichtweg überlastet.

Druck und Reibung schädigen den Knorpel, der die knöchernen Gelenkflächen wie eine Schutzschicht überzieht. Mit der Zeit wird der Knorpel stellenweise oder großflächig komplett abgebaut. Abgeschilferte Knorpelteilchen lösen eine Entzündung der Gelenkinnenhaut aus (Synovialitis). In der unter dem Knorpel befindlichen Knochenhaut (Periost) liegen Millionen freier Nervenenden, was sie hoch empfindlich macht. Reibt schließlich bei jeder Bewegung Knochen auf Knochen, kommt es zu starken Schmerzen.

Vor allem Hüfte und Knie betroffen

Arthrose ist heutzutage eine Volkskrankheit. Etwa acht bis zehn Millionen Menschen in Deutschland leiden daran. Betroffen sind vor allem die Hüft- und Kniegelenke (Coxarthrose und Gonarthrose). Aber auch kleine Gelenke, zum Beispiel an den Fingern (Bouchard-Arthrose, Heberden-Arthrose), können erkranken. In Zukunft wird die Krankheitshäufigkeit aufgrund der immer älter werdenden Gesellschaft noch zunehmen.

Je nach Krankheitsstadium sind die Beschwerden sehr unterschiedlich, was verschiedenste Therapien nötig macht. Von der frei verkäuflichen Schmerzsalbe, die Kritiker eher als psychologische Maßnahme belächeln, bis hin zum künstlichen Gelenk ist eine enorme Bandbreite an Behandlungsmöglichkeiten vorhanden.

Ihr Arzt wird bei Gelenkschmerzen prüfen, ob Sie an Arthrose leiden und mit Ihnen die für Sie derzeit beste Behandlung besprechen. Zweit- und Drittmeinungen einzuholen steht Ihnen jederzeit frei. Mit der richtigen Therapie können Sie auch als Arthrose-Patient ein normales Leben führen, sei es mit Medikamenten oder durch eine Operation. Auch nach der Versorgung mit einem künstlichen Gelenkersatz sollten Sie nach drei bis sechs Monaten Ihr Leben wieder wie gewohnt führen können.

Ursachen

Hauptsächlich im Alter, aber auch durch entzündliche Gelenkerkrankungen, durch angeborene Fehlstellungen, stetige Überlastung oder Übergewicht (sekundäre Form) und nach Unfällen (posttraumatisch) entstehen die degenerativen Veränderungen in den Gelenken. Bei der primären oder idiopathischen Form ist die Ursache unbekannt.

Manche Medikamente (bestimmte Antibiotika oder die Blutgerinnung hemmende Mittel), die Bluterkrankheit und erhöhte Harnsäurewerte stehen ebenfalls im Verdacht, Knorpelschäden auszulösen. Der Einfluss von hormonellen und genetischen Faktoren auf die Knorpelstruktur wird in Fachkreisen noch diskutiert.

Vorbeugung

Gewichtskontrolle und ausreichend Bewegung

Konkrete vorbeugende Maßnahmen gibt es leider nicht. Idealgewicht, regelmäßige Bewegung und eine gesunde, ausgewogene Ernährung sind allgemein zu empfehlen, um Fehl- und Überbelastung der Gelenke zu reduzieren und die Knorpelernährung zu unterstützen. Extrem- und Kontaktsportarten bergen ein hohes Verletzungsrisiko und sind deshalb kritisch zu überdenken.

Nach Unfällen oder bei angeborenen Fehlstellungen (zum Beispiel bei Hüftdysplasie, X-Beinen oder O-Beinen) können spezifische Operationen helfen, die Entstehung von Arthrose zu vermeiden oder zu verzögern. Die Gelenkanteile werden dabei in eine neue – korrekte – Beziehung zueinander gebracht. Eine Versorgung mit einem künstlichen Gelenkersatz (Endoprothesen, s.u.) kann so oft unterbleiben oder lange hinausgezögert werden.

Symptome

Die Symptome einer Arthrose sind vom Stadium der Erkrankung abhängig. Zu Beginn fällt einem meist nur eine Bewegungseinschränkung auf, die vor allem morgens besteht (sog. Morgensteifigkeit). Hinzu kommt ein Anlaufschmerz, also ein Schmerz, der zu Beginn einer Belastung auftritt und nach einiger Zeit wieder verschwindet. Mit dem Fortschreiten der Arthrose kommt es dann zu Schmerzen bei jeder Belastung oder Bewegung.

Besteht eine sogenannte aktivierte Arthrose, die einer Gelenkentzündung samt Flüssigkeitsansammlung (Erguss) entspricht, sind alle typischen Entzündungszeichen erkennbar – Schwellung, Rötung, Überwärmung, starke Schmerzen und Bewegungseinschränkung.

Diagnostik

Zuständig für die Diagnosestellung ist der Orthopäde (Facharzt für Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats). Er fragt nach den Beschwerden und prüft das Aussehen des betroffenen Gelenks. Mittels spezieller Handgriffe kann er die Gelenkbeweglichkeit und Schmerzhaftigkeit untersuchen.

Charakteristische Veränderungen im Röntgenbild

Zur exakten Diagnosestellung sind grundsätzlich Röntgenaufnahmen des Gelenks nötig. So können Arthrose-typische Veränderungen sichtbar gemacht werden, zum Beispiel Knochenverdichtungen unterhalb der Knorpelschicht (Stadium I), eine Verschmälerung des Gelenkspalts, Unebenheiten der Gelenkflächen und Knochenanbauten (Stadium II-III), bis hin zu einer regelrechten Deformierung der Gelenkanteile (Stadium IV). Nicht immer stimmen dabei die beklagten Beschwerden mit den erhobenen Befunden überein. Die Beschwerden können deutlich stärker oder schwächer ausgeprägt sein, als beim jeweiligen Röntgenbefund zu erwarten.

Die Strahlenbelastung ist mit den heute eingesetzten, meist digitalen, Röntgengeräten gering. Manchmal sind auch zusätzlich Schichtbildaufnahmen (Computertomographie / CT mit Röntgenstrahlung, Kernspintomographie / MRT ohne Röntgenstrahlung) nötig, um andere Ursachen der Beschwerden auszuschließen. Durch Blutuntersuchungen und gegebenenfalls das Abziehen von Gelenkflüssigkeit (Punktion) kann im Bedarfsfall festgestellt werden, ob eine rheumatische Erkrankung oder Gelenkinfektion besteht.

Behandlung

Die eine typische Therapie gegen Arthrose gibt es nicht. Die Behandlung richtet sich vielmehr nach den beklagten Beschwerden, dem Ausmaß der Gelenkveränderungen und den bestehenden Einschränkungen in Alltag, Beruf und Sport. Die nachfolgend vorgestellten Therapieansätze sind primär für alle Arthrose-Formen gültig, etwas genauer schauen wir dann auf die Behandlung der Hüftarthrose.

Medikamente gegen Arthrose

Eine bedeutende Rolle in der medikamentösen Behandlung einer Arthrose spielt die Schmerztherapie. Obwohl ohne heilenden Charakter, ist sie angesichts der oft heftigen Schmerzen bei fortgeschrittener Arthrose meist unverzichtbar. Die Schmerzlinderung kann in Form von Salben, Tabletten oder Tropfen (und selten auch Pflastern) erfolgen.

Je nach Intensität der Schmerzen werden folgende Medikamentengruppen empfohlen bzw. verordnet:

Schmerzsalben

Schmerzsalben sind eine Option bei geringen Beschwerden oder unterstützend zu allen anderen Therapieansätzen. Sie sind frei verkäuflich in der Apotheke erhältlich.

Inwieweit Schmerzsalben bei Arthrose tatsächlich wirken, ist jedoch umstritten. Kritiker bemängeln, die Wirkung würde wie bei einem Placebo (Scheinmedikament) nur im Kopf stattfinden. Etwa nach dem Motto „Wenn man daran glaubt, hilft es auch“. Probieren Sie am besten selbst einmal aus, ob Sie durch die Salben eine positive Veränderung verspüren.

Folgende Wirkstoffe werden oft verordnet:

Diclofenac

Der Wirkstoff Diclofenac hemmt ein körpereigenes Enzym, die Cyclooxygenase. Dieses Enzym ist an Entzündungsreaktionen im Körper maßgeblich beteiligt und damit auch an der Schmerzentstehung.

Eine etwa kirschgroße Menge Salbe wird auf die intakte Haut aufgetragen. Je nach Wirkstoffmenge in der Salbe erfolgt die Anwendung zwei bis drei Mal täglich. Informationen hierzu erhalten Sie von Ihrem Arzt oder in der Apotheke bzw. finden Sie in der Packungsbeilage. Der Wirkstoff soll über die Haut aufgenommen werden und direkt am Ort des Geschehens - unter Umgehung des Magen-Darm-Trakts - entzündungshemmend und somit schmerzlindernd wirken. Zum Schutz Ihrer Kleidung vor Flecken können Sie das mit Salbe versorgte Gelenk mit einem Verband bedecken. Dieser sollte aber nicht einschnüren oder Sie in Ihren Bewegungen behindern.

Beispiele: Voltaren® Schmerzgel forte, Diclo-ratiopharm® Schmerzgel

Ibuprofen

Ibuprofen wirkt auf sehr ähnliche Weise wie Diclofenac. Durch Hemmung der Cyclooxygenase wird die Produktion von bestimmten Botenstoffen gehemmt, den Prostaglandinen, die für die Schmerzweiterleitung im Körper zuständig sind.

Das gelöste Ibuprofen liegt in mikroskopisch kleinen Fragmenten vor, die in die obersten Hautschichten einwandern. Von dort aus soll der Wirkstoff direkt in das tieferliegende, schmerzende Gewebe vordringen, um dort seine schmerz- und entzündungshemmende Wirkung zu entfalten. Der Gesamtorganismus wird auf diese Weise weniger belastet als bei der Anwendung von Ibuprofen in Tablettenform. Zur Anwendung der Gels und Salben siehe unsere Erläuterungen unter Diclofenac.

Beispiele: Doc® Schmerzgel, Proff® Schmerz-Creme

Ibuprofen, Diclofenac & Co: NSAR in Tablettenform

Die oben genannten Entzündungshemmer mit schmerzstillender Komponente wie Ibuprofen und Diclofenac gibt es natürlich auch als Tabletten. Die Wirkstoffe werden auch als NSAR bezeichnet (nichtsteroidale Antirheumatika, also Rheumamittel ohne Kortisonanteil). Diese Bezeichnung ist aber irreführend, da die Wirkstoffe nicht nur bei Rheuma eingesetzt werden können.

Es sind verschiedene Dosierungen im Handel erhältlich, bei Ibuprofen beispielsweise gibt es Tabletten mit 200 mg Wirkstoff bis hin zu 800 mg. Die höherdosierten Tabletten sind in Deutschland verschreibungspflichtig.

Der Wirkmechanismus beruht auf einer Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase und auf einer daraus folgenden Hemmung der Prostaglandine im Körper.

Nebenwirkungen sind vor allem Magen-Darm-Probleme bis hin zu Geschwüren und Blutungen. Daher sollte zusätzlich zu diesen Medikamenten immer ein Magenschutz verordnet werden.

Die NSAR im Überblick:

  • Ibuprofen (Beispiele: Ibu-ratiopharm®, Nurofen®)
  • Piroxicam (Beispiele: Piroxicam AbZ®, Piroxicam Stada®)
  • Naproxen (Beispiele: Dolormin®, Naproxen AL®)
  • Acetylsylicylsäure (Beispiele: Aspirin®, Thomapyrin®)
  • Diclofenac (Beispiele: Voltaren® resinat, Diclac®)
  • Celecoxib: Der Wirkstoff gehört zur Gruppe der sogenannten Cox-2-Hemmer. Das ist eine Stoffgruppe, die entwickelt wurde, um selektiv Entzündungen zu behandeln, aber gleichzeitig die Magenschleimhaut vor Schädigungen zu schützen. Letzteres ist bei den anderen NSAR oft ein Problem. Die Anwendung von Celecoxib sollte trotzdem nur so kurz wie möglich und in geringer Dosierung erfolgen, weil mit der Dosis und der Dauer der Behandlung das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt. (Beispiele: Celebrex®, Celecoxib TAD®)
  • Etoricoxib: Wie Celecoxib gehört auch Etoricoxib zu den Cox-2-Hemmern. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist geringer.

Weitere Schmerzmittel ohne Opioid-Anteil

  • Metamizol: Der Wirkstoff blockiert bestimmte Stellen der Schmerzrezeptoren im Körper. Die Schmerzweiterleitung wird dadurch unterbrochen. (Beispiele: Novalgin®, Novaminsulfon Lichtenstein®)
  • Paracetamol: Keine entzündungshemmende Wirkung. Die schmerzlindernde Wirkung entsteht durch Hemmung der Schmerzweiterleitung ins Gehirn. (Beispiele: ben-u-ron®, Paracetamol ratiopharm®)

Opioide (Schmerzmittel mit morphinartiger Wirkung)

Diese starken Schmerzmittel fallen zum Teil unter das Betäubungsmittelgesetz. Da sie die Reaktionsfähigkeit auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch stark einschränken können, ist im Straßenverkehr sowie beim Bedienen von Maschinen Vorsicht geboten. Weitere Nebenwirkungen können Verstopfung, Euphorie und Atemstörungen sein. Wichtig zu wissen ist, dass der Entzug von diesen Medikamenten ausgesprochen schwierig sein kann.

Die Opioide im Überblick:

  • Tilidin: Ein industriell hergestelltes schwaches Opioid, dessen Stoffwechselprodukte die Schmerzwahrnehmung im Gehirn hemmen. Teilweise wird der Opioid-Gegenspieler Naloxon beigemischt, um typische opioid-bedingte Nebenwirkungen zu reduzieren. (Beispiele: Valoron®, Valoron® N)
  • Tramadol: Der Wirkstoff dieses ebenfalls schwachen Opioids bindet zum einen an Opioid-Rezeptoren im Gehirn und wirkt dort ähnlich wie bestimmte Botenstoffe, die die Schmerzwahrnehmung hemmen. Zum anderen hemmt er die Wirkung weiterer körpereigener Substanzen, die eine den Antidepressiva vergleichbare Wirkung auf die Schmerzwahrnehmung haben. (Beispiele: Tramal-long®, Tramadol CT®)
  • Oxycodon: Stark wirksames Opioid. Es bewirkt an den Opioid-Rezeptoren im Gehirn eine ähnliche Reduktion der Schmerzwahrnehmung wie körpereigene Stoffe. In Kombination mit dem Opioid-Gegenspieler Valoron wird vor allem die Gefahr einer Stuhlverstopfung als Nebenwirkung reduziert. (Beispiele: Oxygesic®, Targin®)
  • Fentanyl: Ebenfalls ein stark wirksames Opioid, das bei chronischen Schmerzen vor allem in Form von Pflastern zur Anwendung kommt. Das Pflaster wird auf die Haut, zum Beispiel am Oberarm, aufgeklebt. Die Körperwärme sorgt für die Freisetzung des Wirkstoffes, der über die Haut aufgenommen wird. Nach 72 Stunden wird das Pflaster entfernt, das nächste Pflaster wird auf die Gegenseite geklebt. Im Gegensatz zu Schmerzsalben, die ebenfalls auf der Haut angewendet werden, wirken opioidhaltige Schmerzpflaster nicht nur lokal, sondern wie die anderen Opioide im zentralen Nervensystem. (Beispiele: Durogesic SMAT®, Fentanyl-Hexal®)

Knorpelschützende Präparate

Knorpelschützende Präparate wirken entzündungshemmend, unterstützen den Knorpelaufbau und hemmen den Knorpelabbau.

  • Glucosamin: Glucosamin ist ein Bestandteil des Gelenkknorpels. Industriell erzeugt soll er in den defekten Knorpel eingebaut werden und diesen „reparieren“. (Beispiele: Glucosamin Doppelherz®, Glucosamin taxofit®)
  • Chondroitin: Der von knorpelbildenden Zellen produzierte Stoff trägt dazu bei, den Knorpel gegen Druck- und Stoßwirkung zu schützen. Als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, trägt er zur Gesunderhaltung des Knorpels bei und soll Verschleißerscheinungen vorbeugen. (Beispiele: Abtei® Gelenktabletten (Kombipräparat), ArthroLoges® Protect)

Pflanzliche Mittel gegen Arthrose

Pflanzliche Arzneimittel gegen Arthrose enthalten meist Wirkstoffe mit leicht entzündungshemmender und knorpelschützender Wirkung. Die Einnahme ist unterstützend zu allen anderen Behandlungsformen möglich. Der Wirkungseintritt kann bei Phytopharmaka verzögert sein und erst nach 2-3 Wochen spürbar werden.

Einige Beispiele:

  • Teufelskralle: Die in der Teufelskralle enthaltenen Stoffe hemmen die Produktion von Botenstoffen, welche für die Knorpelzerstörung und Schmerzentstehung verantwortlich sind. (Beispiele: Rivoltan®, Teufelskralle dura®)
  • Weidenrinde: Sie enthält Stoffe, die dem Aspirin®-Wirkstoff Acetylsalicylsäure ähnlich sind. Die entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkung ist jedoch geringer. (Beispiele: Pater Severin® Weidenrinde-Tropfen)

Medikamente zur Anwendung im Gelenk

Bei Bedarf können Medikamente auch direkt in das betroffene Gelenk gespritzt werden. Hauptsächlich verwendet werden lokale Betäubungsmittel, Kortison, Hyaluronsäure zur Andickung der Gelenkflüssigkeit sowie homöopathische Mittel.

  • Lokale Betäubungsmittel: Durch eine Blockade von schmerzleitenden Nervenfasern hemmen sie die Schmerzweiterleitung in Richtung Gehirn. Häufig in Kombination mit Kortison-Präparaten angewendet. (Beispiele: Naropin®, Xylonest®)
  • Kortison: Starke entzündungshemmende Wirkung. Die Konsistenz der Präparate verhindert, dass sie zügig ins Blut aufgenommen werden. Somit ist eine länger anhaltende Wirkung im entzündeten Gelenk gewährleistet. (Beispiele: Volon A®, Urbason®)
  • Hyaluronsäure: Dient dem Auffüllen bzw. der Andickung der Gelenkflüssigkeit, vergleichbar dem Ölen eines Scharniers. (Beispiele: Hyaluron Hexal®, Ostenil®)
  • Homöopathische Mittel: Ziel der homöopathischen Behandlung der Arthrose ist es, Entzündungsreaktionen zu mildern, Schmerzen zu reduzieren, den Knorpel zu festigen sowie seine Regenerationsfähigkeit und Gleitfähigkeit zu verbessern. (Beispiele: Traumeel®, Zeel®)

Einige Ärzte und Heilpraktiker empfehlen eine Eigenbluttherapie, bei der die Wirkung körpereigener Entzündungshemmer genutzt wird. Dem Patienten wird dazu Blut abgenommen. Entzündungshemmende Stoffe werden abzentrifugiert, eingefroren und diese körpereigenen Substanzen und über mehrere Wochen portionsweise in das betroffene Gelenk gespritzt.

Krankengymnastik und physikalische Therapie

Aufgrund der Schmerzen nehmen Menschen mit Arthrose oft unbewusst eine Schonhaltung ein. Dadurch kommt es auf Dauer zur Schrumpfung von Muskeln und Gelenkkapsel, wodurch weitere Schmerzen entstehen können. Dieser Teufelskreis muss unterbrochen werden. Einen Ansatz dazu bietet die Krankengymnastik bzw. Physiotherapie. Dabei werden, eventuell unter Einsatz von Wärme, verkürzte und verhärtete Strukturen wieder gedehnt und beweglicher gemacht. Durch individuell angepasstes Muskeltraining werden die betroffenen Gelenke entlastet beziehungsweise Fehlbelastungen reduziert.

Bei der physikalischen Therapie kommen je nach Beschwerdebild Wärme- oder Kälteanwendungen zum Einsatz. Mit niederfrequentem Strom können außerdem schmerz- und entzündungshemmende Wirkstoffe über die Haut angewendet werden. Der Strom sorgt dabei zusätzlich für Muskelentspannung und eine verbesserte Durchblutung im Anwendungsbereich.

Operation bei Arthrose

Re-Fixieren von Knorpelfragmenten

Unter bestimmten Bedingungen können durch Verletzungen ausgebrochene Knorpelfragmente arthroskopisch (in Schlüsselloch-Technik) wieder an ihrer alten Position verankert werden. Man bedient sich dazu eines Gewebeklebers, selbstauflösender Pins oder spezieller Schrauben. Nach dem Eingriff wird das betroffene Gelenk für sechs bis zwölf Wochen ruhiggestellt, damit das Fragment in Ruhe einheilen kann.

Verpflanzung von körpereigenem Knorpel (ACT)

Ein lange Zeit hauptsächlich am Kniegelenk angewendetes Verfahren ist die Transplantation von eigenem Knorpelgewebe. Diese Maßnahme gliedert sich in zwei kleine Operationen.

  • Beim ersten Eingriff wird in Schlüsselloch-Technik ein kleines Stück gesunder Knorpel aus einer wenig belasteten Stelle des Gelenks entfernt. In einem Spezial-Labor wird der Knorpel über einige Wochen bis wenige Monate herangezüchtet. Am Ende erhält man ein Knorpelstück, das groß genug ist, um den krankhaften Defekt zu ersetzen.
  • Dieses Stück wird in einem zweiten Eingriff an die betroffene Stelle gebracht und dort fixiert. Dazu ist möglicherweise ein etwas größerer Hautschnitt notwendig. Zur sicheren Einheilung des verpflanzten Knorpels muss das Bein für sechs Wochen komplett mit Gehstützen entlastet werden.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die im ersten Schritt entnommenen Knorpelzellen auf ein Kollagengewebe aufzubringen. In einer zweiten, offenen Operation wird dieses Biomaterial passgenau in den Defekt gesetzt und mit Gewebekleber oder wenigen Nähten fixiert.

Mikrofrakturierung

Ebenso wie die ACT wurde auch die Mikrofrakturierung lange hauptsächlich am Kniegelenk angewendet. Dabei werden im Bereich des Knorpelschadens winzige, wenige Millimeter tiefe Löcher in den darunterliegenden Knochen gebohrt. Dadurch wird das Knochenmark angeregt, verschiedene Entwicklungsstufen von Knorpelzellen zu bilden. Diese sollen den Defekt im Laufe der Zeit mit neuem Eigenknorpel ersetzen. Eine Entlastung mit Gehstützen für sechs Wochen wird empfohlen. Bei Nachkontrollen von Arthrose-Patienten, die eine Mikrofrakturierung am Hüftgelenk durchführen ließen, konnte nach eineinhalb Jahren eine weitgehende Defektfüllung (96%) festgestellt werden.

Abrasions-Arthroplastik

Bei dieser OP-Methode wird in Schlüsselloch-Technik der verdichtete Knochen flächig aufgeraut. Durch die entstehenden kleinen, oberflächlichen Blutungen wird das Knochenmark zur Bildung von Faserknorpel angeregt. Dieser überwächst die Knorpeldefekte im Gelenk innerhalb von etwa vier Wochen. Faserknorpel ist allerdings nicht so stabil wie der ursprüngliche Knorpel. Zusammen mit der Abrasions-Arthroplastik sollte deshalb wenn möglich die operative Beseitigung der Arthrose-Ursache erfolgen.

Endoprothese (Gelenkersatz)

Der Begriff „Prothese“ ist oftmals ein Schreckgespenst, da damit das Abnehmen von Gliedmaßen verbunden wird. Aber keine Sorge, damit hat eine Endoprothese nichts zu tun. Gemeint ist das Ersetzen eines menschlichen Gelenks durch ein künstliches Gelenk (griechisch „endo“ = innen; „pro“ = für; „thesis“ = Setzen, Stellen).

Je nach Ausmaß des Eingriffes spricht man von Totalendoprothese (alle Gelenkanteile werden ersetzt) oder Teilprothese (zum Beispiel ist nur der Hüftkopf betroffen). Wenn es ausreicht, die Oberflächen von Hüftkopf und Hüftpfanne mit einem Schutz zu überziehen, nennt man das Oberflächenersatz.

Die Frage, ob eine Endoprothese mit oder ohne speziellen Knochenzement verankert wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, z.B. vom Alter, von der sportlichen oder beruflichen Belastung, vom Zustand des Knochens und von Voroperationen. Welches Verfahren bei Ihnen in Frage kommt, muss der behandelnde Arzt gemeinsam mit Ihnen entscheiden.

Technik und Erfolge deutlich verbessert

Früher hatte der künstliche Gelenkersatz einen schlechten Ruf. Die Eingriffe dauerten lange, die Patienten mussten eine ganze Woche Bettruhe einhalten und hatten oft ausgeprägte Schmerzen. Außerdem waren Materialermüdung und Abrieb gefürchtet.

Heutzutage gibt es zahlreiche Fortschritte bezüglich Form und Größe der Prothesenteile, der Materialien, bezüglich der Befestigung im Knochen und der Operationstechnik. Aufgrund der immer älterer werdenden Gesellschaft haben Orthopäden und Unfallchirurgen hierzulande viel Erfahrung mit Endoprothesen, und die Operationen werden täglich in einer Vielzahl deutscher Kliniken erfolgreich durchgeführt.

Künstliches Hüftgelenk: Ablauf vor, während und nach der OP

Die Gesamtdauer des Klinikaufenthaltes bei Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks beträgt heute noch etwa ein bis zwei Wochen.

Im Vorfeld der Operation erhält man im Idealfall bereits Besuch von der Physiotherapie und lernt das Gehen mit Unterarmgehstützen („Krücken“) sowie das korrekte Hinsetzen und Aufstehen nach dem Eingriff. Dabei können nämlich schmerzhafte Fehler passieren.

Das Einsetzen einer Hüftprothese dauert etwa anderthalb bis zwei Stunden. Je nach Gesundheitszustand und individuellen Bedürfnissen kann der Eingriff in Vollnarkose oder in Spinalanästhesie („Rückenspritze“) durchgeführt werden. Die erste Nacht verbringt man manchmal auf der Wachstation, wo Atmung und Herz-Kreislauf-Funktion kontinuierlich überwacht werden und bei Problemen wie Schmerzen oder ähnlichem sofort reagiert werden kann. Häufig geht es aber nach dem Eingriff für wenige Stunden in den Aufwachraum und dann direkt wieder zurück auf die Station.

Wie es direkt nach dem Eingriff weitergeht

Je nach Operationsverfahren darf man einige Wochen nur auf dem Rücken liegen und muss ein dickes Kissen zwischen den Beinen platzieren, damit die Beine nicht versehentlich übereinandergeschlagen werden oder man sich auf die Seite dreht (letzteres ist im Schlaf nicht immer zu vermeiden). Auch darf manchmal nur über die betroffene Seite, manchmal nur über die nicht betroffene Seite aus dem Bett aufgestanden werden. Der Grund dafür ist ein mehr oder weniger hohes Risiko, sich die neue Hüfte auszurenken. Die behandelnden Ärzte, Pflegekräfte und Krankengymnasten geben dafür die nötigen Informationen und Hilfestellungen.

Am ersten postoperativen Tag darf man normalerweise zum ersten Mal aufstehen. Dies erfolgt grundsätzlich in Begleitung, da wie nach jedem Eingriff Schmerzen oder Kreislaufprobleme auftreten können. Ziel ist zumindest ein „Vor dem Bett-Stehen“, gegebenenfalls können auch schon einige wenige Schritte unter Anleitung gelaufen werden.

Nach einigen Tagen werden Sie schon eine deutliche Veränderung wahrnehmen und beim Aufstehen, Hinsetzen und Laufen immer sicherer und selbstständiger werden.

Schmerzbehandlung nach der OP

Der Einbau eines künstlichen Gelenks ist heute weniger schmerzhaft als noch vor 20 Jahren. Die Oberschenkelmuskulatur wird heutzutage weniger durchtrennt, stattdessen mehr aufgedehnt. Trotzdem geht es nicht komplett ohne Schmerzen. Viele Kliniken sind jedoch als schmerzfreies Krankenhaus zertifiziert. Sie können spezielle Konzepte für die Schmerztherapie nach bestimmten Eingriffen vorweisen. Doch auch in allen anderen Kliniken können Sie bei Bedarf Tag und Nacht Schmerzmedikamente erhalten. Melden Sie sich dafür einfach rechtzeitig beim Pflegepersonal, denn je länger Sie die Schmerzen versuchen auszuhalten, desto schwerer sind sie dann in den Griff zu kriegen.

Ganz wichtig ist auch, dass Sie nicht das Trinken reduzieren. Viele Betroffene, vor allem Frauen, tun das nach der OP. Der Grund: „Der Toilettengang ist so beschwerlich!“. Aber: Wenn Sie Ihre Trinkmenge drastisch reduzieren und sich zudem wenig bewegen, drohen Kreislaufprobleme, Thrombose, Lungenentzündung, Harnwegsinfektionen und Verstopfung. Alles Dinge, die man nicht haben möchte und die die Beschwerden beim Gang zum Wasserlassen relativieren.

Reha und Anschlussheilbehandlung

Gehen wir mal davon aus, dass alles nach Plan verläuft. Einige Tage nach der OP findet eine Röntgenkontrolle statt, bei nochmals der korrekte Sitz der Prothese überprüft wird. Nach etwa 10 Tagen werden die Fäden oder Klammern entfernt. Ist die Wunde dann komplett verschlossen, dürfen Sie wie gewohnt duschen (sofern nicht schon vorher spezielle „Duschpflaster“ verwendet wurden). Etwa nach 12 bis 14 Tagen dürfen Sie normalerweise in die Reha bzw. zur Anschlussheilbehandlung (AHB). Das Antragsverfahren bei Ihrem Kostenträger (Krankenkasse oder Rentenversicherung) wird bereits während Ihres Klinikaufenthaltes erledigt.

Die Rehabilitations- bzw. Anschlussheilbehandlung ist ambulant in Wohnortnähe möglich. Dies ist häufig für jüngere Patienten interessant. Eine stationäre Rehabilitation bietet hingegen den Vorteil, aufgrund der meist weiteren räumlichen Entfernung vom Wohnort Abstand zu gewinnen und sich ganz auf die eigene Genesung konzentrieren zu können. Den Hotelstandard samt Vollpension und die wegfallenden täglichen Fahrtwege werden oft als Entscheidungsgrund für die stationäre Aufnahme genannt. Voraussetzung für beide Varianten ist, dass Sie längere Wege ohne Hilfe zurücklegen und die Körperpflege eigenständig durchführen können. Für Anwendungen im Wasser muss die Wunde komplett verschlossen sein.

Die Reha dauert gewöhnlich drei Wochen, kann aber bei Bedarf verlängert werden. Nach etwa drei bis sechs Monaten sollten Sie Ihren Alltag wieder wie gewohnt meistern können.

Passiert nichts Ungewöhnliches, wie ein Sturz auf die operierte Hüfte, sollten Sie mit den heutigen Endoprothesen 15-25 Jahre gut leben können. Ein späterer Wechsel ist also nicht immer zu vermeiden. Diese Eingriffe, vor allem wenn die erste Prothese zementiert wurde, sind dann deutlich ausgedehnter.

Prognose

Die Diagnose Arthrose bedeutet nicht gleich, dass ein künstliches Gelenk nötig wird oder man sein weiteres Leben nur noch mit Schmerzmitteln überstehen kann. Allerdings sollten Sie dafür ein paar Dinge beachten, die bereits weiter oben im Text erwähnt wurden:

  • Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung.
  • Empfohlen wird immer wieder der Konsum von Avocado-Öl. Die in der Avocado enthaltenen Stoffe sollen das Risiko reduzieren, Knorpelschäden zu erleiden, indem sie stabilisierend auf die Knorpelstruktur wirken.
  • Bei Übergewicht versuchen Sie, abzunehmen. Das jeweilige Idealgewicht ist nicht immer zu erreichen, aber jedes fehlende Kilo entlastet die Gelenke.
  • Bei der Krankengymnastik erlernte Übungen sollten Sie zumindest mehrmals pro Woche eigenständig durchführen.

Alltag und Selbsthilfe nach der OP

Haben Sie bereits einen Gelenkersatz, gelten per se die gleichen Punkte wie unter Prognose genannt.

  • Zusätzlich ist vor allem in den ersten Monaten nach der OP auf guten Muskelaufbau zu achten.
  • Halten Sie sich außerdem an die erhaltenen Hinweise zum korrekten Aufstehen und Hinsetzen. Das operierte Bein sollte dabei in der Leiste nicht über 90 Grad gebeugt werden, eher weniger.
  • Hilfreich werden dafür oft Sitzmöbel mit erhöhter Sitzfläche empfunden sowie eine Toilettensitz-Erhöhung. Letztere können Sie sich vom Arzt verordnen lassen und im Sanitätshaus beziehen.
  • Gute Kliniken üben außerdem mit Ihnen das sichere Ein- und Aussteigen am PKW sowohl auf der Fahrer-, wie auch auf der Beifahrerseite.
  • Sexuelle Aktivitäten sollten Sie in den ersten Monaten nicht zu wild betreiben, vor allem je nach ärztlichem Hinweis darauf achten, die Beine nicht zu weit zu spreizen bzw. zu überschlagen.

Quellen:

  • S3-Leitlinie Koxrthrose, online unter www.leitliniensekretariat.de (zuletzt abgerufen am 09.09.2019).
  • Deutsche Rheuma-Liga: Leben mit Arthrose. Ein Ratgeber für Betroffene, online unter www.rheuma-liga.de (zuletzt aufgerufen am 09.09.2019).

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